Neptun Werft in Rostock: Gewerkschaft mahnt zu schneller Meyer-Rettung
Erleichterung bei Belegschaft und Betriebsrat der Neptunwerft in Rostock-Warnemünde. Auf einer Betriebsversammlung hat der Chef des Mutterkonzerns, der finanziell angeschlagenen Meyer-Gruppe, bestätigt, dass der Standort sicher sei.
Die rund 500 Beschäftigten der Neptun Werft in Rostock, die seit über 27 Jahren zum Meyer-Konzern gehört, können aufatmen. Trotz der Schwierigkeiten des Mutterkonzerns in Papenburg sei der Standort an der Warnow nicht gefährdet. Dies bestätigten sowohl die Unternehmensleitung als auch die IG Metall.
Bei der Betriebsversammlung am Montag haben der neue Werft-Leiter Stephan Schmeets und Staatssekretär Jochen Schulte (SPD) die Belegschaft über die aktuelle Lage und die Zukunftsperspektiven informiert. Überraschungen gab es bei der Versammlung nicht. Die Neptun Werft, spezialisiert auf den Bau von Flusskreuzfahrtschiffen, soll von der Neuorganisation der Meyer-Werften-Gruppe nicht negativ betroffen sein.
Keine operativen Änderungen in Warnemünde
Die traditionsreiche Neptun Werft in Warnemünde bleibt operativ unverändert, auch wenn der Meyer-Konzern bis Ende August seinen Unternehmenssitz von Luxemburg nach Deutschland verlegen und künftig als Meyer Neptun GmbH firmieren wird. Diese formale Änderung wird keine Auswirkungen auf das Tagesgeschäft in Rostock haben, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte.
Rettung für Meyer Werft in Papenburg
Während die Neptun Werft stabil bleibt, steht die finanziell angeschlagene Meyer Werft in Papenburg vor einer Rettung. Der Bund und das Land Niedersachsen wollen die Meyer Werft retten. Dafür würden sie vorübergehend die Mehrheit an dem weltgrößten Kreuzfahrtschiffbauer übernehmen. Bundeskanzler Scholz sagte bei einem Besuch in Papenburg, der Bund werde seinen Teil zur Lösung beitragen. Bis Mitte September solle die Übernahme abgeschlossen sein. Allerdings müssen vorher noch der Bundestag und die EU-Kommission zustimmen.
Gewerkschaft mahnt zur Eile
Auch die IG Metall zeigte sich fürs Erste zufrieden, will aber noch keine Entwarnung geben. Denn, so die Gewerkschaft, dem Bund bleibt nicht viel Zeit, sich alle bisher getroffenen Absprachen und Zusagen bestätigen zu lassen. Bundeskanzler Scholz hatte der Meyer-Gruppe in der vergangenen Woche die Unterstützung des Bundes zugesagt. Innerhalb der nächsten drei Wochen müssten der Bundestag und die EU-Kommission nun entscheiden, ob 400 Millionen Euro für den Kauf von rund 90 Prozent der Unternehmensanteile flüssig gemacht werden. Sollte das Vorhaben scheitern, geht der Meyer-Gruppe wohl doch noch die Luft aus.
Damit wäre nicht nur die Neptunwerft in Gefahr, sondern ein weiteres Großprojekt: Gemeinsam mit dem Unternehmen Smulders will die Werft in Rostock Konverterplattformen für Offshore Windanlagen bauen und dafür Flächen des benachbarten Marinearsenals nutzen. Doch der Nutzungsvertrag für das Gelände ist seit Monaten überfällig - wegen der Schieflage bei Meyer, heißt es vom Marinearsenal. Dabei werden die dringend gebraucht, wie Staatssekretär Jochen Schulte am Rande der Betriebsversammlung bestätigt. Wichtig sei diese nicht nur "um Arbeitsplätze zu generieren, man brauche diese ja für den gesamten Transformationsprozess erneuerbarer Energien", so Schulte. Der Bund wolle demnach insgesamt zehn Milliarden Euro zur Verfügung stellen, so Schulte weiter. "Wir werden in diesem Jahr noch dem Landtag einen Gesetzentwurf vorlegen, damit das Land dazu 300 Millionen Euro als Co-Finanzierung beitragen kann und das ist ein klares Bekenntnis zum Standort Warnemünde."
MV beteiligt sich nicht an Rettung der Papenburg-Werft
Mecklenburg-Vorpommern wird sich weiterhin nicht an der Rettung der Werft in Papenburg beteiligen. Die finanzielle Schieflage der Gruppe sei am niedersächsischen Stammsitz in Papenburg beim Bau von Kreuzfahrtschiffen entstanden, erklärte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). "Der Standort in Rostock ist sehr gut ausgelastet und spielt bei den Plänen der Stammwerft in Papenburg eine entscheidende Rolle", so Meyer. Auf der Neptun-Werft sollen Umspann-Plattformen für Windparks auf See gebaut werden, die laut Meyer ein wichtiges Zukunftsfeld für die Meyer-Gruppe sein soll.
Er lobte die Rettung durch den geplanten Einstieg des Bundes und des Landes Niedersachsen. Diese Unterstützung komme indirekt auch dem Rostocker Standort zugute und bringe die gesamte Meyer-Gruppe, so der Wirtschaftsminister, hoffentlich in ruhigeres Fahrwasser.
Einmal mehr zeigt sich: Die Meyer-Krise wirkt über den Standort Papenburg und den Schiffbau hinaus. Auch in Rostock-Warnemünde hofft man nun auf schnelle Entscheidungen in Berlin.