Fosen Werft in Stralsund geht in die Insolvenz
Die Fosen Werft in Stralsund hat nach NDR Informationen Insolvenz beantragt. Betroffen sind etwa 45 Mitarbeiter. Sie wurden nach Angaben der IG Metall auf einer Mitarbeiterversammlung informiert.
Rückschlag für die Pläne von Stralsunds Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU), die ehemalige Volkswerft wieder zu einem attraktiven Industriestandort zu machen: Am Mittwoch hatte Badrow erklärt, die Pachtverträge mit der Fosen Werft seien gekündigt worden, einen Tag später meldete die Fosen-Geschäftsführung Insolvenz an. Das Unternehmen hatte die große Schiffbauhalle angemietet, eines der Wahrzeichen der Hansestadt, das an die Tradition der Volkswerft erinnert. In der Halle wurde bis Mai die "Gorch Fock 1" saniert - mit Fördermitteln der EU und des Bundes.
Weniger Jobs als zugesichert
Fosen gehörte nach der Pleite der MV-Werften 2022 zu den ersten Unternehmen, die die Stadt als Eigentümerin des Volkswerftgeländes am Industriestandort ansiedelte. Badrow sprach damals davon, dass die ehemalige Volkswerft "zurück nach Stralsund" komme. Die Erwartungen an Fosen haben sich allerdings zerschlagen. Das Unternehmen hat nach Gewerkschaftsangaben keine Tariflöhne bezahlt und nur etwa 45 Jobs geschaffen. Mit der Stadt waren deutlich mehr vereinbart, angeblich 100. Hintergrund des Streits könnten auch ausgebliebene Pachtzahlungen sein. Aus Werft-Kreisen heißt es, Fosen habe die Pacht nicht vollständig gezahlt. Mit der Kündigung der Pachtverträge verlor Fosen seine Betriebsstätte - offenbar eine Ursache für die Insolvenz. Die Stadt stellte dem Unternehmen kurz nach der Kündigung bereits den Strom ab. Fertiggestellte Aufträge für ein dänisches Unternehmen konnten nicht ausgeliefert werden. "So geht man nicht miteinander um", berichtete ein Fosen-Mitarbeiter.
Zukunft des Unternehmens offen
Wie es jetzt auch für die Beschäftigten weitergeht, ist offen. Der bisherige Geschäftsführer Carsten Stellamanns war für den NDR nicht zu erreichen. Offenbar ist auch der Gesprächsfaden zur Stadt abgerissen. Man habe Schwierigkeiten, den Stralsunder Fosen-Chef ans Telefon zu bekommen, hieß es. Zum Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Stralsund den Düsseldorfer Rechtsanwalt Biner Bähr bestellt. Er ist für die internationale Insolvenzkanzlei White & Case tätig. Bähr gilt als Sanierungsexperte, auch er war telefonisch zunächst nicht zu erreichen.
IG-Metall: Schlag ins Gesicht
Die IG-Metall spricht angesichts der Insolvenz und der ungesicherten Zukunft der Beschäftigten von einem "Schlag ins Gesicht". Schon vor zwei Jahren hätten Interessenten nicht unbedingt Schlange gestanden, erklärte der regionale IG-Metall Sprecher Frank Prenzlau.
Oberbürgermeister Badrow zeigt sich optimistisch. Die Trennung von Fosen eröffne neue Perspektiven, hieß es. "Wir sind zuversichtlich, dass wir zeitnah neue Partner finden, die die Standortvorteile nutzen", so Badrow. In einer Pressekonferenz am Donnerstagabend sagte er, Fosen schulde der Stadt einen sechsstelligen Pachtbetrag. Es habe Versuche gegeben, eine Lösung zu finden, allerdings ohne Erfolg.
Neuer Interessent schon in den Startlöchern?
Offenbar gibt es schon Interessenten. Die auf dem Werftgelände aktive Stralsunder Strela Shiprepair Yard teilte kurz nach der Bekanntgabe der Fosen-Insolvenz mit, sie wolle "die durch den Rückzug der Firma Fosen entstandende Lücke füllen". Offenbar ist bereits eine Kooperation für die Nutzung der Schiffbauhalle vereinbart worden. "Für uns eröffnet dies die Möglichkeit, die bisherigen Reparatur- und Umbaukapazitäten deutlich zu vergrößern", erklärte Geschäftsführer Jan Tebbe-Simmendinger. Über die Zahl der Jobs, die möglicherweise entstehen, wurde nichts mitgeteilt. Zur Zeit wird in der Schiffbauhalle das Segelschulschiff "Greif" saniert. Die Arbeiten an dem Traditionssegler sind zu 75 Prozent abgeschlossen. Für die restlichen werde nun eine Lösung gesucht, so Badrow.