Streit um Rügener LNG-Terminal: Touristiker treten aus Verband aus
Schäfer hatte sich nach dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) offen für ein LNG-Terminal auf Rügen gezeigt. Im Gespräch mit NDR MV Live hatte der Vorsitzende des Tourismusverbands Rügen gesagt, dass man darüber reden müsse, inwiefern ein Flüssigerdgas-Terminal im Hafen Mukran umsetzbar sei, ohne den Tourismus dabei zu schädigen.
Er sagte außerdem, dass es keinen Grund gebe, an der Darstellung der Bundesregierung zu zweifeln, dass unter anderem die Gasversorgung Ostdeutschlands von dem Standort abhinge. Als Konsequenz treten das Ostseebad Binz als größte touristische Gemeinde und mehrere große Hoteliers aus dem Rügener Verband aus.
Mitglieder: "Signal ist verheerend"
"Das Signal des Verbands gegenüber der Öffentlichkeit ist verheerend", heißt es in der Erklärung. Der Vorsitzende habe sich ohne Beschluss der Mitglieder in einer wichtigen Frage positioniert. Die Äußerungen stimmten mit den Statuten und dem Leitbild des Verbands nicht überein. Im Fokus stünden unter anderem die Interessensvertretung der Tourismuswirtschaft und die Sicherung der Natur Rügens.
Ostseebad Binz verlässt Verband
"Die Bevölkerung von Rügen ist eindeutig gegen die Terminals", wird der Binzer Bürgermeister Karsten Schneider in der Mitteilung zitiert. Ihm zufolge wären die Pläne ein harter Einschnitt für die Lebensqualität und Sicherung der Arbeitsplätze auf der Insel. Nach eigenen Angaben ist Binz mit einem jährlichen Umsatz von fast 280 Millionen Euro aus dem Tourismus der mit Abstand größte Wirtschaftsraum auf der Insel.
Hoteliers treten ebenfalls aus
Auch die Hutter-Unternehmensgruppe, die nach eigenen Angaben mit 1.250 Betten auf der Insel der größte Arbeitgeber und Anbieter im Tourismussektor ist, tritt der Erklärung zufolge aus dem Verband aus. Unter den Abgängen ist auch Hotelier Ralf Schlüter. Dieser erklärt: "Wir sind es unseren Gästen schuldig, die LNG-Terminals vollumfänglich und ohne Kompromisse von der Insel fernzuhalten." Schäfer habe eine rote Linie übertreten.
Gesprächsrunde mit Scholz und Habeck
Scholz und Habeck hatten am vergangenen Donnerstag nach einer Gesprächsrunde in Binz die Pläne für ein LNG-Terminal verteidigt. Zur offenen Frage nach dem genauen Standort plädierte Scholz während der nicht-öffentlichen Gesprächsrunde für den Hafen von Mukran. Nach Aussage von Teilnehmern verwies er mit Blick auf eine mögliche Alternative auf offener See auf technische Probleme. Auch Habeck legte seinen Fokus auf Mukran. Die Pläne sorgen seit Monaten für heftigen Widerstand auf der Insel. Kritiker fürchten um die Umwelt und den wichtigen Tourismus.