LNG auf Rügen: Wirtschaftsexperten stellen Ergebnisse vor

Stand: 28.06.2023 05:03 Uhr

Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, kurz DIW, trafen sich am Dienstag im Seebad Binz. Dort wollen sie zum einen ihre Forschungsergebnisse in Bezug auf ein LNG-Terminal vor Rügen vorstellen und zum anderen mit Umweltverbänden, Naturschützern und Einwohnern diskutieren.

Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, kurz DIW, hatten bereits im Februar in einem Papier klargestellt, dass Deutschland keine neuen festen Terminals für Flüssigerdgas an Land braucht. Die Experten stellen damit also auch die Entscheidung der Bundesregierung in Frage, auf Rügen ein solches LNG-Terminal zu bauen. Einige dieser Wissenschaftler waren am Dienstag im Seebad Binz, stellten dort ihre Forschungsergebnisse vor und diskutierten mit Umweltverbänden, Naturschützern und Einwohnern. Zuvor haben sie sich bei einem Rundgang im Hafen Mukran angeschaut, wo das Terminal gebaut werden soll.

Tourismusdirektor der Binzer Bucht, Kai Gardeja (links), und Wirtschaftswissenschaftler Christian von Hirschhausen © NDR Foto: Susann Moll
Tourismusdirektor der Binzer Bucht, Kai Gardeja (links), und Wirtschaftswissenschaftler Christian von Hirschhausen beim Besichtigungstermin.
Was sagen die Experten zum LNG-Terminal auf Rügen?

Im Rahmen ihres Besuchs waren die Wissenschaftler auch auf der Seebrücke in  Binz. Von dort aus sieht man die Shuttleschiffe, die das Flüssiggas aktuell noch zum schwimmenden Terminal nach Lubmin bringen. Mit Blick auf diese Schiffe betonte Christian von Hirschhausen - er ist Forschungsdirektor für die Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt beim DIW - dass diese Art der Energiegewinnung eindeutig von gestern sei. Aus seiner Sicht braucht es kein festes LNG-Terminal vor Rügen, da Deutschland bis 2024 klimaneutral sein soll. Der Verbrauch und damit der Bedarf an Gas würde zurückgehen und diese feste Infrastruktur würde dann eine sogenannte gestrandete Investition werden. Dass diese dann später einfach für Wasserstoff genutzt werden könnte, sieht Hirschhausen auch nicht. Auch die Pläne für ein großindustrielles Projekt in Mukran mit einem Wasserstoffzentrum passten nicht in die Region, so Hirschhausen. Denn dass sich in Mukran irgendwann Schwerindustrie ansiedelt, die den abnehmen würde, ist eher unwahrscheinlich.

Das verspricht sich die Gemeinde Binz von diesem Besuch

Für Tourismuschef Kai Gardeja steht die Aufklärung der Bevölkerung im Vordergrund. Es seien immer wieder Fragen an die Gemeinde herangetragen worden, beispielsweise danach, ob ein Terminal vor Rügen wirklich für die Versorgungssicherheit Deutschlands nötig ist. Er kritisiert auch Land und Bund für die unzureichende Kommunikation. Die Gemeinde stehe aber schon länger in Kontakt mit den Wissenschaftlern.

 

Weitere Informationen
Der Hafen von Mukran aus der Vogelperspektive. © Screenshot

LNG-Terminal auf Rügen: Land stellt Forderungen in Milliardenhöhe

Das Bundeswirtschaftsministerium entgegnet, die Landesregierung habe sich stets intensiv um ein Terminal an der Ostsee in MV bemüht. mehr

"LNG Powered" steht auf dem Rumpf eines beladenen Containerschiffs © picture alliance Foto: Christian Charisius

LNG: Fakten zu Flüssigerdgas und Projekten in Norddeutschland

LNG soll Deutschlands Energieversorgung sichern. Im Norden entstanden dafür mehrere Terminals, weitere sind geplant. Welche Vor- und Nachteile gibt es? mehr

Das Ostseebad Binz. © dpa Foto: Jens Büttner

Rügen kündigt einstweilige Anordnung gegen LNG-Terminal an

Weil das Terminal nicht bis zum Winter dieses Jahres fertig werden könne, sei das Argument der Gasmangellage hinfällig. mehr

Demonstranten protestieren vor dem Kanzleramt in Berlin mit Schildern und Transparenten gegen das geplante LNG-Terminal auf Rügen. © NDR Foto: Anna-Lou Beckmann

Rügener LNG-Gegner: "Offene Ohren im Petitionsausschuss"

Die Gegner des geplanten Flüssigerdgasterminals glauben, den "Spirit Rügens" in den Bundestag mitgebracht zu haben. mehr

Das Bild zeigt den Hafen von Mukran auf Rügen. © NDR Foto: Screenshot

Binz mit Anti-LNG-Kampagne bei Pressetermin in Schwerin

Die Gemeinde Binz auf Rügen verstärkt den Kampf gegen das geplante Terminal im Hafen Mukran. Auch ein juristisches Vorgehen ist angedacht. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 27.06.2023 | 18:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Ein Lastwagen sperrt eine Zuwegung zum Schweriner Weihnachtsmarkt ab. © NDR/Ullrich Houschka Foto: NDR/Ullrich Houschka

Nach Anschlag in Magdeburg: Mehr Polizei auf Weihnachtsmärkten in MV

Nach dem Anschlag mit einem Auto werden die Sicherheitsvorkehrungen im Land erhöht. Außerdem unterstützen Landespolizisten ihre Kollegen in Sachsen-Anhalt. mehr