MV: Zu wenig Schwerbehinderte in Unternehmen angestellt
In immer mehr Branchen klagen die Arbeitgeber auch in Mecklenburg-Vorpommern über fehlende Fachkräfte. Doch es gibt noch Potenziale, die brach liegen, sind Arbeitsagentur und Sozialministerium in Schwerin überzeugt. Viele Unternehmen stellen noch immer keine Schwerbehinderten ein.
Jedes fünfte Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern mit mehr als 20 Mitarbeitern kommt der gesetzlichen Pflicht zur Beschäftigung von Schwerbehinderten nicht nach. Nach Angaben der Arbeitsagentur Nord betrifft dies 720 von von landesweit etwa 3.300 Unternehmen. Weitere 950 Firmen erfüllen die Vorgaben nur zum Teil und gleichen das ebenfalls finanziell aus.
Agenturchef Biercher: Umdenken gefordert
Agenturchef Markus Biercher fordert ein Umdenken: "Angesichts der schon vorhandenen oder absehbaren Arbeits- und Fachkräfteengpässe in vielen Branchen sehe ich in der Gruppe der Menschen mit Behinderung ein Potenzial, das noch stärker genutzt werden sollte", sagt er. Im März dieses Jahres seien im Nordosten 4.200 Schwerbehinderte arbeitslos gemeldet gewesen. Biercher ruft Unternehmen dazu auf, motivierten Bewerberinnen und Bewerbern mit Handicap eine Chance zu geben.
Fördermöglichkeiten wie Finanzhilfen
Viele positive Beispiele im Land zeigten, dass sich dies auch für die Betriebe lohne. Von den rund 1.640 Unternehmen, die ihrer Beschäftigungspflicht nachkämen, hätte ein Großteil dieser sogar mehr Schwerbehinderte eingestellt als vorgeschrieben. Biercher zufolge hat die Arbeitsagentur zudem eine Reihe von Fördermöglichkeiten - von Eingliederungszuschüssen über Finanzhilfen bis zur behindertengerechten Ausstattung an Arbeitsplätzen.
Sozialministerin Drese: "Oft noch Barrieren in Köpfen"
Nach Einschätzung von Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) werden die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen von Arbeitgeber noch oft verkannt und zu wenig genutzt. Es passe nicht zusammen, dass vielfach über Arbeitskräftemangel geklagt werde und gleichzeitig 700 private Arbeitgeber in Mecklenburg-Vorpommern mit mindestens 20 Beschäftigten keinen einzigen schwerbehinderten Menschen angestellt haben. "Wir müssen vor allem in den Köpfen oft noch Barrieren abbauen, um die gesellschaftliche und berufliche Teilhabe nachhaltig zu verbessern", so Drese. Laut Statistik waren im Jahr 2021 in Mecklenburg-Vorpommern 20.300 Menschen mit Schwerbehinderung sozialversicherungspflichtig beschäftigt.