Impulspapier präsentiert: Bildung gegen Antisemitismus in MV
Heute wurden in Schwerin erste Impulse für einen Aktionsplan gegen Antisemitismus im Land vorgestellt. Das sogenannte Impulspapier wirft mehrere Handlungsfelder auf, darunter Sicherheit und Bildung.
Kulturministerin Bettina Martin, der Beauftragten für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Nikolaus Voss, und Dr. Eckart Schörle von der Landeszentrale für politische Bildung haben am Mittwoch in Schwerin ein sogenanntes Impulspapier für einen Aktionsplan gegen Antisemitismus präsentiert. Darin sind in groben Zügen die Handlungsfelder aufgeführt, auf die bei der Entwicklung eines wirksamen Aktionsplans geachtet werden muss.
Erste Beteiligungskonferenz im Oktober
Dem Impulspapier war Ende Oktober eine erste Beteiligungskonferenz vorangegangen. An dieser nahmen unter anderem Vertreterinnen und Vertreter der jüdischen Gemeinden, von Gedenkstätten, der Justiz und auch Historiker teil. Das Motto lautete "Antisemitismus die Stirn bieten". Ausgangspunkt ist ein Landtagsbeschluss vom Oktober vergangenen Jahres, in dem das Parlament die Landesregierung aufforderte, Maßnahmen zur Antisemitismusprävention und -bekämpfung weiter zu entwickeln und in einem Aktionsplan zu bündeln.
Bildung besonders wichtiger Faktor
Sicherheit, Gesetzgebung und Bildung sind die zentralen Bausteine, mit denen man gegen den Antisemitismus in Mecklenburg-Vorpommern vorgehen will. Vor allem Bildung stand bei der Präsentation des Impulspapiers im Fokus. "Unwissenheit und Fremdheit sind der Nährboden, auf dem Ablehnung und Ausgrenzung wachsen. Dem müssen wir Information und Bildung entgegensetzen", so Nikolaus Voss. Gezielte Aufklärung und mehr persönliche Begegnungen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Menschen sollen Abhilfe schaffen. Dies könne an Schulen geschehen, in der Freizeit oder im Sport. Da der Bevölkerungsanteil der Juden in Mecklenburg-Vorpommern unter 0,1 Prozent liege, sollten auch bundesweite Projekte wie "Meet a Jew" genutzt werden, bei denen junge jüdische Menschen aus anderen Bundesländern mit Schülern ins Gespräch kommen und über ihr Alltagsleben berichten.
Zunahme antisemitischer Vorfälle in MV
Kulturministerin Martin zufolge zeigt sich in Mecklenburg-Vorpommern eine Zunahme antisemitisch motivierter Vorfälle. Bis Ende Oktober seien von den zuständigen Behörden im Land 77 solcher Fälle registriert worden und damit schon fast so viele wie im gesamten Vorjahr. "Judenhass und Angriffe auf Juden sind ein Angriff auf uns alle und auf unsere demokratische, liberale Gesellschaft", sagte Martin. "Wir sind aufgerufen, klar Stellung zu beziehen für ein friedliches Miteinander", ergänzte die Ministerin. Dies sei nach dem brutalen Terrorangriff der radikalislamistischen Hamas auf Israel wichtiger denn je.
Weitere Konferenz im Juni 2024 geplant
Die in dem elfseitigen Impulspapier festgehaltenen Ergebnisse werden nun an Vertreter der jüdischen Gemeinden, gesellschaftlicher Organisationen und von Bildungsträgern geschickt. Diese könnten bis Anfang Februar nächsten Jahres weiter Vorschläge und Änderungswünsche einreichen. Eine weitere Konferenz sei für Juni 2024 geplant. Mit dem fertigen Aktionsplan rechnet Martin im Herbst nächsten Jahres.