"Brückenbauer": Rostocker Rubén Cárdenas mit Bundesverdienstorden ausgezeichnet
Rubén Martin Cárdenas Carbajal ist von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Geehrt wird der gebürtiger Peruaner für sein Engagement um die Integration von Zugewanderten in Mecklenburg-Vorpommern.
Seit fast drei Jahrzehnten ist er der Geschäftsführer des Rostocker Migrantenrates: Rubén Martin Cárdenas Carbajal. Als Initiator des Fördervereins des Migrantenrates ist er auch ehrenamtlich aktiv. Dabei gelte der heute 65-Jährige als einer der herausragenden Brückenbauer - auch weit über seinen Wohnort hinaus, heißt es in der Begründung des Bundespräsidenten. Der gebürtiger Peruaner hat unter anderem die interkulturelle Begegnungsstätte Waldemarhof gegründet. Darüber hinaus ist er Co-Vorsitzender im Dachverband der Migrantenorgansisationen in Ostdeutschland. Der Verdienstorden ist die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht.
Noch vor Mauerfall nach Rostock gekommen
Rubén Cárdenas ist seit 35 Jahren in Rostock zuhause. Studiert hatte er zuvor in Sankt Petersburg, wo er auch seine Frau kennenlernte. Dann, ein Jahr vor dem Fall der Mauer, bekam er eine Stelle in der Sektion der Lateinamerika-Wissenschaften der Rostocker Universität und zog in die Hansestadt. Seitdem engagiert sich Dr. Rubén Cárdenas Carbajal hier für Integration und Teilhabe von Zugewanderten. Sein Credo: Vielfalt ist gut, aber nicht konfliktfrei. Um stabile Brücken zwischen den Kulturen zu bauen, brauche die Gesellschaft immer und immer wieder Begegnungen und Kommunikation.
Nah dran am Pogrom in Lichtenhagen
Den Pogrom 1991 in Lichtenhagen, als Rostocker die zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber anzündeten und sich der Hass gegen Fremde ganz offen entlud, erlebte Rubén Cárdenas ganz nah. Damals habe er in Evershagen gelebt, hier eine Wohnung von der Uni bekommen - in der 11. oder 13. Etage. "Von da oben konnte ich vieles sehen: die ganzen Hubschrauber und diese ganze Geschichte. Damals haben wir uns selbstverständlich nicht sicher gefühlt und haben vermieden, auf die Straße zu gehen. Das war nicht so schön." Schon damals war Rubén Cárdenas einer derjenigen, die gesagt haben: Es muss dringend etwas getan werden gegen Gewalt und Ausgrenzung, für ein funktionierendes Miteinander.
Kritik an Notaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete
Aktuell sei die Situation der Migranten in Rostock nicht schlecht, aber auch nicht konfliktfrei. Er empfindet die Situation in den Notaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete immer noch als menschenunwürdig. Das Interkulturelle Zentrum im Waldemar Hof im Rostocker Stadtteil Kröpeliner-Tor-Vorstadt sei im Laufe der Zeit viel zu klein geworden. Damit es weiterhin stabile Brücken zwischen den Kulturen gibt, wünscht sich Rubén Cárdenas Carbajal vor allem mehr Raum für Begegnung und dass viel mehr miteinander geredet wird.