Clan-Chef Remmo in MV: Pegel warnt vor "falschen Entwicklungen"
Innenminister Christian Pegel (SPD) hat sich in die Debatte um den Chef des Remmo-Clans aus Berlin-Neukölln, Issa Remmo, eingeschaltet. Ohne Remmo beim Namen zu nennen, meinte der Minister in einer schriftlichen Stellungnahme, Mecklenburg-Vorpommern wolle kein Schwerpunkt für Clan-Kriminalität werden.
Viel Aufregung in der Woche vor Ostern: Seitdem klar ist, dass Issa Remmo schon seit Monaten in Grabowhöfe bei Waren gemeldet ist und er auch versucht, beim zuständigen Landkreis Mecklenburgische Seenplatte den deutschen Pass zu bekommen, sind die Behörden alarmiert. Clan-Chef Remmo ist zwar nicht vorbestraft, Teile seiner Großfamilie aber werden für etliche schwere Straftaten verantwortlich gemacht - unter anderem den Millionen-Raub im Grünen Gewölbe in Dresden.
Pegel: Polizei hat Entwicklungen im Blick
Pegel hatte sich zu Wochenbeginn noch bedeckt gehalten. Sein Ministerium versendete einen vagen Hinweis, dass die Landespolizei "regionale Entwicklungen immer im Blick" habe und sich "im engen Austausch mit den jeweiligen Gemeinden" befinde. Da war schon klar: Das Ministerium ist mit der Sache beschäftigt. Nach weiteren Medienberichte über Remmos Haus in Grabowhöfe und seinen Antrag auf Einbürgerung im Landratsamt Mecklenburgische Seenplatte sieht sich der Minister zu einer weiteren Stellungnahme gezwungen - denn die Causa wird offenbar zum Politikum.
Pegel: MV bislang kein Schwerpunkt der Clan-Kriminalität
Zuvor hatte CDU-Generalsekretär Daniel Peters erklärt, Mecklenburg-Vorpommern dürfe kein sicherer Hafen für Schwerstkriminelle werden. Ähnlich formuliert es jetzt der SPD-Minister: Straftäter und Gefährder dürften nicht vom Einbürgerungsrecht profitieren, sie müssten verhindert werden. Er habe sich in den vergangenen anderthalb Jahren immer für eine Verschärfung eingesetzt. Es gelte, dass Mecklenburg-Vorpommern "bislang kein Schwerpunkt der Clan-Kriminalität war und wir dies auch nicht werden wollen".
Austausch mit Berliner Behörden geplant
Allerdings: Bisher habe es im Land aber "keine Berührung mit der betroffenen Person gegeben" - gemeint ist ganz offensichtlich Clan-Chef Issa Remmo. Pegel will sich jetzt vor allem mit den Berliner Behörden austauschen, damit die Polizei im Land in Sicherheitsfragen nicht bei Null anfängt. Der Minister will, wie er sagt, "klar falschen Entwicklungen von Anfang an ein Stopp-Zeichen". Das heißt: die Remmos sollen in Mecklenburg-Vorpommern keine Bleibe finden.
Landratsamt entscheidet über Einbürgerung
Der Ball liegt jetzt beim Landratsamt Mecklenburgische Seenplatte, die Ausländerbehörde muss über den Einbürgerungsantrag entscheiden. Remmo lebt seit Jahrzehnten in Deutschland, er ist im Landkreis gemeldet, spricht deutsch. Landrat Heiko Kärger (CDU) und seine Kreisverwaltung geben keine Auskunft zu dem Fall - mit Hinweis auf Persönlichkeitsrechte und den Datenschutz. Nach NDR-Informationen versucht der Landkreis allerdings, das Einbürgerungsverfahren Remmos zumindest auf die lange Bank zu schieben - er setzt dabei auch auf Hinweise der Berliner Behörden. Das Thema hatte am Mittwoch bei einer Gemeindevertretersitzung in Grabowhöfe allerdings kaum eine Rolle gespielt.
Remmo-Clan unter Druck
Fachleute, die sich mit Organisierter Kriminalität beschäftigen, sagen, der staatenlose Remmo sei am deutschen Pass interessiert, weil er dann nicht abgeschoben werden könne. Thomas Ganz, ehemaliger Kriminalbeamter in Niedersachsen, meinte im Interview mit dem Nordmagazin, Remmos Aussichten auf einen deutschen Pass seien gering, er habe die Behörden mehrfach auch über seine Herkunft getäuscht. Grabowhöfe sei kein typischer Rückzugsort für Clan-Mitglieder. Ganz sieht den Remmo-Clan auf Grund des Vorgehens der Berliner Behörden unter Druck - unter anderem musste ein Teil der Familie aus einer Villa in Neukölln ziehen, weil die Immobilie vom Senat beschlagnahmt wurde.