Maikatzen überschwemmen Tierheime in Mecklenburg-Vorpommern
Wir sind mitten in den Ferien! Und die Tierheime hier im Land platzen - wie jedes Jahr - aus allen Nähten. Aber in diesem Jahr hat das andere Gründe als sonst.
In diesem Jahr sind nicht die ausgesetzten Tiere das Problem. Sondern es gibt eine Schwemme von Maikitten, also kleinen Katzenjungen.
Maikitten Schwemme wegen des milden Winters
Wegen des milden Winters haben die weiblichen der 50.000 wildlebenden Katzen im Frühjahr schon zwei Mal Junge bekommen. "Jetzt kommen die ganzen Maikatzen aus ihren Verstecken, laufen herum und sind sichtbar. Damit sind die Tierheime randvoll", erklärt Margret Kuhlmann vom Deutschen Tierschutzbund Landesverband MV. Und der dritte Wurf kommt dann noch im Herbst - normalerweise werfen Katzen nur zweimal pro Jahr.
Viele ehrenamtliche Helferinnen nehmen die oft erst wenige Wochen alten Kitten privat mit nach Hause, weil die Kleinen alle drei Stunden rund um die Uhr die Flasche bekommen müssen, wenn sie ohne Mütter gefunden werden. Alleine der Greifswalder Tierschutzbund konnte im Juli etwa 30 Kitten nicht aufnehmen, weil sie belegt waren.
50.000 wildlebende Katzen in MV
In Mecklenburg Vorpommern leben etwa 50.000 meist unkastrierte Straßenkatzen. Das Problem: Keiner fühlt sich wirklich zuständig. Und es fehlt ein landesweites Kastrationsgesetz, dass auch alle privaten Katzenbesitzer verpflichten würde, ihre Freigänger zu kastrieren. Denn: Alle frei lebenden Katzen stammen ursprünglich von Hauskatzen ab. Nur durch konsequente Kastration aller frei lebenden Katzen sei das Problem der unkontrollierten Vermehrung langfristig in den Griff zu bekommen, so Margret Kuhlmann.
Viele Hundebesitzer können Futter- und OP-Kosten nicht mehr bezahlen
Immer mehr Hundebesitzer können Ihre Tiere nicht mehr finanzieren, wegen steigender Futter- und vor allem steigender Tierarztkosten. "Wir bekommen auch Anrufe von verzweifelten Hundebesitzern, die um Hilfe bitten, weil ihr Tier dringend operiert werden muss. Die OP kostet zum Beispiel 700 Euro und die das einfach nicht schaffen, weil sie Rentner sind oder Bürgergeld bekommen", berichtet Kuhlmann.
Ein weiterer Grund für die vollen Heime: Sehr viele Hunde wurden in den letzten Monaten vom Veterinäramt beschlagnahmt. Das heißt, die Besitzer haben die Tiere nicht artgerecht gehalten beziehungsweise stark vernachlässigt. Wie im November letzten Jahres bei Malchin, da wurden gleich 23 verwahrloste Schäferhunde beschlagnahmt, die dann auf die umliegenden Tierheime aufgeteilt wurden.
Taube Bulldogge Daisy beschlagnahmt
Auch die neun Hunde, die aktuell im Tierheim Malchow leben, kommen alle aus Beschlagnahmungen. Wie die weiße Bulldogge namens Daisy. Sie lebte mit einem anderen Hund zusammen in einer Wohnung, bis auf die Knochen abgemagert, als sie gerettet wurde. Erst im Tierheim bemerkten die Mitarbeiter, dass die Hündin taub ist. Die Besitzerin hatte es nicht mitgeteilt. Aber, erklärt Margret Kuhlmann, Daisy reagiere auf Zeichensprache, die müssten die neuen Besitzer allerdings dann erst mal lernen. Diese Tiere mit Handicap seien natürlich noch schwerer zu vermitteln.
Tierheime chronisch unterfinanziert
Das aktuell größte Problem für die 22 Tierheime des Tierschutzbundes ist das fehlende Geld. Denn auch in den Tierheimen machen sich die steigenden Kosten für Heizung, Futter oder Tierärzte deutlich bemerkbar.
Der Landesverband wird mit 100.000 Euro pro Jahr vom Land und dem Deutschen Tierschutzbund für Kastrationen unterstützt und bekommt 300.000 Euro für Baumaßnahmen für alle 22 Tierheime. Das reiche aber bei weitem nicht, sagt Marget Kuhlmann: "Alle Tierheime sind chronisch unterfinanziert. Wir krebsen alle am Existenzminimum und sind froh, wenn wir plus minus Null abschließen können." Futter oder Tierarztkosten werden über Spenden finanziert.
Ihr Vorschlag an die Politiker: Die Einnahmen aus der Hundesteuer umzuwidmen, um die Tierheime zu unterstützen.