Nach Brand auf Ostsee: Von Öltanker "Annika" geht keine Gefahr aus

Stand: 13.10.2024 06:38 Uhr

Der auf der Ostsee vor Mecklenburg-Vorpommern in Brand geratene Öltanker "Annika" ist gelöscht und liegt im Überseehafen von Rostock. Sobald das Schiff gefahrlos betreten werden kann, soll die Suche nach der Brandursache beginnen. Ersten Erkenntnissen nach könnte eine Verpuffung den Brand ausgelöst haben.

Das Feuer in dem auf der Ostsee vor Kühlungsborn und Heiligendamm in Brand geratenen Öltanker "Annika" ist seit dem frühen Sonnabendmorgen aus. Die "Annika" liegt nun abgesichert im Überseehafen von Rostock. Die Feuerwehr hat eine Ölsperre errichtet, um etwaige Verunreinigungen des Wassers zu vermeiden. Bei einer Unterwasserprüfung des Schiffes durch Taucher wurden aber keine Auffälligkeiten gefunden. Allerdings soll es noch eine genauere Auswertung durch die Taucher geben, teilte der Hafenkapitän mit.

Suche nach Brandursache

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Löscharbeiten an einem Tanker. © Screenshot
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Am Montag soll dann die Suche nach der Ursache für den Brand beginnen. Das Schiff müsse zunächst ruhen, damit sich gefährliche Gase entfernen können, wie ein Sprecher der Wasserschutzpolizei Rostock mitteilte. Ein bei den Bergungsarbeiten eingebundener Experte berichtete am Sonnabend von einer Verpuffung an Bord durch eine geplatzte Kraftstoffleitung im Maschinenraum, wodurch der Farben- und Lackraum in Brand geraten sei. Das müssen die Untersuchungen nun zeigen. Zur Zeit halten sich nur eine Brandwache und eine Leinenwache an Bord auf.

"Annika" erreicht in der Nacht Rostocker Hafen

Das havarierte Schiff hatte in der Nacht zu Sonnabend mit Hilfe eines Schleppverbandes den Hafen in Rostock erreicht. Das mit 640 Tonnen Schweröl beladene Schiff wurde die 15 Seemeilen (28 Kilometer) lange Strecke von zwei Schleppern einer privaten Bergungsfirma in den Schüttguthafen Rostock geschleppt. Der Notschlepper "Baltic" und das Mehrzweckschiff "Arkona" begleiteten den Verband. Laut Havariekommando stellten während des Schleppvorganges Kräfte der Feuerwehr Kiel an Bord die Brandwache sicher.

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Restliche Löscharbeiten im Hafen

Der Brand im Inneren des Öltankers hatte einen Großeinsatz von Lösch- und Bergungskräften ausgelöst. Seit Freitagmorgen waren insgesamt etwa 120 Kräfte unter Leitung des Deutschen Havariekommandos vom Wasser, vom Land und aus der Luft im Einsatz. Drei Löschschiffe bekämpften auf der Ostseee über mehrere Stunden den Brand von außen. Bis zum frühen Freitagabend war dieser aber unter Kontrolle. Das Feuer hatte laut Havariekommando offenbar das gesamte Heck des Schiffs erfasst. Die Ladung - Öl und Chemikalien - war aber nicht betroffen. Aus einsatztaktischen Gründen hatte die Gesamteinsatzleitung entschieden, die Brandbekämpfung an einem Liegeplatz von Land fortzusetzen. Im Hafen habe man bessere Möglichkeiten für die Löscharbeiten gehabt als auf offener See, so das Havariekommando.

Crewmitglieder aus Krankenhaus entlassen

Alle sieben Besatzungsmitglieder wurden vom Seenotrettungsboot Wilma Sikorski der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) am Freitagmorgen sicher vom Schiff gerettet. Zwei Besatzungmitglieder hatten nach Angaben des Landkreises Rostock Rauchgas eingeatmet. Vorsorglich wurde die gesamte Crew ins Krankenhaus nach Bad Doberan sowie in die Südtstadtklinik und die Universitätsklinik in Rostock eingeliefert. Am Abend teilte das Havariekommando mit, dass die gerettete Crew der "Annika" entlassen werden konnten. Die sieben Seeleute werden demnach durch Fachkräfte der Deutschen Seemannsmission betreut und erhalten bei Bedarf eine psychosoziale Versorgung.

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Unklar, wo Brand an Bord ausgebrochen ist

Wo genau an Bord der Brand ausgebrochen ist, ist bisher noch unklar. Zunächst wurde angenommen, dass es im Maschinenraum des Schiffes zu einem Feuer gekommen ist. Später gingen die Einsatzkräfte des Deutschen Havariekommandos davon aus, dass sich der Brand auch im Farben- und Lackraum, dem sogenannten "Paintroom", entzündet haben könnte.

Hochseebergungsschlepper "Baltic" im Einsatz

Das 73 Meter lange und 12 Meter breite Schiff mit Heimathafen Stralsund war, wie aus Daten des Schiffstracking-Portals Marine Traffic hervorging am Freitagmorgen gegen 8 Uhr in Rostock in Richtung Travemünde gestartet und stoppte um 9.12 Uhr vor der Küste von Kühlungsborn und Heiligendamm. Laut DGzRS und dem Havariekommando befanden sich zunächst der Seenotrettungskreuzer "Arkona" sowie der Hochseebergungsschlepper "Baltic" und das Mehrzweckschiff "Arkona" bei dem Tanker. Das Seegebiet und der Luftraum wurden in einem Radius von drei Seemeilen um den Havaristen herum gesperrt. 

Umweltkatastrophe konnte abgewendet werden

Landesumweltminister Till Backhaus (SPD) und Umweltorganisationen hatten anlässlich der Havarie ihre Sorge um das Ökosystem Ostsee zum Ausdruck gebracht. Jeder Tropfen Öl, der in die Ostsee gelangt, wäre einer zu viel, hieß es von der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Das Seegebiet nahe der Kadetrinne sei als Naturschutzgebiet mit Steinriffen und Wanderrouten von Schweinswalen besonders gefährdet, laut Minister Backhaus aber auch eine der meistbefahrenen Schifffahrtsstraßen der Welt. Unterdessen lobte die Umweltorganisation WWF den schnellen Einsatz der Rettungskräfte und Löschmannschaften.

Ostsee-Experte: Schiffsverkehr tägliche Bedrohung

Oliver Zielinski, Direktor des Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), äußerte sich erleichtert über den schnellen Rettungseinsatz auf der Ostsee. Solch eine Situation sei besorgniserregend, die Lösch- und Schlepperkapazitäten hätten aber verhindert, dass Öl austritt. Dennoch bestehe die Gefahr auch weiter, so Zielinski. Tag und Nacht seien gut 2.000 Schiffe mit gefährlicher Fracht oder Treibstoff im Tank dort unterwegs. Man müsse sich Gedanken machen, wie viel Schiffsverkehr auf der Ostsee gewollt ist, sagte Zielinski im NDR Interview.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 12.10.2024 | 19:30 Uhr

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