Der Öltanker "Annika" liegt nachts im Rostocker Schüttguthafen. © NDR Foto: Denis Mollenhauer

Brennender Öltanker "Annika" in Rostocker Hafen geschleppt

Stand: 12.10.2024 01:07 Uhr

Am Freitagmorgen gerät der kleine Öltanker "Annika" auf der Ostsee vor Heiligendamm in Brand. Retter und Löschkräfte sind schnell vor Ort. Die Besatzung wurde gerettet, auch eine Umweltkatastrophe konnte abgewendet werden.

Der auf der Ostsee vor Kühlungsborn und Heiligendamm in Brand geratene Öltanker "Annika" hat in der Nacht zu Sonnabend Rostock erreicht. Das mit 640 Tonnen Schweröl beladene Schiff wurde von zwei Schleppern einer privaten Bergungsfirma in den Schüttguthafen Rostock geschleppt. Der Notschlepper "Baltic" und das Mehrzweckschiff "Arkona" begleiteten den Schleppverband. Laut Havariekommando stellten während des Schleppvorganges Kräfte der Feuerwehr Kiel an Bord die Brandwache sicher.

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Restliche Löscharbeiten im Hafen

Der Brand an Bord des Öltankers war bis zum frühen Abend noch nicht gelöscht, aber unter Kontrolle. "Aus einsatztaktischen Gründen hat die Gesamteinsatzleitung entschieden, die Brandbekämpfung an einem Liegeplatz von Land fortzusetzen. Als Liegeplatz wurde Rostock ausgewählt", teilte das Havariekommando mit. Auf See konnten die Flammen nicht mehr gelöscht werden, im Rostocker Überseehafen habe man bessere Möglichkeiten die Löscharbeiten fortzusetzen. Der Zustand des Havaristen wurde von den Feuerwehrteams demnach als "stabil" eingeschätzt.

Crewmitglieder aus Krankenhaus entlassen

Alle sieben Besatzungsmitglieder wurden vom Seenotrettungsboot Wilma Sikorski der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) sicher vom Schiff gerettet. Zwei Besatzungmitglieder hatten nach Angaben des Landkreises Rostock Rauchgas eingeatmet und wurden in die Krankenhäuser Bad Doberan sowie in die Südtstadtklinik und die Uniklinik Rostock eingeliefert. Am Abend teilte das Havariekommando mit, dass die gerettete Crew der "Annika" entlassen werden konnten. Die sieben Seeleute werden demnach durch Fachkräfte der Deutschen Seemannsmission betreut und erhalten bei Bedarf eine psychosoziale Versorgung.

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Brand wahrscheinlich im "Paintroom" ausgebrochen

Ausgebrochen ist der Brand auf der "Annika" ist wahrscheinlich nicht wie zunächst angenommen im Maschinenraum des Schiffes. Derzeit gehe man davon aus, dass sich das Feuer im Farben- und Lackraum, dem sogenannten "Paintroom", entzündet habe, sagte ein Sprecher des Deutschen Havariekommandos im Rostocker Überseehafen. Zuvor hatte die "Ostsee-Zeitung" berichtet.

Tanker hat 640 Tonnen Öl und Chemikalien geladen

Seit dem Vormittag hatte das mit Öl- und Chemikalien beladene brennende Tankschiff nach einer Havarie nordöstlich von Kühlungsborn auf der Ostsee gelegen. Das 73 Meter lange und 12 Meter breite Schiff mit Heimathafen Stralsund war, wie aus Daten des Schiffstracking-Portals Marine Traffic hervorging gegen 8 Uhr in Rostock in Richtung Travemünde gestartet und stoppte um 9.12 Uhr vor der Küste von Kühlungsborn und Heiligendamm. Laut DGzRS und des Havariekommandos befanden sich zunächst der Seenotrettungskreuzer "Arkona" sowie der Hochseebergungsschlepper "Baltic" und das Mehrzweckschiff "Arkona" bei dem Tanker und bekämpften den Brand von außen mit Wasserwerfern. Das Seegebiet und der Luftraum wurden in einem Radius von drei Seemeilen um den Havaristen herum gesperrt. 

Umweltkatastrophe konnte abgewendet werden

Landesumweltminister Till Backhaus (SPD) und Umweltorganisationen hatten anlässlich der Havarie ihre Sorge um das Ökosystem Ostsee zum Ausdruck gebracht. Jeder Tropfen Öl, der in die Ostsee gelangt, wäre einer zu viel, hieß es von der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Das Seegebiet nahe der Kadetrinne sei als Naturschutzgebiet mit Steinriffen und Wanderrouten von Schweinswalen besonders gefährdet, laut Minister Backhaus aber auch eine der meistbefahrenen Schifffahrtsstraßen der Welt. Unterdessen lobte die Umweltorganisation WWF den schnellen Einsatz der Rettungskräfte und Löschmannschaften.

Frachterbrand Kühlungsborn Luftbild © TeleNewsNetwork/dpa Foto: TeleNewsNetwork/dpa
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Ostsee-Experte: Schiffsverkehr tägliche Bedrohung

Oliver Zielinski, Direktor des Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), äußerte sich am Nachmittag erleichtert über den schnellen Rettungseinsatz auf der Ostsee. Solch eine Situation sei besorgniserregend, die Lösch- und Schlepperkapazitäten hätten aber verhindert, dass Öl austritt. Dennoch würde die Gefahr auch weiter bestehen, so Zielinski. Tag und Nacht seien gut 2.000 Schiffe mit gefährlicher Fracht oder Treibstoff im Tank dort unterwegs. Man müsse sich Gedanken machen, wie viel Schiffsverkehr auf der Ostsee gewollt ist, sagte Zielinski im NDR Interview.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 11.10.2024 | 20:00 Uhr

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