Energiegenossenschaften in Mecklenburg-Vorpommern im Boom
Am 6. Juli ist der Tag der Genossenschaften. Gut 100 Agrargenossenschaften gibt es im Land. Laut Deutschem Raiffeisenverband ist die Zahl der Genossenschaften in MV stabil. Es gebe sogar Wachstum, unter anderem im Bereich der Energieversorgung.
Der 6. Juli ist der internationale Tag der Genossenschaften. 1923 wurde der Tag erstmals ausgerufen, um das Ideal des gemeinsamen Wirtschaftens zu stärken. 2016 erklärten die Vereinten Nationen den Genossenschaftsgedanken zum immateriellen Weltkulturerbe. Sozialverträglich produzieren und die Mitglieder an den Erfolgen teilhaben lassen, das ist auch in den etwa einhundert Agrargenossenschaften in Mecklenburg-Vorpommern gelebte Praxis. Gut 100 Agrargenossenschaften gibt es im Land.
Klötzbücher: Genossenschaft hat viele Vorteile
Felix Klotzbücher ist Vorstandschef der Agrargenossenschaft Plate e.G. bei Schwerin. In der Genossenschaft arbeiten sieben Landwirte zusammen. Die Milchwirtschaft trägt den Großteil zum Jahreserlös von 3,1 Millionen Euro bei. Auch die Plater liefern ihre Milch an eine Genossenschaft, die Arla-Molkerei in Upahl, wo sie auch ein Mitspracherecht haben. Dieses Modell hat aus Sicht von Felix Klotzbücher viele Vorteile. "Ich denke mal, das ist das große Thema, das uns eigentlich prägt, in der Genossenschaft. Dass wir sehr solidarisch miteinander umgehen, nicht nur tatsächlich die Mitglieder, sondern auch die Angestellten unter sich. Unsere sieben Mitglieder, das hat schon den Charakter von einem Familienbetrieb", sagt Klotzbücher.
"Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner"
Im Verbund mehrerer Unternehmer lassen sich Investitionen in Infrastruktur und Bauprojekte besser bewältigen. Die Geschichte dieses Modells reicht ins 19. Jahrhundert zurück. Mit Beginn der industriellen Revolution waren kleine Handwerker und Bauern alleine nicht mehr konkurrenzfähig. Um an Kredite zu kommen, schlossen sie sich zusammen, erklärt Jörg Migende, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbandes. Für ihn basiert die Idee der Genossenschaft auf dem alten Gedanken: Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner. "Also nicht nach dem starken Staat oder nach wohltätigen Gaben schreien, sondern das Schicksal selber in die Hand zu nehmen," sagt Migende.
Seit 125 Jahren rechtlich verankert
Der Deutsche Raiffeisenverband vertritt bundesweit die Interessen der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Mit dem Genossenschaftsgesetz ist diese besondere Form des Wirtschaftens seit genau 125 Jahren rechtlich verankert. Während andere Unternehmensformen häufiger in die Insolvenz gehen, sei die Zahl der Genossenschaften auch in Mecklenburg-Vorpommern stabil. Es gebe sogar Wachstum, unter anderem im Bereich der Energieversorgung, sagt Jörg Migende. "Der Boom, der gerade auch um Energiegenossenschaften grundsätzlich entstanden ist, zeigt auch die Kraft und das Potenzial des genossenschaftlichen Modells, die großen Herausforderungen in diesem Land und auf der ganzen Welt zu lösen", so Migende.