Kaderali zu Corona: "Müssen zu einem Normal zurück"
Rückläufige Corona-Zahlen, Winterwelle gebrochen: Das Greifswalder Mitglied des Corona-Expertenrats, Lars Kaderali, spricht sich für eine "Rückkehr zum Normal" aus. Die gesetzliche Maskenpflicht und die Isolationspflicht sollten "nach und nach" aufgehoben werden, stattdessen sollte auf Eigenverantwortung gesetzt werden.
Angesichts eines rückläufigen Infektionsgeschehens hält Kaderali eine Abkehr von der gesetzlichen Maskenpflicht und mittelfristig auch von der Isolationspflicht für geboten. "Das bedeutet ja nicht, dass die Maske nicht mehr sinnvoll ist. Ich würde auch weiter dazu aufrufen, wer das möchte, kann und soll die Maske weiter tragen", sagte Kaderali am Montag NDR MV Live. Aber eine gesetzliche Vorgabe dazu sei aus seiner Sicht nicht mehr notwendig.
Isolationspflicht "mittelfristig nicht mehr notwendig"
Auch bei der Isolationspflicht müssen "wir zu einem Normal zurück." Das heiße nicht, dass man krank und infiziert zur Arbeit und Schule gehen sollte, "sondern es geht in die Eigenverantwortung über. Die Regel ist dann einfach, wer krank ist bleibt zu Hause. "Aber auch hier ist dann mittelfristig die gesetzliche Regelung nicht mehr notwendig." Allerdings würde Kaderali bei der Isolationspflicht etwas langsamer vorgehen als bei der Maskenpflicht. Denn eine aktuelle Studie der Krankenkasse TK zeige, dass jeder dritte Kranke trotzdem zur Arbeit gehe. "So soll es natürlich nicht sein."
Kaderali geht von "zeitnaher" Umsetzung aus
Hinsichtlich einer Aufhebung der Maskenpflicht gibt es laut Kaderali derzeit eine Abstimmung zwischen Mecklenburg-Vorpommern und den anderen Bundesländern. "Dann wird man versuchen, eine gemeinsame Linie politisch zu finden. Ich gehe davon aus, dass das zeitnah umgesetzt wird." Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) stellte am Abend ein Ende der Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern für Ende Januar oder Anfang Februar in Aussicht. In einem zweiten Schritt soll ihr zufolge etwas später auch die Isolationspflicht für Corona-Infizierte fallen.
Sieben-Tage-Inzidenzen nur noch mit begrenzter Aussagekraft
Dadurch, dass die Tests nicht mehr verpflichtend durchgeführt werden, können Kaderali zufolge nicht mehr die absoluten Zahlen miteinander verglichen werden. Das heißt: "Sie können die Sieben-Tage-Inzidenz von heute nicht mehr mit der von vor einem Jahr vergleichen, weil eben viel weniger getestet wird." Allerdings lohne der Blick auf die relative Veränderung: "Steigen die Zahlen aktuell oder fallen sie?" Da sehe man eindeutig, dass die Zahlen runtergehen. Auch die beiden Faktoren Krankenhaus-Intensivpatienten mit Corona sowie Krankmeldungen zeigten klar, dass die Infektionswelle zurückgeht.
Keine große Gefahr aus China
Die aktuelle Entwicklung in China, wo die Infektionen sprunghaft steigen, beunruhigen Kaderali nicht. "In China haben wir es auch mit Omikron zu tun. Das heißt, das sind die gleichen Varianten, die hier auch zirkulieren beziehungsweise Untervarianten davon." Das werde in Deutschland nicht dazu führen, dass die Krankenhäuser auf absehbare Zeit wieder überlastet sein werden. Gleichwohl könne es zu einer neuen Infektionswelle hierzulande führen. Als größere Gefahr aus China sieht Kaderali, dass neue Varianten entstehen könnten, die auch in Deutschland eingetragen werden. "Deshalb wäre es aus meiner Sicht vor allem sinnvoll, bei den Einreisetests auf neue Varianten zu testen, da nützt der Antigen-Test relativ wenig." Stattdessen könnte man PCR-Tests der Flugzeug-Abwasser setzen.
US-Variante "nochmal ansteckender", aber keine schweren Verläufe
Bei der derzeit in den USA grassierenden Variante handle es sich um eine BA2-Omikron-Variante, "die weiter mutiert und nochmal ansteckender ist". Es sei die bislang wohl ansteckendste Variante des Coronavirus und sie werde sie sich auch hierzulande ausbreiten. Allerdings würden nach jetzigem Erkenntnisstand die Verläufe mit dieser Variante nicht schwerer werden. Auch deshalb mache ich mir das keine riesengroßen Sorgen", so Kaderali. Allerdings müsse die Variante weiter beobachtet werden. Wenn es dann tatsächlich doch schlimmer komme, müsse man zu entsprechend schärferen Schutzmaßnahmen zurückkehren.
"Das Coronavirus wird bleiben"
Das Coronavirus werde nicht verschwinden, es werde bleiben. "Aber es werde ein Erreger sein wie alle anderen auch." Deshalb werde der Umgang mit Corona ähnlich dem mit den Grippeviren. Es werde Auffrischungsimpfungen geben wie bei der Grippe. "Es ist jetzt eben ein Erreger mehr, mit dem wir es zu tun haben."