Drogenkonsum in MV: Drese will "verstärkt auf Prävention setzen"
Erstmals gibt es belastbare Zahlen darüber, wie hoch der Drogenkonsum in den vier größeren Städten in Mecklenburg-Vorpommern ist. Die Reaktionen von Politik und Fachleuten fallen unterschiedlich aus. Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) sieht Handlungsbedarf.
"Wir nehmen die Werte natürlich sehr ernst und gleichen sie mit den Zahlen ab, die wir haben", sagte Drese am Freitag bei NDR MV Live. Die Abwasseranalyse auf Drogen sei eine "neue Art der Untersuchung", die in die Planungen des Ministeriums miteinbezogen werde. "Da sind die Ergebnisse der Wissenschaftler sehr hilfreich für uns." Dass in allen vier großen Städten des Landes vergleichsweise hohe Drogenrückstände ermittelt wurden, erfülle sie mit Sorge, so Drese.
Drese: Prävention kann gerade bei jungen Menschen wirksam sein
"Mich besorgt vor allem die Frage der Kinder und Jugendlichen und der Prävention." Zwar werde man bei Menschen, die ihr Leben lang Alkohol und Zigaretten konsumiert haben, mit Prävention nicht mehr viel erreichen können, aber "bei jungen Leuten am Anfang ihres Lebens sehr wohl noch". Deshalb werde sie verstärkt auf Prävention setzen. Die Wissenschaftler der Studie sprechen mit Blick auf die Ergebnisse von "alarmierenden Zeichen" und sehen "dringenden Handlungsbedarf". Drese sagte: "Eine Konsequenz wird sein, dass wir beispielsweise im Bereich Rostock mehr Prävention zum Thema Kokain anbieten wollen und in Neubrandenburg zu Amphetaminen." Dazu stehe ihr Ministerium in Gesprächen mit der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen Mecklenburg-Vorpommern (LAKOST), so Drese weiter.
Drese: Drogenpolitik des Landes nicht gescheitert
Dass die Drogenpolitik des Landes gescheitert ist, wollte Drese nicht einräumen. Vielmehr wolle man die Entwicklung nun weiter genau beobachten, um dann weitere Schlüsse zu ziehen - speziell mit Blick auf die Situation von Kindern und Jugendlichen. Die LAKOST-Geschäftsführerin Birgit Grämke zeigte sich überrascht angesichts der hohen Zahlen von Kokain in Rostock und Amphetaminen in Neubrandenburg. Bisher waren in der Suchtberatung und Suchtprävention vor allem Alkohol und Cannabis ein Thema. Sie sieht nun dringenden Handlungsbedarf: "Es ist wichtig, dass wir jetzt auf alle Zahlen gucken und auch gucken, wo sind die Probleme hier in Mecklenburg-Vorpommern und wo müssen wir auch unsere Angebote dementsprechend anpassen."
Innenminister Pegel lehnt eigene Studien ab
Innenminister Christian Pegel (SPD) nahm im Interview mit dem NDR die Ergebnisse zu den hohen Drogenrückständen zur Kenntnis. Die Zahlen würden zeigen, dass die Polizeiarbeit sehr wichtig sei. Er verwies außerdem darauf, dass die Präventionsarbeit verstärkt werden müsse. Ein regelmäßiges Monitoring, wie es andere Bundesländer und Städte in Deutschland gestartet haben, lehnt Pegel ab. "Ich gucke da auf meine Aufgabe im Innenministerium, und zwar mit den Kolleginnen und Kollegen der Polizei. Und da gehe ich nicht davon aus, dass wir regelmäßig die Studie benötigen." Hauptaufgabe sei es, "einzelne Täterinnen und Täter dingfest zu machen".
Bockhahn: Prävention und Akzeptanz
Steffen Bockhahn, zweiter stellvertretender Bürgermeister und Gesundheitssenator der Stadt Rostock (parteilos), zeigte sich angesichts der Zahlen in Rostock besorgt. Er sprach sich für mehr Prävention aber auch mehr Akzeptanz aus. Es sollten mehr Möglichkeiten geschaffen werden, dass Konsumenten ihre Substanzen auf besonders gefährliche Inhaltsstoffe checken lassen können - so genanntes "drug checking". Bockhahn sprach sich dafür aus, mit einer eigenen Studie die Abwasseranalysen in Zukunft für die Stadt Rostock jährlich durchführen zu lassen, um die weitere Entwicklung zu beobachten und in der Prävention zielgenauer arbeiten zu können.
Modemann: "Müssen uns unbedingt drum kümmern"
In Neubrandenburg äußerte sich Peter Modemann (CDU), 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters nachdenklich: "Die Studie hat uns schon ein wenig aufgeschreckt. Da sind ja Werte dabei, wo auch Neubrandenburg nicht ganz besonders gut bei abschneidet. Die Drogenszene ist bei uns in Neubrandenburg ja nicht ganz neu. Aber wir müssen uns unbedingt drum kümmern." Modemann kündigte an, gemeinsam mit den zuständigen Behörden Prävention und Aufklärung voranzutreiben. Er sei dankbar, dass er die Studie erhalten habe anhand der man jetzt das weitere Vorgehen planen könne.