Gesetzesnovelle geplant: Letzte Chance für DDR-Sportgeschädigte
Der Bundestag hat am Donnerstagabend eine Gesetznovelle diskutiert, die die Situation politisch Verfolgter der DDR verbessern soll. Die DDR-Sportgeschädigten sind darin bisher jedoch nicht erwähnt.
Viele ehemalige DDR-Sportlerinnen und Sportler haben in den vergangenen 30 Jahren ihre Geschichte erzählt, haben von Qualen beim Training und den Folgen des Zwangsdopings berichtet. Seitdem hoffen sie auch auf mehr und vor allem langfristige finanzielle Unterstützung.
Vorerst letzte Chance für DDR-Sportgeschädigte
Etwa 1.600 von ihnen leiden bis heute unter den Folgen des harten Trainings und des Zwangsdopings und bräuchten langfristige finanzielle Hilfe - zum Beispiel für medizinische Behandlungen. Entsprechende Anträge scheitern jedoch immer wieder bei den zuständigen Versorgungsämtern, weil Betroffene nachweisen müssen, dass Doping ihre Gesundheitsschäden verursacht sind. Das Problem: Die Doping-Praxis der DDR war geheim, erklärt der Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur Burkard Bley: "Das sollte ja auch nicht dokumentiert werden, weil das konspirativ verabreicht wurde und das ist zermürbend, also diese Verfahren ziehen sich ja jetzt schon mehrere Jahre hin, es werden immer wieder neue Beweismittel erfordert, die die Sportler eigentlich nicht bringen können."
Opferverbände fordern erleichterte Beweisführung für Doping-Opfer
Die wohl vorerst letzte Chance dafür ist eine geplante Gesetznovelle des Bundes. Laut dieser sollen politisch Verfolgte der DDR finanzielle Leistungen künftig einfacher beantragen können. Was auch den ehemaligen Sportlern helfen würde, allerdings sind die DDR-Sportgeschädigten bisher mit keinem Wort erwähnt. Kritik daran kommt vom Unionsabgeordneten Carsten Müller: "Wir haben eine große Lücke bei den Betroffenen von DDR-Zwangsdoping und auch das ist enormes Unrecht, was erlitten ist und wir als Unionsfraktion erwarten, dass dieser Punkt mitgelöst wird." Auch den Ampelfraktionen von SPD und Grünen geht der Entwurf des FDP-geführten Justizministeriums nicht weit genug. Katrin Budde (SPD) kritisierte dabei auch die CDU: "90 Prozent von dem, was sie jetzt fordern, hätten wir gern schon in der letzten Legislatur in der Großen Koalition zusammen beschließen können, aber sie wollten das nicht."
Zupke: DDR-Sportgeschädigte wurden "politisch missbraucht"
Im Interview mit dem NDR sagt die Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur, Evelyn Zupke, dass der ursprüngliche Entwurf sich auf "politisch Verfolgte" bezieht, für sie seien die DDR-Sportgeschädigten allerdings "politisch Missbrauchte von einem medaillenhungrigen Staat, der gnadenlos die Gesundheit dieser Sportler geopfert hat." Trotzdem ist auch sie dafür, die Sportgeschädigten in das Gesetz mit aufzunehmen. Den geforderten Nachweis der Dopinggeschichte sieht sie in der Vorlage von Akten, hat dabei aber vor allem die minderjährigen Sportler im Blick.
Die Novelle wird nun im Rechtsausschuss überarbeitet und soll noch in dieser Legislatur verabschiedet werden.