Liveblog: Manövrierunfähiger Öl-Tanker der Schattenflotte vor Rügen gesichert
In der Ostsee rund 20 Kilometer vor Rügen treibt ein manövrierunfähiger Tanker. Wegen des drohenden Sturms soll das Schiff abgeschleppt werden. Im Liveticker halten wir Sie auf dem Laufenden.
Das Wichtigste in Kürze
- Live-Position des havarierten Tankers "Eventin"
- Sturmflut-Warnung: Hochwasser-Gefahr an der Ostseeküste
- Tankerliste: Greenpeace warnt vor russischer Ostsee-Schattenflotte
- MV-Ostseestrategie: Große Gefahr durch Russlands Schattenflotte
Tanker vor Rügen vorerst gesichert: Maschinenschaden vermutet
An Bord der "Eventin" soll es laut Stefan Grammann, Leiter des Wasserstraßen- und Schiffahrtsamts Ostsee, einen Maschinenschaden gegeben haben. Was diesen Schaden an Bord des Tankers ausgelöst hat, sei noch unklar. Damit beenden wir diesen Liveblog und informieren Sie ausführlich weiter in unserem Artikel über den havarierten Tanker auf ndr.de.
Schiff wird vor Ort gesichert
Nach Angaben des Havariekommandos soll das Schiff an seiner derzeitigen Position gesichert werden und dort über Nacht bleiben. Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde beobachtet Lage. An Bord befinden sich 24 Besatzungsmitglieder.
Zwei Schiffe sind beim Havaristen
Um eine Gefährdung der Ostsee zu vermeiden, hatten sich noch am Donnerstagabend das Mehrzweckschiff "Arkona" und der Notschlepper "Bremen Fighter" auf den Weg zum Havaristen gemacht. Beide sind am frühen Freitagmorgen beim Tanker eingetroffen. Das geht aus Aufzeichnungen von marinetraffic.com hervor.
Experten beobachten die Lage bisher entspannt
Der Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde, Oliver Zielinski, beobachtet die Lage trotz des drohenden Sturms entspannt. "Generell bin ich aber von dem professionellen Arbeiten des Havariekommandos und den in Deutschland existierenden Strukturen überzeugt", sagte Zielinski der Deutschen Presseagentur. Mehr als 2.000 Schiffe seien täglich auf der Ostsee unterwegs, und da gebe es tatsächlich immer wieder Probleme, die das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt souverän gelöst habe. "Der Wind drückt derzeit nach Süden Richtung Rügen. Die Ölmenge ist erheblich, aber es sind ja keine Austritte oder Feuer oder ähnliches gemeldet", sagte Zielinski am Freitagnachmittag. Die Bekämpfungsschiffe seien schon unterwegs.
192 Schiffe gehören zur Schattenflotte
Die Schattenflotte umfasst je nach Definition und Informationen verschiedener Schiffsinformationsdienste bis zu 460 Tanker. Greenpeace führt 192 marode Tanker, die weltweit russisches Öl transportieren. Von diesen Schiffen seien 171 in den vergangenen zwei Jahren mindestens einmal durch die deutsche Ostsee und das Seegebiet der Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht gefahren. Alle Tanker seien überaltert, viele weisen technische Mängel auf, haben zeitweise ihr automatisches Identifizierungssystem abgeschaltet oder Ladung auf See an andere Tanker übergeben - ein besonders riskantes Manöver.
Bei einer Havarie in der Kadetrinne wäre laut Greenpeace die gesamte deutsche Ostseeküste in Gefahr. Alle 192 Tanker seien unzureichend gegen die Folgen einer Ölpest versichert - für die Beseitigung von Schäden müssten die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler aufkommen."
Schiff treibt seit Donnerstagabend vor Rügen
Die "Eventin" war auf dem Weg von Ust-Luga in Russland nach Port Said in Ägypten. Seit Donnerstagabend gegen 22 Uhr treibt das Schiff vor Rügen. Das geht aus Live-Daten des Schifftrackingdienstes "Marinetraffic" hervor. Der Tanker gehört offenbar zur sogenannten russischen Schattenflotte. Das 18 Jahre alte Schiff hat nach Angaben des Havariekommandos etwa 99.000 Tonnen Öl geladen und fährt unter der Flagge von Panama. Wie das Havariekommando weiter mitteilt, sei eine Evakuierung des Schiffes nicht notwendig. Wie viele Besatzungsmitglieder sich an Bord befinden, ist noch nicht bekannt.
Drohender Sturm: Tanker soll abgeschleppt werden
Der 274 Meter lange Tanker "Eventin" soll nun abgeschleppt werden. Laut NDR Wetterexperte Stefan Kreibohm droht in dem Gebiet Sturm. Um eine Gefährdung der Ostsee zu vermeiden, hatten sich noch am Donnerstagabend das Mehrzweckschiff "Arkona" und der Notschlepper "Bremen Fighter" auf den Weg zum Havaristen gemacht. Beide sind am frühen Freitagmorgen beim Tanker eingetroffen. Außerdem wurde der Schlepper "Bremen" sowie ein speziell ausgebildetes Team, das sich auf den Havaristen abseilen kann, alarmiert. Ebenfalls im Einsatz ist ein Sensorflugzeug, welches aus der Luft weitere Informationen sammeln soll. Wohin der Tanker geschleppt wird, ist noch unklar. Nach NDR Informationen gibt es zwei Optionen: Rostock oder Dänemark.
Marode Tanker mit zweifelhaftem Versicherungsstatus
Schiffe der russischen Schattenflotte sind meist ältere, marode Tanker mit undurchsichtigen Eigentumsverhältnissen. Häufig werden die Namen und Flaggenstaaten gewechselt. Auch der Versicherungsschutz ist zweifelhaft. Sie transportieren Rohöl und Ölprodukte aus russischen Häfen an Abnehmer rund um den Erdball. Mit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine verhängten die USA, Großbritannien und die EU Sanktionen. Russland umgeht diese mit seiner Schattenflotte.