Gefährdet Künstliche Intelligenz die Arbeit in MV?
Alle reden über Künstliche Intelligenz. Einige sehen darin eine große Chance. Andere sehen darin eine riesige Gefahr für die Arbeitswelt. Ob sie dem Land Jobs kostet oder bringt, ist noch völlig unklar.
Wenn man den aktuell bekanntesten KI-Chatbot ChatGPT fragt, wird die Technologie der Künstlichen Intelligenz das Arbeiten in Mecklenburg-Vorpommern "vor allem durch Automatisierung und Effizienzsteigerung verändern, insbesondere in der Industrie und der Landwirtschaft." ChatGPT bleibt aber im Konjunktiv: Berufe, in denen einfache, monotone und sich wiederholende Aufgaben bewältigt werden müssen, "könnten" ersetzt oder unterstützt werden. Noch wird die Technologie in Mecklenburg-Vorpommern nicht im großen Stil genutzt. Momentan ist KI hier und da Assistenz: Menschen lassen sich beim Schreiben von E-Mails helfen, per Smartphone Sprachen übersetzen und per Chatbot Fragen beantworten.
KI - ein dehnbarer Begriff
Die Bezeichnung KI steht mittlerweile auf vielen technischen Geräten. Ob darin auch die Technologie zum Einsatz kommt, ist eine Frage der Definition. Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns beschreibt sie so: "KI bezeichnet die Fähigkeit von Maschinen, menschenähnliche Intelligenzleistungen zu erbringen, indem sie Informationen aus Eingaben erkennen und sortieren. Sie erkennen aus Daten Muster und treffen so Vorhersagen." Demnach ist der günstige Staubsaugerroboter, der gegen Wände prallt, um zu merken, dass der Raum zu Ende ist, weniger mit KI ausgestattet. Moderne Staubsaugerroboter, die Hindernisse genau erkennen und einschätzen können, fallen aber doch unter diese Definition.
Durch KI könnten sogar Arbeitsplätze im Land entstehen
Damit uns KI helfen kann, muss sie viele Daten sammeln. Seit vielen Jahren werden KI-Modelle mit Daten gefüttert. Das können Texte aus Büchern, Fotos und Informationen aus dem Internet sein. Um diese Daten zu verarbeiten und auf Nachfrage bereitstellen zu können, werden riesige Rechenzentren benötigt. Aktuell soll in der Nähe von Rostock so ein KI-Gehirn entstehen. Von Hunderten Arbeitsplätzen ist die Rede, sowie von einem enormen Energieverbrauch.
Kreativen-Branche merkt es als erstes
Während KI in der allgemeinen Berufswelt im Land noch einen kleinen Anteil hat, ist eine Branche jetzt schon stark betroffen: Die Kreativen im Land müssen sich momentan umstellen. Bildgenerierende KI-Modelle drohen kreatives Handwerk zu ersetzen. Bilder müssen nicht mehr gemalt, Entwürfe nicht mehr gezeichnet und Werbekampagnen nicht mehr entwickelt werden. So trifft es unter anderem Illustratoren, die sonst bis zu einem Jahr an einem Kinderbuch gearbeitet werden.
Kinderbuch-Illustratorin Kathrin Lauckner aus Wismar sagt, dass sie kaum noch Aufträge habe. Die Auftraggeber gehen mittlerweile auf die Suche nach Illustrationen im Internet und finden dort Anbieter, die ihnen deutlich günstigere Angebote machen als von menschlichen Illustratoren. Denn: Mit einem Prompt kommt man innerhalb von Sekunden zu einem prompten Ergebnis. KI-Anwender müssen nur einen gut definierten Prompt - ähnlich wie ein Befehl - eingeben, wenige Sekunden später erscheint ein fertiges Bild.
KI nicht verteufeln - sondern nutzen
An der Hochschule Wismar wird sich schon länger mit dem Thema KI befasst. Als Professor lehrt Björn Kernspeckt seinen Studierenden, mit KI umzugehen. Auch weil sich die Entwicklung von KI nicht mehr aufhalten lässt. Seine Studenten sollen besser als die KI sein. Denn man muss ihr auch erstmal die richtigen Anweisungen geben. Dazu müssen sie trotzdem lernen und verstehen, wie Gestaltung funktioniert, auch wenn sie ihr Handwerk später selbst nicht oft anwenden müssen.
Künstliche Intelligenz kein Job-Killer
"Gewisse Fertigkeiten und Fähigkeiten werden gerade durch generative KI entwertet", sagt Kernspeckt und meint damit zum Beispiel zeichnen oder malen. Das lässt sich aber auf viele Aufgaben anderer Berufsbereiche übertragen. Er sieht dadurch aber nicht komplette Jobs wegfallen, sondern dass sie sich verändern. Weil die KI Aufgaben abnehme, könne der Mensch die Qualität seiner Arbeit steigern. Tendenziell sei Künstliche Intelligenz kein Job-Killer, sondern ein Job-Shifter. Die Berufe bleiben, die Aufgaben darin verschieben sich. Für Kernspeckt ist die Entwicklung mehr eine Bereicherung als eine Bedrohung.
Zukunft: Ungewiss
Die KI kann uns auch nicht sagen, wie die Zukunft der Arbeitswelt aussieht. ChatGPT erahnt nur, dass "verstärkte Weiterbildung der Arbeitskräfte notwendig wird". Eine konkrete Prognose gebe es auch laut Björn Kernspeckt nicht. Früher hätte man noch Prognosen für fünf bis 20 Jahre abgegeben können. Heute könne man nur noch maximal zwei Jahre in die Zukunft schauen, weil die Technologie so rasant weiterentwickle.
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