Proben © NDR Foto: Sina van Vorst
Proben © NDR Foto: Sina van Vorst
Proben © NDR Foto: Sina van Vorst
AUDIO: DSK #141 Drogen in MV – Was das Abwasser über den Konsum aussagt (26 Min)

Drogenkonsum in MV: Drese will "verstärkt auf Prävention setzen"

Stand: 08.09.2023 19:30 Uhr

Erstmals gibt es belastbare Zahlen darüber, wie hoch der Drogenkonsum in den vier größeren Städten in Mecklenburg-Vorpommern ist. Die Reaktionen von Politik und Fachleuten fallen unterschiedlich aus. Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) sieht Handlungsbedarf.

"Wir nehmen die Werte natürlich sehr ernst und gleichen sie mit den Zahlen ab, die wir haben", sagte Drese am Freitag bei NDR MV Live. Die Abwasseranalyse auf Drogen sei eine "neue Art der Untersuchung", die in die Planungen des Ministeriums miteinbezogen werde. "Da sind die Ergebnisse der Wissenschaftler sehr hilfreich für uns." Dass in allen vier großen Städten des Landes vergleichsweise hohe Drogenrückstände ermittelt wurden, erfülle sie mit Sorge, so Drese.

Weitere Informationen
Drogen © Screenshot
10 Min

Drogen im Abwasser: Sozialministerin Drese nimmt Ergebnisse ernst

Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) äußert sich zur Abwasseranalyse und den Folgen für die Präventionsarbeit in MV. 10 Min

Drese: Prävention kann gerade bei jungen Menschen wirksam sein

"Mich besorgt vor allem die Frage der Kinder und Jugendlichen und der Prävention." Zwar werde man bei Menschen, die ihr Leben lang Alkohol und Zigaretten konsumiert haben, mit Prävention nicht mehr viel erreichen können, aber "bei jungen Leuten am Anfang ihres Lebens sehr wohl noch". Deshalb werde sie verstärkt auf Prävention setzen. Die Wissenschaftler der Studie sprechen mit Blick auf die Ergebnisse von "alarmierenden Zeichen" und sehen "dringenden Handlungsbedarf". Drese sagte: "Eine Konsequenz wird sein, dass wir beispielsweise im Bereich Rostock mehr Prävention zum Thema Kokain anbieten wollen und in Neubrandenburg zu Amphetaminen." Dazu stehe ihr Ministerium in Gesprächen mit der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen Mecklenburg-Vorpommern (LAKOST), so Drese weiter.

Drese: Drogenpolitik des Landes nicht gescheitert

Dass die Drogenpolitik des Landes gescheitert ist, wollte Drese nicht einräumen. Vielmehr wolle man die Entwicklung nun weiter genau beobachten, um dann weitere Schlüsse zu ziehen - speziell mit Blick auf die Situation von Kindern und Jugendlichen. Die LAKOST-Geschäftsführerin Birgit Grämke zeigte sich überrascht angesichts der hohen Zahlen von Kokain in Rostock und Amphetaminen in Neubrandenburg. Bisher waren in der Suchtberatung und Suchtprävention vor allem Alkohol und Cannabis ein Thema. Sie sieht nun dringenden Handlungsbedarf: "Es ist wichtig, dass wir jetzt auf alle Zahlen gucken und auch gucken, wo sind die Probleme hier in Mecklenburg-Vorpommern und wo müssen wir auch unsere Angebote dementsprechend anpassen."

Innenminister Pegel lehnt eigene Studien ab

Weitere Informationen
Proben © NDR Foto: Sina van Vorst

Rostock im Rausch: Erstmals belastbare Zahlen über Drogenkonsum in MV

Kokain, Ecstasy und Speed: Eine Analyse zeigt den hohen Konsum illegaler Drogen in Mecklenburg-Vorpommern. mehr

Innenminister Christian Pegel (SPD) nahm im Interview mit dem NDR die Ergebnisse zu den hohen Drogenrückständen zur Kenntnis. Die Zahlen würden zeigen, dass die Polizeiarbeit sehr wichtig sei. Er verwies außerdem darauf, dass die Präventionsarbeit verstärkt werden müsse. Ein regelmäßiges Monitoring, wie es andere Bundesländer und Städte in Deutschland gestartet haben, lehnt Pegel ab. "Ich gucke da auf meine Aufgabe im Innenministerium, und zwar mit den Kolleginnen und Kollegen der Polizei. Und da gehe ich nicht davon aus, dass wir regelmäßig die Studie benötigen." Hauptaufgabe sei es, "einzelne Täterinnen und Täter dingfest zu machen".

Bockhahn: Prävention und Akzeptanz

Steffen Bockhahn, zweiter stellvertretender Bürgermeister und Gesundheitssenator der Stadt Rostock (parteilos), zeigte sich angesichts der Zahlen in Rostock besorgt. Er sprach sich für mehr Prävention aber auch mehr Akzeptanz aus. Es sollten mehr Möglichkeiten geschaffen werden, dass Konsumenten ihre Substanzen auf besonders gefährliche Inhaltsstoffe checken lassen können - so genanntes "drug checking". Bockhahn sprach sich dafür aus, mit einer eigenen Studie die Abwasseranalysen in Zukunft für die Stadt Rostock jährlich durchführen zu lassen, um die weitere Entwicklung zu beobachten und in der Prävention zielgenauer arbeiten zu können.

Videos
Kokain © Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern
8 Min

Hat Mecklenburg-Vorpommern ein Drogenproblem?

Abwasseruntersuchungen haben ergeben, dass der Konsum illegaler Drogen wie Kokain, Ecstasy und Speed in MV höher sind, als bisher bekannt. 8 Min

Modemann: "Müssen uns unbedingt drum kümmern"

In Neubrandenburg äußerte sich Peter Modemann (CDU), 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters nachdenklich: "Die Studie hat uns schon ein wenig aufgeschreckt. Da sind ja Werte dabei, wo auch Neubrandenburg nicht ganz besonders gut bei abschneidet. Die Drogenszene ist bei uns in Neubrandenburg ja nicht ganz neu. Aber wir müssen uns unbedingt drum kümmern." Modemann kündigte an, gemeinsam mit den zuständigen Behörden Prävention und Aufklärung voranzutreiben. Er sei dankbar, dass er die Studie erhalten habe anhand der man jetzt das weitere Vorgehen planen könne.

Weitere Informationen
Chromatograph © NDR Foto: Sina van Vorst

FAQ zur Abwasseranalyse auf Drogen in MV

Wie werden Drogenrückstände im Abwasser ermittelt? Hier geben wir Antworten zu einer Studie und ihrer Methode. mehr

Foyer des Chemie Neubaus an der Technischen Universität Dresden © TU Dresden

Abwasseranalyse auf Drogen in MV - Abschlussbericht

Der finale Bericht der Technischen Universität Dresden mit den Ergebnissen aus der Abwasseranalyse auf verschiedene Drogen in vier Städten in MV. Download (1 MB)

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 08.09.2023 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Eine als Schneekönigin geschminkte Frau blickt in die Kamera © picture-alliance | CHROMORANGE / Juliane Menzel Foto: CHROMORANGE / Juliane Menzel

NDR 1 Radio MV Weihnachtsgeschichte 2024: "Die Schneekönigin"

Am ersten Weihnachtstag sendet NDR 1 Radio MV traditionell eine Weihnachtsgeschichte: 2024 ist es "Die Schneekönigin". mehr