Das Brennwerk in Wesenberg: Gemeinsam anpacken
Mehr als drei Jahrzehnte stand die alte Brennerei in Wesenberg leer und verfiel. Statt auf einen großen Investor zu warten, will eine Genossenschaft das denkmalgeschützte Gebäude nun selbst retten.
Auf dem Hof wird Mörtel von alten Ziegelsteinen geklopft, ein paar Meter weiter eine Wiese von Gestrüpp befreit, innen durchsichtige Folie an Fensterrahmen getackert, in denen das Glas schon seit Langem fehlt. So geht es bei den Mitmachtagen der Genossenschaft zu, die 2021 die alte Brennerei unweit des Bahnhofs in Wesenberg (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) gekauft hat. Mehr als 60 Mitglieder hat die Organisation namens "brenn:werk" mittlerweile. "Die Idee ist, eine Gemeinschaft zu bilden, die den Ort auch gemeinschaftlich prägt", sagt Wito Tröschel, der das Ganze ins Rollen gebracht hat.
Aus einer Bachelorarbeit wird eine Mammutaufgabe
Wito Tröschel ist Wesenberger, kennt die alte Brennerei seit seiner Jugend. In seinem Architekturstudium schreibt er seine Bachelorarbeit über die alte Brennerei und ihr Potential für den Ort, gibt Führungen, findet schließlich Mitstreiter. "Überrascht war ich, wie viele verschiedene Persönlichkeiten hier angesprochen wurden. Natürlich Leute vor Ort, aber auch Touristen, die hier vorbeigefahren sind und gesagt haben 'Das ist aber schade'", erzählt er in der aktuellen Folge des NDR MV Podcasts "Dorf Stadt Kreis". Die Genossenschaft will das alte Ziegelsteingebäude wiederbeleben. Der Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Industriebau soll zu einem neuen Anziehungspunkt in Wesenberg werden. Die Sanierung des Haupthauses ist allerdings eine Mammutaufgabe und wird noch viele Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte in Anspruch nehmen.
Der neue Anbau - ein erster Schritt
Einen maroden Anbau haben sie aber bereits abreißen lassen. An dessen Stelle entsteht gerade ein neues Gebäude. Wer von der Straße aus guckt, sieht von vorn kaum einen Unterschied, denn die Original-Fassade wurde erhalten. An den Seiten allerdings lassen riesige Rundbogenfenster viel Licht in den großen Raum. Noch im Juni will die Genossenschaft hier ein Café eröffnen. Auch Platz für die Lesestube Wesenbergs, für Veranstaltungen und Yoga-Kurse bietet der Neubau. Finanziert hat die Genossenschaft den Bau zu einem Drittel aus Fördermitteln und vor allem mit Hilfe von Krediten. Auf dem Hof soll zudem in diesem Sommer noch eine Brauerei mit eigenem Biergarten aufmachen.
Mitstreiter fürs Brennwerk gesucht
Die Genossenschaft hofft auf noch mehr Unterstützung von interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Gesucht werden nicht nur Menschen, die bei den Mitmachtagen mit anpacken, sondern auch neue Genossenschaftsmitglieder mit Kapital. Für 500 Euro können Anteile erworben werden. Durch die Einlage kann jedes Mitglied dann auch mitbestimmen, was künftig im Haupthaus entstehen soll. Eines ist aber schon jetzt klar, sagt Genossenschaftsmitglied Anna Pelz, das Gebäude soll für alle wieder geöffnet werden, "nicht wie woanders, wo einfach nur teure Eigentumswohnungen entstehen". Welche Ideen für die Nutzung diskutiert werden? Auch darüber sprechen NDR Reporterin Claudia Krüger und Podcast-Host Annette Ewen in der neuen Podcast-Folge "Brennwerk Wesenberg - gemeinsam anpacken".