Bürokratie-Hürden: Geld erreicht berechtigte Kinder oft nicht
Daten des Paritätischen Gesamtverbandes sollen belegen, dass ein Teil des Bildungs- und Teilhabepakets die meisten anspruchsberechtigten Kinder in Mecklenburg-Vorpommern nicht erreicht. Grund seien bürokratische Hürden und fehlende Angebote.
Seit 2011 versucht die Bundesregierung, Kinder aus bedürftigen Familien mit Hilfen aus dem sogenannten Bildungs- und Teilhabepaket besonders zu unterstützen. Laut einer Untersuchung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes kommen Teile davon bei vielen Kindern nicht an. Dabei geht es um monatlich 15 Euro für die Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben, die für Sportvereinsbeiträge, Musikschulgebühren und ähnliche Aktivitäten verwendet werden können.
MV mit der zweitbesten Quote in Deutschland
Nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes erhielten 2022 rund 9.200 Kinder im Alter zwischen fünf und sechzehn Jahren in Mecklenburg-Vorpommern diesen Zuschuss. Ein Anrecht darauf hätten etwa 24.100 gehabt. Damit habe Mecklenburg-Vorpommern zwar eine Quote von 38 Prozent, das ist unter allen Bundesländern die zweitbeste. Dennoch bleibe das Bildungs-und Teilhabepaket ein sozialpolitisches Sorgenkind, so der Geschäftsführer des Paritätischen Mecklenburg-Vorpommern, Dieter Eichler. Wenn nur jedes dritte Kind Teilhabeleistungen erhalte, liefen die Hilfen weitgehend ins Leere.
Deutschlandweit große regionale Unterschiede
Den Angaben zufolge erreicht die Leistung bundesweit nur 18 Prozent der 6- bis 15-jährigen Kinder, die darauf einen Anspruch haben. Das sind Kinder, die von Bürgergeld, Asylbewerberleistungen oder Sozialhilfe leben oder deren Eltern geringe Einkommen haben und Wohngeld oder den Kinderzuschlag beziehen. Der Verband weist außerdem darauf hin, dass die Auszahlung der Leistung regional extrem unterschiedlich ist. Die Quoten lägen in den Landkreisen und kreisfreien Städte in ganz Deutschland zwischen 0 und 97,5 Prozent.
Hauptgeschäftsführer fordert Kindergrundsicherung
Das vor zwölf Jahren eingeführte Bildungs- und Teilhabepaket sei gescheitert, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen, Ulrich Schneider. Daran habe auch die letzte Reform von 2019 nichts geändert. Schneider plädierte dafür, das Teilhabegeld in den Regelsatz der für Kinder vorgesehenen Unterstützung zu integrieren.
Bürokratische Hürden und fehlende Angebote
Das Bildungs- und Teilhabepaket umfasst nicht nur die 15 Euro pro Monat für eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Zum Paket gehören auch die Übernahme der Kosten für eintägige Kita- und Schulausflüge, mehrtägige Klassenfahrten, derzeit jährlich 174 Euro für Schulbedarf, Kosten für Nachhilfestunden und das Schulessen. Nach Auffassung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes kommen die Eltern oft nur an diese Hilfen, nachdem sie hohe bürokratische Hürden überwunden haben.