Ein Monat Swinetunnel: Erste Bilanz
Freie Fahrt unter der Swine: Rund 400.000 Autofahrer haben die neue Verbindung zwischen den Inseln Wollin und Usedom in den vergangenen vier Wochen genutzt.
Heute vor einem Monat ist der Swinetunnel eröffnet worden. Durch den Tunnel dauert es nur noch wenige Minuten, um im polnischen Swinemünde von einem Stadtteil zum anderen zu gelangen. Zuvor hatten Autofahrer dort jahrelang Fähren zum Übersetzen nutzen müssen, lange Wartezeiten waren die Folge.
Verkehrschaos auf Usedom ist ausgeblieben - bislang
Auf Usedom ist der Verkehr anders als erwartet seit der Tunnelöffnung noch nicht signifikant gestiegen. "Ich habe mit vielen Einwohnerinnen und Einwohnern gesprochen. Sie sagen, es ist so verstopft wie sonst auch", so die Bürgermeisterin der Kaiserbäder, Laura Isabell Marisken. Sie vermutet, dass sich das noch ändern könne, sobald die Anbindungsstrecke über Swinemünde fertiggestellt sei. Außerdem werde ab September an der wichtigen Verbindungsstrecke Richtung Anklam gebaut und viele müssten über die Strecke Richtung Wolgast ausweichen. "Es gibt eine Vollsperrung Richtung Korswandt. Das heißt, ein ganz wichtiger Abzweig wird gekappt", so Marisken. "Und natürlich wird das nochmal zu einer Erhöhung der eh schon angespannten Verkehrssituation führen."
Günther Jikeli von den Usedomer Eisenbahnfreunden befürchtet aber noch etwas anderes. Denn derzeit fahren keine LKW durch den Tunnel. Jikeli denkt, dass diese Regelung nach einer Klage, etwa eines Speditionsunternehmens, gekippt werden könnte: "Da wird man eventuell dann sagen, dann lass mal die LKW da durchfahren, dass sie auf dem kürzesten Weg zum Beispiel zur A20 kommen. Und dann fahren sie über die B110 auf der Insel Usedom und dann haben wir hier richtig was los." Aber er sieht auch etwas Positives: die polnischen Besucher. Durch den kurzen Weg könnten diese auch die Kultur der Insel und die Stadtgeschichte kennenlernen. Darauf bereitet er sich als ehrenamtlicher Stadtführer in Usedom vor.
Swinemündes Stadtpräsident zieht positive Bilanz
Aus Swinemünde kommen hingegen positive Äußerungen. Stadtpräsident Janusz Żmurkiewicz ist sehr zufrieden. Die Menschen seien froh, jetzt schneller zur Arbeit, zur Schule oder auch zum Strand zu kommen. Er merke zwar, dass der Verkehr zugenommen habe, aber darauf habe sich die Stadt vorbereitet. Der Tunnel sei wie das fehlende Teil im großen Puzzle der Stadt und zu einem verbindenden Faktor geworden, heißt es aus Swinemünde.
Einige Fähren fahren weiter
Die Fahrt durch den Tunnel ist kostenlos, zumindest in den kommenden fünf Jahren. Einige Fähren sind außer Dienst gestellt. In der Innenstadt bleiben zwei Fähren für Fußgänger und Radfahrer erhalten, die alle halbe Stunde pendeln. Die Kaseburg-Fähre, also die im Süden von Swinemünde, dagegen ist eingestellt worden, dort kommen nur noch LKW mit Gefahrgut rüber.