Klimawandel in MV: Dodower suchen Apfelbaum der Zukunft
In Dodow in Mecklenburg-Vorpommern werden im großen Stil neue Züchtungen aus Sachsen getestet. Entscheidend ist, wie die Apfelsorten mit Trockenheit, Hitze und Schädlingen klarkommen.
Obwohl die Ernte 2022 überdurchschnittlich gut war, können sich die Apfelbauern in Dodow (Landkreis Ludwigslust-Parchim) nicht entspannt zurücklehnen. Für die Obstbäume sei es ein strapaziöses Jahr gewesen, so Griseldis Dahlmann, lokale Leiterin des Saftherstellers WeserGold. Die älteren Bäume hätten dank ihrer dicken Stämme und tiefen Wurzeln der Dürre zwar etwas entgegenzusetzen. Doch etwa 40.000 von ihnen müssten in den kommenden zehn Jahren ersetzt werden.
Neue Sorten sollen Hitze und Trockenheit aushalten
Die Dodower Apfelbauern wollen sich auf die geänderten Klimabedingungen so gut es geht einstellen. Hitze und Trockenheit machten gerade den jüngeren Bäumen zu schaffen. "Da mussten wir im Extremfall mit dem Tankwagen kommen und die Bäume einzeln bewässern", so Dahlmann. Auf den mehr als 700 Hektar ist eine flächendeckende Bewässerung weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Der Apfelbaum der Zukunft muss also klimaresistent sein.
Züchtungen aus Sachsen: Versuchsanbau im großen Stil
Obstbaumeister Oliver Dahl ist mitverantwortlich für 60 Neuzüchtungen, die auf eigens dafür vorgesehenen Plantagenabschnitten herangezogen und unter Realbedingungen getestet werden. Sie stammen zum Teil vom Julius Kühn-Institut aus Dresden-Pilnitz. Die Botaniker von dem Bundesforschungsinstitut haben das Ziel, mit ihren Züchtungen eine umweltschonende Obsterzeugung zu ermöglichen.
Oliver Dahl hat in Dresden-Pillnitz seinen Meister gemacht. Nun vermehrt er die Züchtungen mittels vegetativer Methode in Mecklenburg-Vorpommern. Dabei erstellt er Hunderte sortenreiner Kopien der Ursprungspflanze und baut die Züchtung im großen Stil versuchsweise an. Am Ende gibt es "bei den Umweltfaktoren, die wir die letzten Jahre hatten, Gewinner und Verlierer", so Dahl.
Schädlinge als Indikatoren für Klimastress
Die Apfelsorten, die es schwer haben, sich anzupassen, dünsten unter Stress geringe Mengen Alkohol aus. Das wiederum zieht verstärkt Schädlinge an - wie den Ungleichen Holzbohrer. Das Vorkommen der Schädlinge ist also ein erstes Indiz dafür, dass eine Testreihe weniger gut geeignet ist. Klebefallen mit hochprozentigem Lockmittel sollen zeigen, ob die Versuchsbäume von der Borkenkäferart befallen sind und für den späteren Anbau infrage kommen.
In und um Dodow werden seit über 50 Jahren Apfelbäume bewirtschaftet - heutzutage knapp 600.000. Normalerweise rodet man die Bäume hier nach 25 Jahren - aus wirtschaftlichen Gründen. Das hat sich mittlerweile geändert. Bis die Dodower den Apfelbaum der Zukunft gefunden haben, bleibt ihnen nur, vermehrt alte Bäume stehen zu lassen und auf ausreichend Regen zu hoffen.