Clan-Chef Remmo will in Grabowhöfe Lebensabend verbringen

Stand: 11.04.2024 18:27 Uhr

Das Oberhaupt des Berliner Remmo-Clans, Issa Remmo, hat sich bei Enrico Malow, dem Bürgermeister von Grabowhöfe, vorgestellt. Eine Reporterin des Internetportals "Wir sind Müritzer" war dabei und ein ehemaliger LKA-Ermittler wundert sich über den Auftritt.

Der spektakuläre Raub der Goldmünze aus dem Bode-Museum in Berlin, der Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden sowie hunderte Straftaten stehen im Zusammenhang mit dem Berliner Familien-Clan Remmo. Vor einiger Zeit ist der mutmaßliche Clan-Chef Issa Remmo aufs Land gezogen - nach Grabowhöfe bei Waren (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte). Am Dienstag hat er sich erstmalig in einem Gespräch mit dem Internetportal "Wir sind Müritzer" zu seiner Situation geäußert. Er gab sich unschuldig und hilfsbereit, will in Grabowhöfe seinen Lebensabend verbringen. Er sei gar kein Clan-Chef, sondern nur der Vater einer großen Familie, um die er sich kümmern müsse. Klaus Nachtigall, ein früherer Ermittler des Landeskriminalamtes in Berlin, hat von dem Vorfall gehört. Er sagte dem NDR, dass er angesichts des Auftritts von Issa Remmo irritiert sei. Mehr noch: "Ich musste ganz schön lachen", so der Ex-Polizist.

Es gibt gute Gründe für Remmos Umzug

Nachtigall ordnete Remmos Umzug aus Berlin in die Provinz so ein: "Jeder Straftäter sieht zu, dass er eine feste Meldeanschrift hat, um einem Haftbefehl auf Untersuchungshaft zu entgehen." Außerdem glaube Remmo wahrscheinlich, dass er die Behörden im ländlichen Raum, die nicht die gleiche Erfahrung mit kriminellen Clans hätten wie in Berlin, um den Finger wickeln könne. Drittens, so Nachtigall, kämen die Leute, von denen er das Grundstück gekauft habe, aus dem Umfeld des Milieus.

Remmo steht für gemeinnützige Arbeit zur Verfügung

Wie es zu dem überraschenden Austausch mit dem Bürgermeister in Anwesenheit einer Journalistin kam, erklärte Enrico Malow (CDU) gegenüber NDR MV Live: "Er hat sich kurzfristig zur Bürgermeister-Sprechstunde angemeldet. Die biete ich jeden Dienstag an." Malow betonte, dass dies völlig legitim sei. Remmo sei Einwohner von Grabowhöfe und gegen ihn liege strafrechtlich nichts vor. Remmo wollte sich offenbar unter anderem für die Unannehmlichkeiten und das große Medieninteresse entschuldigen, das für Unruhe im Dorf gesorgt habe. Und er wolle sich künftig auch in der Gemeinde einbringen. Im Verlauf des Gesprächs habe er angeboten, regelmäßig eine Stunde pro Woche für gemeinnützige Arbeit zur Verfügung zu stehen, heißt es auf "Wir sind Müritzer".

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"Er hat versucht, sich als Saubermann darzustellen"

Im Interview mit NDR MV Live sagte Antje Rußbüldt-Gest, die das Gespräch mit Remmo geführt hatte, dass er versucht habe, den Eindruck eines freundlichen Familienvaters zu vermitteln. "Er hat versucht, sich als Saubermann darzustellen", sagte die erfahrene Journalistin. Alles in allem habe Remmo offenbar großen Redebedarf gehabt, denn es sei nicht leicht gewesen, seinen Redeschwall überhaupt zu unterbrechen.

Keine Heizung, aber gerne mit Boot unterwegs

Fakt also ist, dass Issa Remmo in Grabowhöfe wohnt, auch wenn ihn dort bisher offenbar niemand wahrgenommen hat. Es störe ihn nicht, dass das Haus, in dem er gemeldet ist, eigentlich nicht bewohnbar sei, da es weder Strom noch eine Heizung gebe. Gegenüber dem Portal "Wir sind Müritzer" versicherte er: "Ich brauche keine Heizung." Er erzählte außerdem, dass er das Wasser liebe und schon öfter mit einem Boot, das ihm allerdings nicht gehöre, auf der Müritz unterwegs gewesen sei. Offen sprach er auch über seinen Einbürgerungsantrag und die Privatinsolvenz. Diese Situation habe nichts mit seinem Umzug zu tun. Er hätte dies auch in Berlin regeln können. Falls die geplante Einbürgerung nicht klappen würde, sei dies nicht weiter schlimm. Remmo: "Dann geht die Welt auch nicht unter. Ich kann hier alles machen. Arbeiten, reisen. Nur wählen nicht. Das will ich so und so nicht. Ich bin kein politischer Mensch, Politik interessiert mich überhaupt nicht.“

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Ein riesiges Riesenrad für Waren?

Nach Abschluss des laufenden Insolvenzverfahrens Mitte Mai will Remmo angeblich in Grabowhöfe investieren. Er kenne viele Menschen mit Geld und kann sich offenbar vorstellen, in Waren ein Riesenrad aufzustellen. Und zwar in den Dimensionen, die die ganze Welt aus London kenne. Rußbüldt-Gest sagt über die überraschende Ankündigung, dass Remmo konkret über eine 30-Millionen-Euro-Investition gesprochen habe. Ihn reize offenbar der schöne Ausblick über die Seenlandschaft. Wie er auf die Müritz-Region als Wohnsitz überhaupt gekommen sei, beantwortete der 56-Jährige übrigens auch: Die Wahl auf Grabowhöfe sei wegen seiner langjährigen Kontakte zum Vorbesitzer des Grundstücks gefallen. Seine Kinder hätten unterdessen keine Ambitionen ebenfalls in das Dorf zu ziehen.

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Nordmagazin | 11.04.2024 | 19:30 Uhr

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