Greifswald: Der Hype um Caspar David Friedrich und die Folgen
Der 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich zieht Tausende von Besuchern auch in seine Geburtsstadt Greifswald. Sie erkunden die Welt des Romantikmalers. Schon jetzt ist zu sehen, was bleiben wird von einem Jubiläumsjahr, das noch nicht zu Ende ist.
Die Lebensjubiläen von Caspar David Friedrich lösen schon immer Begeisterung aus. Das war 1974 so und das ist auch 2024 zum 250. Geburtstag so. Schon am Beginn des Jubiläumsjahres im Januar 2024 hatte Buchautor Florian Illies den Greifswaldern im Dom St. Nikolai in einem Bonmot zugerufen: "Und am Ende dieses Jahres werden Sie sagen können: Toni ist Kroos, aber Friedrich ist größer!" Dessen Geburtsstadt Greifswald wird laut und deutlich genannt bei allen großen Caspar-David-Friedrich-Ausstellungen in Hamburg, Berlin und Dresden - Werbung für Greifswald und Vorpommern par excellence. Im Pommerschen Landesmuseum überschlagen sich die Besucherrekorde, 51.000 Gäste kamen in den ersten acht Monaten dieses Jahres.
Ein Fenster mit magischem Licht im Greifswalder Dom
Zu den bleibenden Dingen aus dem Jubiläumsjahr zählt das im April eingeweihte Fenster von Olafur Eliasson im Ostgiebel des Greifswalder Doms. Der international bekannte Lichtkünstler hat das Fenster zu Ehren Friedrichs gestaltet - angelehnt an ein Gemälde des Romantikers: "Huttens Grab". Wenn die Sonne hindurch scheint, fällt ein warmes, geradezu magisches Licht in den Kirchenraum von hellem Blau bis zu dunklem Rot.
Caspar David Friedrich berührt - auch junges Publikum
Ganz absichtlich hatte das Organisationsteam, das sechs Jahre lang das Jubiläum vorbereitet hatte, auch an junge Menschen gedacht. Schon in der Eröffnungsveranstaltung setzte elektronische Musik von Christian Löffler mit einer Lichtshow einen solchen Akzent. Im Pommerschen Landesmuseum wird am Jahresende eine ganz Schülergeneration in der Welt von Caspar David Friedrich zu Besuch gewesen sein und seine Bilder gesehen haben. Friedrich berührt - auch das bleibt, hat Kuratorin Birte Frenssen immer wieder beobachtet. "Also vor den Friedrich-Bildern wird es immer ganz ruhig, auch bei Schulklassen, auch wenn es ganz wild ist. Er schafft es heute immer noch wie vor 250 Jahren anzusprechen. Und die Schüler merken, dass da auch ein Nachdenken rüberkommt, also wohin gehe ich, wo stehe ich gerade, wie gehe ich in die Zukunft, dass da was ist, ein Himmel, in den ich hineingehe. Das funktioniert noch heute."
In akribischer Kleinarbeit ist nicht nur erreicht worden, dass die berühmten "Kreidefelsen" aus Winterthur in der Schweiz auf ihrer Rundreise in Deutschland auch in Greifswald gezeigt werden können. Auch das intensive Studium der Skizzenbücher und Briefe von Caspar David Friedrich zeigt ihn noch einmal in anderem Licht, er war eben nicht nur ein ungeselliger, menschenscheuer Griesgram. Friedrich war ein Familienmensch, der sich von Dresden aus immer nach der Familie in Greifswald sehnte und nach den Landschaften um Greifswald und auf Rügen. Friedrich ist nahbar geworden.
Friedrich international - Greifswald international
Schon immer gilt Caspar David Friedrich auch international als der Maler der deutschen Romantik. Das zeigen auch viele Besucher, die aus dem Ausland nach Greifswald kommen. Im kommenden Jahr wird es in New York eine große Ausstellung geben. Und dort weiß man inzwischen auch: Wenn man zum Beispiel etwas zu Caspar David Friedrich und seiner Familie wissen will, dann muss man in Greifswald fragen. Schon mehrfach hat im Pommerschen Landesmuseum das Telefon geklingelt. Aus dem Bestand des Greifswalder Museums wird das Gemälde "Neubrandenburg" über den großen Teich fliegen.
Himmel und Meer bleiben - es gibt sie wirklich
Gern wird Caspar David Friedrich auch als "Lichtmaler" bezeichnet. Das hat mit der Malweise seiner Himmel zu tun, er hat Wolken und Lichtstimmungen mit großer Sorgfalt gemalt. Er war auch der erste Maler, der sich getraut hat, das sakrale Violett in die Farbverläufe der Sonnenaufgänge zu mischen. Und das haben auch viele Besucher mit nach Hause genommen, dass sie den Himmel, den sie auf den Bildern des Romantikmalers wie den "Kreidefelsen auf Rügen" bewundert haben, dann irgendwann auch draußen wiedergesehen haben. Eine Erfahrung, die auch die Direktorin des Pommerschen Landesmuseums, Ruth Slenczka machte, als sie nach Greifswald kam. "Mir geht es ja sowieso so: Seit ich hier in Vorpommern bin, dass ich kapiere, dass diese Friedrich-Himmel und dieses Friedrich-Meer wirklich so aussehen, wie es hier ist. Also das ist schon was sehr Besonderes hier in dieser Region, wo man das wirklich auch entdecken kann. Und das Bild hier zu haben und Beides so nah zusammen zu haben."
Ausstellung "Heimatstadt" kommt ab Oktober
In diesem Jahr kommt noch eine große Ausstellung im Pommerschen Landesmuseum, mit dem Titel "Heimatstadt". Sie beginnt am 16. Oktober 2024 und endet am 5. Januar 2025. Dafür kommt das Gemälde "Die Wiesen vor Greifswald" aus Hamburg nach Vorpommern. Und "Der Hafen von Greifswald" aus Berlin. Wie es aussieht, ist in Greifswald - übrigens von sehr vielen Mitstreitern - für das Jubiläumsjahr vieles richtig gemacht worden. Was noch kommt und was zu den bleibenden Dingen gehört, das hören Sie in der neuen Folge von "MV im Fokus".