CDU in MV auf der Suche nach einer neuen Nummer 1
In der CDU Mecklenburg-Vorpommerns hat nach dem angekündigten Rückzug von Fraktions- und Parteichef Franz-Robert Liskow eine Nachfolge-Debatte begonnen. Mehrere Landtagsabgeordnete bringen den bisherigen CDU-Landesgeneralsekretär Daniel Peters ins Spiel. Für den Landesvorsitz könnte es einen Überraschungskandidaten geben.
Tag eins nach dem Paukenschlag in der Landes-CDU: Ihr Spitzenmann, Fraktions- und Parteichef Franz-Robert Liskow wirft hin. Der 36-Jährige gibt demnächst seine Ämter ab. Er wolle bis zum Ende der Legislatur nur noch einfacher Landtagsabgeordneter sein, teilte er am Dienstag mit. Die Gründe seien rein privat, meinte Liskow am Dienstag - er habe keinen Druck, sagte er.
Liskow mit "gebremster Performance"
Allerdings hatte es parteiintern in den vergangenen Wochen zumindest hinter vorgehaltener Hand immer wieder Nachfragen gegeben. Liskows Auftreten war einigen in der Union zu wenig wahrnehmbar. Er wirkte in ihren Augen wie ein Partei- und Fraktionschef, der mit angezogener Handbremse durchs Land tourte. Wegen seiner gebremsten Performance sollte es demnächst offenbar Gespräche geben. Liskow ist dem zuvorgekommen. Es war in der Vergangenheit erkennbar, dass es ihn nicht ins politische Rampenlicht zog. Der Greifswalder wird demnächst zum zweiten Mal Vater und hat eine gescheiterte Ehe hinter sich.
Auf Normalmaß zurückgestutzt
Liskows Rückzug setzt die Union wieder auf Null. Mittlerweile tauscht sie ihr Spitzenpersonal so oft aus wie abstiegsbedrohte Bundesliga-Clubs ihre Trainer. Seit Januar 2020 - mit dem Rückzug des einstigen Hoffnungsträger Vincent Kokert - steht jetzt die vierte Wahl zum Parteivorsitz an. In der Fraktion tritt nach Kokert, Torsten Renz, Wolfgang Waldmüller und eben Liskow der fünfte Kandidat innerhalb von vier Jahren an. Der CDU Mecklenburg-Vorpommern, die bis zum Ende der Regierungszeit von Angela Merkel mit Stolz darauf hinwies, dass sie Heimatverband der Kanzlerin ist, findet sich längst auf Normalmaß zurückgestutzt - die 13,3 Prozent bei der Wahl 2021 lieferten den eindeutigen Beleg.
Suche nach Nachfolger
In der Fraktion richten sich die Blicke jetzt auf Daniel Peters, 42 Jahre, Rostocker, Landtagsabgeordneter und Generalsekretär der Landes-CDU. Peters war lange Mitarbeiter des Partei-Urgesteins Eckhardt Rehberg. Er kennt die CDU in- und auswendig und ist bisher einer für die Abteilung "Attacke". Sein Landtagskollege Wolfgang Waldmüller bringt ihn direkt ins Spiel. Peters sei ein "hervorragender Kandidat". Er könne auf Menschen zugehen, habe ein klare Haltung und sei "einer der Leistungsträger schlechthin". Ähnliches Lob gab es von Katy Hoffmeister, die 2020 selbst Ambitionen auf den Landesvorsitz hatte. Hoffmeister sagte, sie wünsche sich, dass Peters "eine besondere Rolle in der CDU MV spielt". Er sei kompetent und direkt und diese Art brauche die Partei, aber auch das Land Mecklenburg-Vorpommern.
Keine Äußerung von Peters
Auch Torsten Renz - nach seiner Zeit als Fraktionschef kurze Zeit Innenminister - sprach sich für Peters aus. Der brenne für die Sache und "kniet sich rein in die Arbeit". Renz plädierte auch dafür, Fraktions- und Parteivorsitz weiter in einer Hand zu halten. Die politische Bühne sei in Schwerin im Landtag, da gehöre auch der Parteivorsitzende hin. Auch das sollte Peters machen. Eine Empfehlung für Peters kam auch vom Greifswalder Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor: "Ich schätze ihn sehr, er hat eine gute Arbeit als Generalsekretär gemacht. Mit ihm könnte ich gut zusammenarbeiten", sagte Amthor dem NDR Nordmagazin. Allerdings habe die Landtagsfraktion auch keine "Nachhilfe" aus der Bundestagsfraktion nötig, so Amthor. Er machte erneut klar, dass er den Landesvorsitz nicht anstrebt. Peters hat sich trotz mehrfacher Nachfrage bisher nicht zu einer möglichen Kandidatur geäußert.
Auch Schomann im Gespräch
Der CDU-Landrat von Nordwestmecklenburg, Tino Schomann, könnte ihm noch Konkurrenz machen. Der 36-Jährige schließt eine Kandidatur für den Landesvorsitz nicht aus. Er sei schon von mehreren Mitgliedern angesprochen worden, sagte Schomann im NDR. "Die Frage habe ich für mich noch nicht beantwortet. Das lasse ich offen", sagte Schomann, dem schon seit einiger Zeit Ambitionen für andere Ämter in der CDU nachgesagt werden. Schomann erlangte auch bundesweit Aufmerksamkeit - durch kritische Aussage zur Asylpolitik des Bundes. Er sprach sich mehrfach gegen eine weitere Aufnahme von Flüchtlingen aus.
Erneut keine Frauen am Zug
Die CDU will spätestens auf einem Parteitag im April über die Nachfolge entscheiden. Dann steht auch die Neuwahl des Fraktionsvorstands an. Wenn Peters beide Ämter übernimmt, gilt seine Spitzenkandidatur für die Landtagswahl als ausgemacht. Frauen würden in der CDU erneut nicht zum Zug kommen. Katy Hoffmeister sagte, sie hoffe in der Situation jetzt auf eine Teamlösung aus Männern und Frauen. Sollte Peters neue Nummer 1 werden, wäre der Generalsekretär-Posten vakant. Möglicherweise übernimmt den eine Frau.