Kritische Infrastruktur: Ein Amt auf Rügen wappnet sich für den Krisenfall
Nach dem Willen der Bundesregierung soll die sogenannte "Kritische Infrastruktur" in Deutschland besser geschützt werden. Das Bundeskabinett berät derzeit über einen entsprechenden Gesetzentwurf. Die Regierung will festlegen, wie sich Betreiber wichtiger Anlagen besser schützen sollen und wann sie einen Vorfall melden müssen. Dies betrifft etwa Elektrizitäts- und Wasserwerke, Krankenhäuser oder Bahnanlagen.
Ein flächendeckender Zusammenbruch des Stromnetzes in Deutschland gilt zwar als unwahrscheinlich, gezielte, regionale und zeitlich begrenzte Ausfälle aufgrund der Versorgungslage sind allerdings denkbar. Der Blackout sei ein "realistisches Szenario", hieß es zuletzt im Oktober auch beim Deutschen Städtetag. Und das heißt: Die Gemeinden, auch in Mecklenburg-Vorpommern, müssen sich auf den Ernstfall vorbereiten. Eine Gemeinde auf Rügen will nicht unvorbereitet sein. Das Amt Mönchgut-Granitz auf Rügen hat jetzt einen Notfall-Plan ausgearbeitet, mit dem die Region auf einen Ausfall der Energieversorgung reagieren kann.
Mönchgut-Granitz reagiert mit Notfallplan
Ein Satellitentelefon, Notstromaggregate, Heißluftgeräte - das gehört unter anderem zur Ausrüstung für den Ernstfall, sollte ein Blackout die Energieversorgung im Amt Mönchgut-Granitz lahmlegen. Vom Amt Mönchgut aus wird in einer möglichen Krise mit einem Notfallplan reagiert. Den hat Arne Fründt, leitender Verwaltungsbeamter des Amtes Mönchgut-Granitz, mit seinem Krisenstab in den vergangenen Monaten ausgearbeitet. In der Ausnahmesituation müssen alle Gemeinden erreichbar bleiben, auch wenn Telefonnetze ausfallen. Um die "kritische Infrastruktur" aufrecht erhalten zu können, hat das Amt nun ein Satellitentelefon angeschafft, um im Fall eines Zusammenbruchs der Telekommunikation trotzdem per Satellitenverbindung einen Notruf absetzen zu können.
Notstromaggregate für Verwaltung, Feuerwehr und Schulen
Fällt über einen längeren Zeitraum die Stromversorgung in der Region aus, muss hier nun bald niemand mehr im Dunklen sitzen. Insgesamt 18 Notstromaggregate im Wert von 470.000 Euro habe das Amt gekauft, die in der Verwaltung, in Feuerwehren und Schulen eingebaut werden sollen. "Wir müssen uns auf diverse Schadenlagen in Deutschland einrichten. Ob das Stürme sind, ob das Hochwasser ist - wir können jetzt endlich sagen, dass unsere kritische Infrastruktur stabil bleibt", so Fründt. In der Verwaltung ist die erste Netz-Ersatzanlage in der vergangenen Woche eingebaut worden. "Hier war’s wichtig, in erster Linie gerade bei den Verwaltungen, wo der Verwaltungsstab sitzt und nachher auch koordiniert, dass wir keinen Stromabfall bemerken." Bricht das öffentliche Netz zusammen, übernimmt die Anlage im Idealfall automatisch. Für die Bürgerinnen und Bürger wurden außerdem neun Anlaufstellen eingerichtet, darunter einige in Turnhallen, in denen man sich bei längeren Ausfällen in den Haushalten aufwärmen kann.
Autark arbeiten für 72 Stunden
"Es ist ja schon seit Monaten die Rede davon, dass es zu gewissen Szenarien kommen kann - also Gasmangellage, Gasstopp, auch in Verbindung mit länger anhaltenden Stromausfällen", so Fründt. Darauf müssen sich Länder und Kommunen vorbereiten. "72 Stunden müssen wir autark arbeiten können. Das muss für die kritische Infrastruktur gegeben sein". Das Amt hat Informationen für die Bürger auf Flyern zusammengestellt. Sie sollen demnächst in die Briefkästen gesteckt werden. Man will sensibilisieren, nicht verunsichern, heißt es. "Es ist immer besser Vorsicht als Nachsicht walten zu lassen", sagt Fründt. Ihm sei es wichtig, den Bürgerinnen und Bürgern im Amt zu signalisieren, dass die Kommune im Ernstfall Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung unternimmt. "Es wird immer Menschen geben, die fragen: Macht das Sinn? Aber es macht auf jeden Fall Sinn und es ist nachhaltig investiert", sagt Fründt.
Die neu angeschafften Anlagen werden jetzt alle testweise einmal hochgefahren - damit die Lichter im Amt Mönchgut-Granitz im Krisenfall nicht ausgehen.