Jagdschein-Tourismus nach MV: Viele Auswärtige werden Jäger im Nordosten
Mecklenburg-Vorpommern ist nicht nur beliebt bei Erholungsurlaubern. Auch Menschen, die den Jagdschein machen wollen, kommen in den Nordosten. Einheimische machen weniger als ein Drittel der Absolventen aus.
Im vergangenen Jahr haben im Nordosten rund 2.200 Menschen ihre Jägerprüfung abgelegt. Ein Großteil von ihnen - mehr als zwei Drittel - waren Auswärtige aus anderen Bundesländern. Im ganzen Land locken Jagdschulen mit Intensivkursen von wenigen Wochen. Ist die Prüfung bestanden, kann der Jagdschein dann im eigenen Bundesland beantragt werden. Voraussetzung ist zudem ein sauberes polizeiliches Führungszeugnis.
Nordwestmecklenburg Spitzenreiter im Jagdschein-Tourismus
Die meisten Jäger wurden im vergangenen Jahr im Landkreis Rostock ausgebildet, dicht gefolgt vom Landkreis Nordwestmecklenburg. Hier ganz im Westen ist der Anteil von Jagdschein-Touristen so groß wie in keinem anderen Landkreis. Fast 85 Prozent der Anwärter sind extra nach Mecklenburg-Vorpommern angereist. Prominentes Beispiel: Bundesfinanzminister Christian Lindner. Verantwortlich dafür vor allem der bundesweit gute Ruf der Jagdschule Gut Grambow.
Nicht alle bestehen die Jägerdprüfung
In einigen Lehrgängen kommt kein einziger Teilnehmer aus Mecklenburg-Vorpommern. Die dreiwöchigen Crashkurse sind beliebt, beinhalten aber auch ein straffes Programm - bestehend aus den gesetzlich vorgeschriebenen 138 Ausbildungsstunden. Auch die Prüfung ist komplex. Sie umfasst von der Theorie der Wildbiologie über Waffen-, Lebensmittel- und Tierschutzrecht auch Praxisanteile, wie das Schießen in verschiedenen Disziplinen. Die Durchfallquote liegt landesweit bei rund 15 Prozent. Die schriftliche Prüfung ist den Zahlen zufolge am unproblematischsten. Die meisten Anwärter scheitern im mündlichen Teil oder beim Schießen.
Scharf schießen schon mit 16 Jahren
Die jüngsten Teilnehmer der Jagdscheinkurse sind gerade einmal 15 Jahre alt. Ab einem Alter von 16 Jahren kann der sogenannte Jugendjagdschein erteilt werden. Minderjährige dürfen die Jagd allerdings nur in Begleitung eines erfahrenen Jägers oder einer erfahrenen Jägerin ausüben. Bewegungsjagden wie Treib- oder Drückjagden sind für Minderjährige tabu. Auch ein eigenes Jagdgewehr dürfen sie nicht besitzen.
Die Zahl der jährlichen Jagdprüfungen hat sich seit 1992 fast vervierfacht. Seit zehn Jahren ist sie - abgesehen von einem coronabedingten Einbruch - konstant. Der Weg zur Lizenz führt neben den Jagdschulen auch über den Landesjagdverband oder über einen mindestens einjährigen Kurs bei einer Mentorin oder einem Mentor.