Gesprengte Geldautomaten in MV: Veraltete Geräte locken Banden an
In Mecklenburg-Vorpommern häufen sich aktuell Geldautomatensprengungen. Der jüngste Vorfall in Bentwisch im Landkreis Rostock war bereits der elfte in diesem Jahr. Das Landeskriminalamt untersucht die Ursachen.
Dem Landeskriminalamt (LKA) in Mecklenburg-Vorpommern zufolge werden nicht nur im Nordosten, sondern auch in der ganzen Bundesrepublik aktuell stark steigende Zahlen von Geldautomatensprengungen registriert. Michael Simoni vom LKA MV erklärte bei NDR MV Live, dass die Polizei Verdrängungseffekte und mangelnde Sicherheitsmaßnahmen als Ursachen vermutet. Er betonte aber auch, dass die Vorfälle sich nicht zum ersten Mal häufen. So habe es bereits 2018 insgesamt zwölf Sprengungen im Land gegeben, in den Jahren darauf aber wieder weniger.
Mehr Sicherheit in Nachbarländern treibt Täter nach Deutschland
Laut Simoni haben die Banken in einigen Nachbarländern Deutschlands bessere Sicherheitsmaßnahmen eingerichtet als in der Bundesrepublik. Dazu zählten vor allem technische Maßnahmen, die dafür sorgen, das Geld aus Automaten nach einer Sprengung unbrauchbar zu machen. Diese Einfärbe- und Verklebungssysteme seien von allen möglichen Schranken für Täter am effektivsten. "Denn wenn ich eine Sprengung durchführe, und als Täter dann nur noch einen Kunststoffblock bekomme, und kein Geld, dann ist der Tatanreiz einfach nicht mehr da", so Simoni.
Banden aus dem Ausland erschweren Aufklärung
Unter den Tätern seien neben einer kleinen Gruppe professionell vorgehender Osteuropäer und einem größeren Anteil deutscher Staatsangehöriger vor allem Banden mit vorwiegend marokkanischem Hintergrund. Letztere hätten ihren "Sitz" größtenteils in den Niederlanden und bestünden aus mehreren hundert aktiven Kriminellen, von denen fast alle als Tatverdächtige in Frage kämen. "Es sind nach unseren Feststellungen keine festen Tätergruppierungen, die immer in der selben Personenkonstellation agieren, sondern die sind auch austauschbar, das macht es auch so schwierig", erklärte Simoni bei NDR MV Live.
Im Schnitt 100.000 Euro Beute
Nach den Erkenntnissen des LKA sind die Geldautomatensprenger meist gut vorbereitet. Sie würden ihre Ziele im Vorfeld der Tat sorgfältig ausspähen und etwa auf die vorhandenen Sicherheitsvorkehrungen, die Distanz zur nächsten Polizeidienststelle und mögliche Fluchtrichtungen überprüfen. Im Schnitt erbeuten die Kriminellen laut Simoni bei einer erfolgreichen Geldautomatensprengung rund 100.000 Euro.