MV will stärker gegen Antisemitismus unter Zugewanderten vorgehen
Die Landesintegrationsbeauftragte in Mecklenburg-Vorpommern, Jana Michael, setzt ein Zeichen gegen Antisemitismus. Gerade auch in Teilen der migrantischen Gesellschaft müsse er "klar benannt und bekämpft werden".
Kurz nach dem Überfall der terroristischen Hamas auf Israel im vergangenen Oktober sind die Moschee-Vereine im Land sehr leise geblieben. Einige Landespolitiker vermissten Solidarität mit den Opfern. Die Integrationsbeauftragte Jana Michael geht jetzt einen Schritt weiter. Sie macht den "Antisemitismus in der migrantischen Gesellschaft" zum Thema. Darüber informiert das SPD-geführte Sozialministerium, dort hat Michael ihr Büro.
Verschiedene Formen der Judenfeindlichkeit
Michael erklärt, was ihr wichtig ist: "Uns geht es darum, Antisemitismus gerade auch in Teilen der migrantischen Gesellschaft klar zu benennen und zu bekämpfen." Ein Großteil der Zuwanderer, die Michael im Blick hat, kommt aus dem arabischen Raum. Die Beauftragte verweist auf eine neue Veranstaltungsreihe gemeinsam mit der Dokumentations- und Informationsstelle Antisemitismus (DIA). Michael will dabei über die verschiedenen Formen der Judenfeindlichkeit aufklären, Abwehr-Konzepte entwickeln und über Hilfsangebote informieren. Zwei Runden hat es schon gegeben, eingeladen waren neben Kommunalpolitikern auch Verwaltungsmitarbeiter.
"Nicht gegeneinander ausspielen"
Die dritte Veranstaltung wendet sich an Migranten-Organisationen und Menschen mit Einwanderungsgeschichte, sie ist für den 24. Juni geplant. Michael wirbt für einen differenzierten Blick auf das Problem: "Je nachdem, um welche Gruppierungen es geht, sind unterschiedliche Hintergründe und Ursachen für Antisemitismus relevant und müssen andere Maßnahmen getroffen werden." Verschiedene Gruppen dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Innenminister: "Nicht hinnehmbar"
Der Flüchtlingsrat in Mecklenburg-Vorpommern begrüßte die Initiative. "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist nie gut", sagte die Vorsitzende Ulrike Seemann-Katz. Antisemitismus habe wie Rassismus oder Islamfeindlichkeit nirgends Platz. Die Zahl der antisemitischen Straftaten im Land hatte sich laut Innenministerium2023 im Vergleich zum Vorjahr von 36 auf 115erhöht. Die meisten Taten werden dem sogenannten Phänomenbereich "rechts" zugeordnet. Innenminister Christian Pegel (SPD) sagte Ende April bei der Vorstellung des Berichts jedoch auch, der Terroranschlag der Hamas gegen Israel und der Krieg in Nahost seien zum Anlass für Hetze gegen Juden im Allgemeinen genommen worden. "Das ist für uns, vor allem mit unserer deutschen Geschichte, nicht hinnehmbar", machte Pegel klar.