Ein Klub für Seeleute entsteht auf dem Stralsunder Werftgelände
Auf dem Werftgelände von Stralsund soll ein neuer Seemannsklub der Deutschen Seemannsmission entstehen. Träger ist der ehrenamtlich betriebene Verein "Seemannsmission Sassnitz/Mukran".
Auch im vergleichsweise kleinen Hafen von Sassnitz-Mukran auf Rügen betreibt die Deutsche Seemannsmission einen Seemannsklub. Zu finden ist der im ersten Stock des Fährterminals. Seit dreißig Jahren gibt es ihn und - das ist ungewöhnlich - komplett in der Regie von Ehrenamtlichen. Im Jubiläumsjahr soll jetzt in Stralsund eine Zweigstelle des Vereins entstehen.
Neuanfang in Stralsund: "Alles prima"
Peter Leukroth steht in dem kargen Großraumbüro an der Werfthalle. Schreibtische stehen hier, die Wände sind vor langer Zeit weiß gemalert worden, es gibt einen Wasserhahn - darunter kein Waschbecken. "Ist doch prima! Alles da, sogar ein Wasseranschluss und Abwasser. Das ist besser als am Anfang in Mukran." Wir sind im zweiten Stockwerk und machen eine Begehung der neuen Räume. Sonja Gelinek, stellvertretende Bürgermeisterin der Hansestadt Stralsund, führt uns durch die Räume. "Wir haben durch die Schiffsreparaturen mehr Schiffsanläufe und längere Verweilzeiten. Deshalb begrüßen wir, dass sich der Verein Seemannsmission Sassnitz/Mukran e.V. nun auch hier einen Anlaufpunkt für Seeleute einrichten will."
"Wir sind für die Seeleute da"
"Wir sehen unsere Mission darin, für Seeleute außerhalb ihres Schiffs einen guten Ort der Entspannung, der Fürsprache und der Lebenshilfe zu bieten", so der 66 Jahre alte ehemalige Schiffsmechaniker und Bootsmann. "Ich bin jetzt in Rente und möchte meinerseits dazu beitragen, dass die Seeleute gute Orte für sich in den Häfen finden. Ich weiß wie es ist, mit wenig Geld in einem fremden Hafen zu liegen und war immer froh, wenn ich einen Seemannsklub gefunden habe", so Leukroth. "Wir holen die Seeleute sogar ab, wenn sie weiter weg liegen, hier können Sie dann Billard spielen. Das geht an Bord nicht. Karaoke singen, mal andere Menschen sehen, das Nötigste einkaufen und über das kostenfreie WLAN mit zu Hause telefonieren. Ein deutsches Bier ist den meisten Gästen auch sehr willkommen."
"Üblich sind neun Monate auf See"
90 Prozent aller Waren und Rohstoffe werden mit Schiffen transportiert. Die Seeleute haben Verträge von bis zu zwei Jahren mit den Reedereien geschlossen. Üblich sind neun Monate auf See. An Bord müssen Sie gehorchen - sind Teil der Schiffsmaschine. Im Seemannsklub werden sie auch mal nach ihren Wünschen gefragt. In Sassnitz gibt es sogar einen kleinen, multireligiösen Andachtsraum. Wenn es ernste Probleme an Bord gibt, dann finden sie hier Ansprechpartner und eine kurze Leitung zur ITF. Das ist die internationale Gewerkschaft für das Transportgewerbe. Seit Jahrzehnten arbeitet die Deutsche Seemannsmission im Interesse der Seeleute mit der Gewerkschaft Hand in Hand, machen Bordbesuche, oder Besuche im Krankenhaus.
"Interesse am Menschen und einen Abend Zeit"
In Stralsund haben sich durch die Werft die Schiffsanläufe erhöht, aber auch für die Besatzungen der Flusskreuzfahrtschiffe sind sie gerne da, so Leukroth. Der Klub in Stralsund soll ebenfalls ehrenamtlich geführt werden und möglichst noch in diesem Jahr eröffnen. Geld für eine Grundausstattung ist schon beantragt, aber Förderer und Teammitglieder kann man nie genug haben, sagt er mit einem Augenzwinkern. "Auch Schüler wären uns sehr willkommen, die hier nebenbei ihre Sprachkenntnisse trainieren würden", so Peter Leukroth. "Mitbringen müssten die Freiwilligen eigentlich nur Interesse am Menschen und einen Abend ihrer Zeit. Dann können wir vielleicht auch hier bald an die Tür schreiben "Seemannsklub Stralsund - täglich geöffnet ab 19 Uhr."