DWD: "Historische Niederschlagsarmut" in MV im Mai 2023
Obwohl es im Mai in Mecklenburg-Vorpommern so viel Sonnenschein wie nirgends sonst in Deutschland gab, fiel der Wonnemonat eher kühl aus. Der Mai in MV war von einer historischen Niederschlagsarmut geprägt.
Im Frühjahr und vor allem im Mai 2023 hat es in Mecklenburg-Vorpommern viel zu wenig geregnet. Mit zehn Litern pro Quadratmeter (l/m²) wurde knapp ein Fünftel des Mai-Solls von 51 Litern erreicht, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstag auf Basis vorläufiger Werte mitteilte. "Der April hat noch ein bisschen was an Regen gebracht, der Mai war sehr, sehr trocken. Einzig gut war nur der März, der hat zwar relativ wenig Sonne gehabt, aber zum Teil die doppelte Monatsniederschlagsmenge", ordnete der Meteorologe Uwe Ulbrich vom NDR Wetterstudio auf Hiddensee die Werte ein. In Teilen der Mecklenburgischen Seenplatte und Vorpommerns fielen nicht einmal fünf Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Der DWD spricht von einer "historischen Niederschlagsarmut".
Wetter im Frühjahr in MV: Kühl, sonnig, trocken
Dabei waren die Monate März und April noch überdurchschnittlich nass ausgefallen. Der trockene Mai drehte den Trend für das gesamte Frühjahr um: Mit gerade einmal 100 l/m² (vieljähriger Mittelwert: 134 l/m²) im gesamten Frühjahr war der Nordosten deutschlandweit trockenste Region. Mit 8,1°C (7,1 °C) war Mecklenburg-Vorpommern neben Sachsen und Thüringen das kühlste Bundesland im Frühjahr 2023 - aber auch das sonnigste. Bis zum Frühlingsende - das ist im meteorologischen Sinne Ende Mai - strahlte die Sonne in keiner anderen Gegend länger, 600 Stunden (516 Stunden) wurden erfasst. An der Ostsee schien sie lokal sogar bis zu 700 Stunden.
Barth mit bundesweit niedrigster Mai-Temperatur
Überdurchschnittlich war im Mai auch die Sonnenscheindauer von gut 310 Stunden (235 Stunden). An der Küste wurden teilweise über 340 Stunden gemessen. MV war damit laut DWD das sonnigste und trockenste Bundesland im Mai 2023. Ein auffälliger Wert wurde im Nordosten auch bei der Temperatur erreicht: Am 4. Mai wurde in Barth (Landkreis Vorpommern-Rügen) an der Ostsee mit -3,1 °C die bundesweit niedrigste Temperatur im Mai gemessen. Die Gebietsmitteltemperatur lag aber zum Ende des Monats bei 12,4 °C (11,9 °C), was dennoch für den Titel "zweitkühlstes Bundesland" neben Thüringen reichte. Ein Widerspruch zu den vergleichsweise geringen Niederschlagswerten sei das nicht, so Ulbrich. "Es hängt immer davon ab, wie trocken die Luftmassen sind, da spielt die Temperatur nicht die Rolle. Niedrige Temperaturen hängen nicht automatisch damit zusammen, dass es viel Regen gibt."
MV gegen den Trend im Bundesgebiet
Damit zeigte sich Mecklenburg-Vorpommern in vielen Bereich nicht deckungsgleich mit dem gesamten Bundesgebiet. Insgesamt war das Frühjahr laut DWD mit im Mittel der drei Monate rund 200 l/m² so nass wie seit zehn Jahren nicht mehr in Deutschland. Im Vergleich zu den Jahren 1961 bis 1990 sei dies ein Anstieg von rund acht Prozent, im Vergleich zu den Jahren 1991 bis 2020 sogar von 17 Prozent. "Das liegt vorzugsweise daran, dass wir im Nordosten von östlichen Wetterlagen geprägt werden im Sommer, die uns diese trockene Luft heranbringen", meint Ulbrich. Klimamodelle würden schon seit einigen Jahren auf eine Zweiteilung Deutschlands hindeuten - mit zunehmenden Niederschlägen von den Mittelgebirgen an südwärts und mehr Trockenheit in der Norddeutschen Tiefebene.
Viel Regen in den Gebirgen
Deutschlandweit nahm die Natur den Niederschlag dankbar auf. "Das hat den tiefen Bodenschichten geholfen, die nun gut durchfeuchtet sind. Das ist eine viel bessere Ausgangslage für den Sommer", so DWD-Sprecher Andreas Friedrich. In der zweiten Maihälfte zog sich der Regen dann weitgehend zurück. Besonders viel Regen bekamen mit mehr als 400 Litern pro Quadratmeter die westlichen Mittelgebirge ab, an den Alpen waren es laut DWD sogar mehr als 600 Liter. Den Tagesrekord fuhr Bischofswiesen-Winkl im Berchtesgadener Land am 16. Mai mit 106,2 Litern ein.