NDR Info live: Temu-Hype - günstig, aber gefährlich?
Der chinesische Online-Marktplatz Temu bietet Waren zu extrem niedrigen Preisen, setzt dabei aber manipulative Kaufanreize, die in der EU verboten sind. Wie gefährlich ist das vor allem für junge Kundschaft?
Damen-Schuhe ab drei Euro, kabellose In-Ear-Kopfhörer für vier Euro, ein Ladekabel für knapp fünf Euro oder ein Handstaubsauger für 16 Euro - mit solchen niedrigen Preisen und angeblichen Rabatten von bis zu 90 Prozent lockt der chinesische Online-Marktplatz Temu seit vergangenem Jahr auch in Deutschland seine Kundschaft. Offenbar mit Erfolg: Temu ist hierzulande derzeit eine der am häufigsten heruntergeladenen Gratis-Apps.
Temu lockt mit Gewinnspielen und Rabatt-Countdowns
Dabei wirbt Temu nicht nur mit seiner Niedrigpreisstrategie um Kundinnen und Kunden, sondern auch mit Gewinnspielen, Rabatt-Countdowns und einer offenbar künstlichen Verknappung des Angebots. Durch diese Instrumente will die Plattform wohl vor allem eine junge Zielgruppe zu Spontankäufen inspirieren. Dabei setzt Temu bei der Vermarktung, ähnlich wie Shein, auf TikTok-Influencer. Unter Hashtags wie #temu oder #temuhaul präsentieren sie vor laufender Kamera ihre Einkäufe. Wer Freunde als Kunden anwirbt oder selbst fleißig Produktrezensionen verfasst, erhält zusätzliche Rabatte.
Vorwurf: Manipulative Kaufanreize
Verbraucherschützer schlagen schon länger Alarm, denn die spielerischen, manipulativen Designs, sogenannte Dark Patterns, sind laut Digitale-Dienste-Gesetz der EU seit Februar dieses Jahres verboten. Nun will auch die Bundesregierung konsequenter gegen den chinesischen Online-Marktplatz vorgehen.
"Spiele, Glücksräder, Rabatt-Countdowns et cetera suggerieren unglaubliche Rabatte und Schnäppchen", sagt Verbraucherschutz-Staatssekretärin Christiane Rohleder. "Temu setzt ständig neue Kaufanreize." In völlig neuem Maß finde ein Wandel von der Bedarfsdeckung zur Bedarfsweckung statt. Besonders problematisch sei der Fokus auf eine sehr junge Zielgruppe. Die vorhandenen Regeln müssten durchgesetzt werden. Zudem sei ein umfassendes Vorgehen gegen manipulative oder süchtig machende Praktiken bei digitalen Angeboten nötig, so Rohleder.
Über Tricks und Fallstricke bei Temu haben wir bei NDR Info live gesprochen. Moderatorin Ann-Brit Bakkenbüll begrüßte als Gäste:
Philipp Riehm
Professor für Digital Media Management an der Macromedia Fachhochschule Hamburg
Kathrin Bartsch
Referentin für Telekommunikation und Internet von der Verbraucherzentrale Niedersachsen