Nun doch: Mehr Geld für Beschäftigte des HTM Peenemünde
Die Beschäftigten des Historisch-Technischen Museums Peenemünde (HTM) auf Usedom bekommen mehr Geld und werden künftig nach Tarif bezahlt. Das hat Mecklenburg-Vorpommerns Wissenschaftsministerin Bettina Martin (SPD) gegenüber der Belegschaft angekündigt.
Der monatelange Streit um höhere Löhne in dem Landesmuseum ist damit beigelegt. Zum 1. September bekommen die 27 Beschäftigen Löhne, die auch im öffentlichen Dienst bezahlt werden. Bisher - so beklagte der Betriebsrat - hätten die Mitarbeiter bis zu 30 Prozent weniger Gehalt in der Tasche. Auch Geschäftsführer Michael Gericke hatte wiederholt auf die niedrige Entlohnung hingewiesen. Ministerin Martin sagte nach den Gesprächen, sie sei "sehr froh", dass sie eine Lösung präsentieren konnte und die Beschäftigten nun eine Bezahlung erhielten, "die sie verdienen".
Land übernimmt Mehrkosten vollständig
Nach NDR Informationen zahlt das Land als Mehrheitsgesellschafter dafür 400.000 Euro mehr im Jahr. Die Gemeinde Peenemünde, die die übrigen 49 Prozent der Anteile hält, soll nicht belastet werden. Der Konflikt galt lange als Belastung für die Glaubwürdigkeit der rot-roten Landesregierung. SPD und Linke fordern unter dem Stichwort "Gute Arbeit" höhere Löhne und wollen öffentliche Aufträge nur an Unternehmen geben, die Tarifbezahlung garantieren. Mit Blick auf die untertarifliche Bezahlung im Landesunternehmen HTM hatte der Betriebsrat mehrfach auf die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit hingewiesen.
CDU findet Martins Informationspolitik "unangemessen"
Von "guten Neuigkeiten für die Beschäftigten im HTM Peenemünde" sprach der Finanzexperte der SPD-Fraktion, Tilo Gundlack. Er ist auch Vorsitzender des Finanzausschusses im Landtag. Gundlacks Ausschuss informierte sich zeitgleich mit Martin in Peenemünde über die Arbeit des Museums. Gundlack deutete an, dass die Einrichtung künftig nicht nur projektbezogen, sondern dauerhaft gefördert werde. Die CDU-Fraktion reagierte mit Genugtuung auf die Einigung. "Der beharrliche Druck, den die CDU-Fraktion an der Stelle entfaltet hat, hat sich offensichtlich gelohnt", erklärte die Abgeordnete Katy Hoffmeister. Die wissenschaftspolitische Sprecherin der Union kritisierte allerdings Martins Informationspolitik als "unangemessen". Noch am vergangenen Donnerstag habe Martin bei der Befragung im Landtag nichts von der bevorstehenden Einigung erwähnt. "Und heute, nur vier Tage später, liegt plötzlich ein Tarifvertrag vor - entweder ist der übers Wochenende vom Himmel gefallen oder Ministerin Martin hat vergangenen Donnerstag die Wahrheit ordentlich gedehnt oder sie wusste es schlicht nicht besser", so Hoffmeister.
Einstige Heeresversuchsanstalt wurde zum Museum
Das Gelände der ehemalige Heeresversuchsanstalt in Peenemünde gilt als einer der größten militärisch-industriellen Forschungskomplexe in Nazi-Deutschland. Im Norden der Insel Usedom wurden Raketen entwickelt, die in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs vor allem auf Ziele in Großbritannien abgefeuert wurden und dort vor allem Zivilisten töteten. Die sogenannten Vergeltungswaffen und Wunderwaffen wurden auch von KZ-Häftlingen gebaut und forderten zahlreiche Opfer. Obwohl die Nationalsozialisten die Raketen als Waffen einsetzten und konzipierten, wird Peenemünde immer wieder als "Wiege der Raumfahrt" bezeichnet. Der Vorschlag von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), Peenemünde zum Weltkulturerbe zu erklären, wurde 2021 nach kurzer Diskussion fallen gelassen.