Einzelhandel in MV durch Billigware aus Asien bedroht
Immer mehr Einzelhändler in Mecklenburg-Vorpommern fühlen sich durch asiatische Billig-Onlineshops wie Temu und AliExpress bedroht. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Handelsverband Nord.
Temu, AliExpress, Shein: Viele Billig-Onlineshops aus Asien verkaufen auch in Europa ihre Waren und erfreuen sich trotz mangelnder Qualität einer immer größeren Beliebtheit. Dass diese Entwicklung nicht spurlos am Einzelhandel vorbeigeht, zeigt nun eine aktuelle Umfrage des Handelsverband Nord. Demnach fühlen sich inzwischen mehr als zwei Drittel der Händler im Norden durch die asiatische Konkurrenz bedroht.
Mehr als die Hälfte hat schon in Billig-Onlinehops bestellt
Die Bedrohung durch asiatische Onlineshops wird für den norddeutschen Handel immer mehr zur Realität. Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, bereits ein- oder mehrmals bei einem Billiganbieter bestellt zu haben und das, obwohl viele Produkte aus Asien von mangelnder Qualität sind. Eine Untersuchung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland zeigte, dass einige Artikel der Billig-Onlineshops krebserregende und umweltschädliche Chemikalien enthalten. Doch die Auswahl in den Onlineshops ist riesig und zieht so viele Kunden an.
Zollfreigrenze vereinfacht Versand in EU
Laut des Geschäftsführers des Handelsverbandes Nord, Dierk Böckenholt, schwächen diese "Drittstaatenanbieter" die lokale Wirtschaft. Ein Problem sei vor allem die 150 Euro Zollfreigrenze, die es den Anbietern ermöglicht, zollfreie Waren in die EU einzuführen. Ein weiteres Problem ist die fehlende Überprüfung der Waren, so Böckenholt.
Bürokratie belastet den Einzelhandel
Ein weiteres Problem der Händler ist die steigende Bürokratielast. "Dort klagen 89 Prozent über hohe Belastungen und da ist völlig egal, ob die stationär oder online unterwegs sind", erklärt Böckenholt. Dabei sei die Belastung im Lebensmitteleinzelhandel am höchsten. Laut Böckenholt beklagen die meisten vor allem die Dokumentationspflichten, beispielsweise in den Bereichen Arbeitsrecht, Datenschutz, Steuerrecht oder Verpackungsordnung.
EU plant Zollfreigrenze bis 2028 abzuschaffen
Der Handelsverband Nord will sich nun dafür einsetzen, dass die 150 Euro Zollfreigrenze abgeschafft wird und die Marktüberwachung verbessert wird. Dadurch soll der Konkurrenzdruck verringert werden. Die EU plant bereits die Zollfreigrenze bis 2028 abzuschaffen. Außerdem fordert der Handelsverband Nord von der Politik, die Bürokratie für die lokalen Händler zu senken.
Handelsverband Nord sieht "Black Friday" kritisch
Aktionstage wie den "Black Friday" sieht der Handelsverband Nord sehr kritisch. Der Präsident, Andreas Bartmann, bezeichnet ihn als "kollektiven Selbstmord" in der Branche. Denn bei Rabatten in dem Ausmaß seien Kosten für Miete und Personal nicht zu decken. Viele Einzelhändler versuchen inzwischen aber auch ihr Geschäft als "Concept-Store" aufzubauen, um für Kunden attraktiver zu werden. Dabei steht eine exklusive Produktauswahl und eine gute Beratung des Kunden im Mittelpunkt.