LNG-Streit auf Rügen schlägt weiter hohe Wellen
Die Aussagen des Chefs des Rügener Tourismusverbands, Knut Schäfer, zum Bau eines LNG-Terminals auf Rügen schlagen weiter hohe Wellen. Ein Hotelier wirft Schäfer vor, eigenmächtig gehandelt zu haben. Jetzt schaltet sich der Landestourismusverband ein.
Unter den Hoteliers und Touristikern auf der Insel herrscht immer noch dicke Luft: "Wenn Mitglieder bei so wichtigen Themen nicht gehört werden, dann sage ich: Was soll ich mit so einem Verband?", sagte der Hotelier Ralf Schlüter aus Baabe bei NDR MV Live. Grund für seinen Unmut sind die Aussagen des Chefs des Rügener Tourismusverbands Knut Schäfer zum Bau eines LNG-Terminals vor der Insel.
Austritte nach Schäfer-Aussage zum LNG-Terminal
Schäfer hatte sich nach dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) offen für ein LNG-Terminal auf Rügen gezeigt: "Wenn dem so ist, dass wir ein erhöhtes Risiko haben, dass die Gasversorgung der fünf neuen Länder von diesem Standort Mukran abhängt, dann müssen wir darüber reden, unter welchen Bedingungen dieser Standort umsetzbar ist, ohne dass er den Tourismus auf der Insel schädigt." Daraufhin waren neben Schlüter einige weitere Hoteliers aus dem Verband ausgetreten. Darunter sind die Hutter-Unternehmensgruppe, die nach eigenen Angaben 1.250 Betten auf der Insel betreibt, sowie mit dem Ostseebad Binz ein weiteres Tourismus-Schwergewicht auf der Insel. Dessen Bürgermeister Karsten Schneider meint, viel Rückendeckung zu haben: "Die Bevölkerung von Rügen ist eindeutig gegen die Terminals."
Hotelier empört: Äußerungen nicht abgestimmt
"Was mich empört, dass bei solch einem Thema, wo in den Gemeinden diskutiert wird, beim Dehoga diskutiert wird und in anderen Verbänden diskutiert wird, dass da gar nicht mit den Mitgliedern gesprochen wird", verteidigte Schlüter bei NDR MV Live seinen Austritt. Man müsse sich erst ausführlich mit dem Thema auseinandersetzen, bevor Stellungnahmen abgegeben werden, so Schlüter weiter. Noch liege aber keine Gesamtplanung vor und dadurch sei nicht klar, welche Auswirkungen das Terminal wirklich für Natur und Tourismus haben würde.
Verbandschef Schäfer: 4 von 210 Mitgliedern sind ausgetreten
Davon unbeeindruckt vertritt Schäfer weiter seinen Standpunkt: "An der Haltung des Tourismusverbandes Rügen gegen LNG hat sich nichts geändert. Die Diskussion muss auf sachlicher Ebene weitergeführt werden. Die Insel muss das Thema gemeinsam und geschlossen angehen", teilte Schäfer am Mittwoch schriftlich mit. Nach seinen Angaben sind lediglich vier von 210 Mitgliedern aus dem Verband ausgetreten. Der Vorpommern-Regionalvorsitzende der Gewerkschaft DGB, Volker Schulz, sprang Schäfer bei: "Ich finde, wir müssen die Diskussion, die dort jetzt geführt wird, versachlichen", sagte Schulz bei NDR MV Live. Schäfer habe etwas zu dem Thema gesagt, aber zugleich bekräftigt, dass er nach wie vor gegen ein LNG-Terminal auf Rügen ist. "Aber man muss jetzt einfach mal den Tatsachen ins Auge blicken, die da kommen werden." Es gelte abzuwägen, wie man den weiteren Diskussionsprozess im Sinne aller sinnvoll gestalten könne, so Schulz weiter.
Landestourismusverband: Mehr "Miteinander" in "aufgeheizter Situation"
Am Mittwoch äußerte sich auch der Landestourismusverband in der Causa. Geschäftsführer Tobias Woitendorf versuchte, die Wogen zu glätten. Rügen stehe im Tourismus vor großen Herausforderungen. Das Thema LNG sei nur eines von vielen. Es gehe auch um Fragen der Beschäftigung, der Finanzierung, der Digitalisierung und der Qualitätssicherung. "Dafür ist unbedingt ein Miteinander nötig, das sollten alle Verantwortungsträger auch in der derzeit aufgeheizten Situation berücksichtigen", mahnte Woitendorf. Der Wettbewerb laufe außerhalb der Insel weiter, Schulterschluss tue not. "Mein Wunsch ist, dass sich die Verantwortlichen möglichst schnell gemeinsam an einen Tisch setzen und Differenzen im Sinne der touristischen Entwicklung der Insel aus dem Weg räumen."
Habeck verteidigt Pläne
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verteidigte am Mittwoch erneut den geplanten Bau eines LNG-Terminals auf der Insel. Er wies Vorwürfe zurück, dass Überkapazitäten aufgebaut würden. Es müsse immer ein Sicherheitspuffer mitgeplant werden, so Habeck. Das Vorhaben sorgt seit Monaten für heftigen Widerstand auf der Insel.