Menschen mit Behinderung soll das Angeln in MV erleichtert werden

Stand: 17.08.2024 11:45 Uhr

Im Rollstuhl sitzen und angeln - das ist in Mecklenburg-Vorpommern bislang kaum möglich. An der Recknitz bei Marlow geht das. Hier gibt es einen behindertengerechten Angelplatz und er soll nicht der einzige bleiben.

von Franz Fanter

An einem stählernen Geländer an der Recknitz mitten im Naturschutzgebiet bei Marlow (Landkreis Vorpommern-Greifswald) stehen fertig aufgebaute Angeln. Das Geländer gehört zu Mecklenburg-Vorpommerns erstem Angelplatz extra für Menschen mit Behinderung. Die Angler heute kommen aus einer Pflegeeinrichtung im 30 Kilometer entfernten Gelbensande. Einer von ihnen ist Uwe Sauck. Angeln ist für ihn unter normalen Bedingungen kaum möglich. "Sich hier auf der Wiese oder am abfallenden Ufer hinzustellen ist eine schwere Sache mit dem Rollstuhl."

Angelstelle mit kleinen Schwächen

. © Screenshot
Uwe Sauck (rechts) ist infolge einer Nervenkrankheit an den Rollstuhl gebunden. Seitdem schätzt er das Angeln.

Die barrierefreie Angelstelle liegt direkt an der Straße, ist gepflastert und hat einen kleinen Parkplatz. Früher, erzählt Uwe Sauck, habe er ein aktives Leben geführt, sei viel Motorrad gefahren. Dann bekam er eine seltene Nervenkrankheit, war infolgedessen auf den Rollstuhl angewiesen. Während er erzählt, bemerkt er, dass wohl ein Fisch angebissen hat. "Da tut sich gerade was", sagt Uwe Sauck und zeigt auf seine Pose, die mehrmals nacheinander abtaucht. Schnell holt er die Angel ein.

Ein Fisch aber ist nicht dran. Stattdessen bleibt der Haken im Uferbereich hängen. Der Abstand zwischen Geländer und Fluss ist bei niedrigerem Wasserstand einfach zu groß. Damit das nicht zum Problem wird, wenn ein größerer Fisch am Haken ist, gibt es dazwischen etwas, das auf den ersten Blick aussieht wie eine kleine Rutsche. Über sie können die Fische angelandet und gegebenenfalls auch wieder zurückgesetzt werden.

Konzept aus Schleswig-Holstein importieren

Die Idee des behindertengerechten Angelns ist mittlerweile optimiert worden - und zwar im benachbarten Schleswig-Holstein. Bernd Dickau, Präsident des Landesanglerverbands in Mecklenburg-Vorpommern will dieses Knowhow nutzen: "Eine Anglerin, ehemals aus Mecklenburg-Vorpommern, die jetzt in Schleswig-Holstein lebt und selbst im Rollstuhl sitzt, hat Konzepte entwickelt, die Anlagen effektiver und kostengünstiger zu erstellen."

Die Konstruktion bestehe komplett aus Holz. Darauf legt der Landesanglerverband besonderen Wert, denn seine Mitglieder können Pflege und Reparaturen so selbst übernehmen. Teure Baufirmen müssen nicht hinzugezogen werden. In Schleswig-Holstein gibt es bereits 36 dieser barrierefreien Angelstellen. Die Gespräche mit dem Angelverband dort laufen. Im Gegenzug plant der Landesanglerverband MV, sein Bildungskonzept "Angeln macht Schule" nach Schleswig-Holstein zu exportieren.

Anlage in Marlow bleibt bestehen

In Marlow wird fleißig weiter geangelt. Uwe Sauck sagt, er habe sich früher nie mit dem Angeln beschäftigt, weil es ihm immer zu ruhig gewesen sei. "Mit dem Rollstuhl komme ich hier bis ans Wasser rangefahren, kann hier sitzen und die Angel reinhalten." Für ihn sei das ein schönes Erlebnis. An diesem Tag fängt er auch noch einen Fisch, einen Barsch. Es ist zwar nur ein kleiner, aber ganz bestimmt nicht der letzte an einer barrierefreien Angelstelle in Mecklenburg-Vorpommern.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 17.08.2024 | 19:30 Uhr

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