Nachwuchssorgen an Bord: Ein Tag mit Schiffsmechaniker Jan
Der Fachkräftemangel ist nach wie vor das größte Problem für die maritime Wirtschaft. Jeder zweite Betrieb klagt über den anhaltenden Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Deswegen sind auch Schiffsmechaniker wie Jan Meuche auf dem Arbeitsmarkt stark gefragt.
Laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) klagt jeder zweite Betrieb über den anhaltenden Mangel an qualifiziertem Personal. Besonders betroffen sind Berufe wie Schiffsmechanikerinnen und -mechaniker, Nautiker und Maschinenbauer. Rund 20.000 Fachkräfte fehlen deutschlandweit in der maritimen Wirtschaft, davon etwa 5.000 in technischen Berufen und 3.000 in nautischen Berufen, so die Ergebnisse einer aktuellen DIHK-Untersuchung.
Einblick in den Alltag: Schiffsmechaniker Jan Meuche
Es ist 8 Uhr morgens in Warnemünde. An Bord der Arkona, einem Schiff des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Ostsee, bereiten sich Schiffsmechaniker Jan Meuche und sein Team auf einen langen Arbeitstag vor. Sie arbeiten zwölf Stunden am Tag, oft sieben Tage am Stück. Und trotzdem ist der 31-Jährige von der Insel Rügen mit seiner Berufswahl zufrieden: "Das ist einfach mein Traumjob. Auf See, auf dem Wasser sein, an der frischen Luft sein", erzählt Meuche.
Vielseitige Aufgaben, harte Arbeit
Die Arkona ist ein sogenanntes Mehrzweckschiff. Das bedeutet, dass die Crew eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen muss – vom Abschleppen von Schiffen in Not, als Eisbrecher bis hin zur Kontrolle von Seezeichen. An diesem Tag steht die Wartung einer Fahrwassertonne auf dem Programm. "Wir fahren jetzt zur Tonne 17. Einmal im Jahr nehmen wir die raus und kontrollieren sie", erklärt er. Die Crew zieht die Tonne mit einem Kran aus dem Wasser. Als die Tonne an Bord ist, beginnt die Routinearbeit: Die Kette wird kontrolliert, Teile werden ausgetauscht und Massen von Muscheln entfernt. "Die Muscheln sind natürlich ein ganz schönes Zusatzgewicht an der Tonne", bemerkt Meuche. Deswegen werden sie entfernt, die Kette wird überprüft und zum Schluss bekommt die Tonne noch eine Behandlung mit dem Hochdruckreiniger – bevor sie zurück ins Wasser kann.
Wartung und Sicherheit: Routineaufgaben an Bord
Neben der Wartung der Seezeichen gehört auch die Instandhaltung des Schiffs zu den Aufgaben der Schiffsmechaniker. Heute steht das Entrosten von zwei Roststellen auf der Back an. Mit einem Nagelhammer und einer Flex bearbeitet Meuche die Stellen und lackiert sie dann mit Rostschutz. "Damit wir möglichst lange was von unserem Schiff haben, müssen wir dem Rost vorbeugen", erklärt er.
Die Ausbildung zum Schiffsmechaniker
Schiffsmechaniker kümmern sich darum, dass an Bord technisch und maschinell alles läuft. Heißt: Sie kontrollieren zum Beispiel Motoren, Generatoren oder elektrische Systeme. Außerdem unterstützen sie den Kapitän bei der Navigation oder überwachen den Schiffsverkehr. Die Ausbildung zum Schiffsmechaniker dauert in der Regel drei Jahre. In Mecklenburg-Vorpommern liegt die Ausbildungsvergütung durchschnittlich bei rund 1.000 Euro im ersten Lehrjahr, im zweiten sind es rund 1.300 Euro und im dritten um die 1.800 Euro.
Der dringende Bedarf an Nachwuchs
Wegen des Fachkräftemangels sind Leute wie Jan Meuche dringend gesucht. "Ich würde schon sagen, dass das ein harter Job ist, der aber auch sehr viel zurückgibt. Wer sich begeistern kann, für den ist das sicherlich genau der richtige Job", meint er. Auch Kapitän Hügelmann bestätigt den akuten Personalmangel. "Wenn wir zu wenig Personal haben, insbesondere bei den Schiffsmechanikern, sind wir nur noch eingeschränkt einsatzfähig. Zurzeit können hier an Bord zwei Stellen nicht besetzt werden. Auf anderen Schiffen fehlen bis zu 40, 50 Prozent."
Nachwuchs wird dringend gesucht
Der Fachkräftemangel in der maritimen Wirtschaft ist eine ernste Herausforderung, die die Einsatzfähigkeit der Schiffe beeinträchtigt oder in Zukunft beeinträchtigen wird. Nachwuchs wird dringend gesucht, um auch in Zukunft die Aufgaben der maritimen Wirtschaft bewältigen zu können.