Belastung statt Babyglück: Hilfe für Eltern in psychischen Krisen
Ein Kind zu bekommen kann schön, aber auch herausfordernd sein. Manche Frauen entwickeln Wochenbettdepressionen oder andere psychische Krisen. Ein neues Fachkräfte-Netzwerk arbeitet daran, betroffene Familien besser zu unterstützen.
Wie kann werdenden Eltern in psychischen Krisen besser geholfen werden? Darum ging es am Mittwoch auf dem ersten Landesfachforum "Rund um die Geburt" in der Rostocker Südstadtklinik. Das neu gegründete Netzwerk solle den Austausch verschiedener Berufsgruppen stärken, so Dr. Dirk Olbertz, Chefarzt der dortigen Neugeborenenklinik. Zu dem Treffen kamen rund 150 Fachkräfte aus ganz Mecklenburg-Vorpommern, darunter Hebammen, Frauen- und Kinderärzte und Akteure aus der Sozialarbeit.
Frauen mit Vorerkrankungen besonders betroffen
Dass Schwangere und junge Mütter psychische Probleme bekommen, sei nicht selten, so Kathrin Herold, Vorstandsvorsitzende des Landeshebammenverbandes. Rund zehn Prozent der Frauen würden nach der Geburt eine Wochenbettdepressionen entwickeln. Besonders gefährdet seien Frauen, die in ihrer Vergangenheit schon einmal psychisch erkrankt waren oder traumatische Erfahrungen gemacht haben, so Herold.
Doch auch bisher psychisch gesunde Menschen kann eine solche Erkrankung treffen, so Kristin Pomowski. Sie ist Koordinatorin bei der Landesfachstelle für Kinder aus psychisch oder suchtbelasteten Familien. Denn wird ein Kind geboren, verändere sich oft viel im Alltag. Das könne zu Stress und Überforderung führen: "Schlafmangel, wenig Paarinteraktion, die hormonelle Umstellung, da kommen so viele Themen auf die frischgebackenen Eltern zu, auf die sie oft nicht vorbereitet sind", so Pomowski.
Psychische Erkrankungen noch immer Tabuthema
Gleichzeitig würden sich viele Betroffene schämen, bestätigt Tina Kroemer von Mother Hood, einem Verband, in dem sich Eltern für sichere Geburten und eine bessere Geburtshilfe engagieren. Oft würden Frauen denken, sie dürften nicht traurig sein und müssten alles alleine schaffen, so Kroemer. Zuzugeben, dass sie Hilfe benötigen, falle vielen schwer. Umso wichtiger sei es, dass Expertinnen und Experten diese Probleme erkennen - etwa Hebammen, Frauen- und Kinderärzte oder Fachkräfte aus der Sozialarbeit, die dann passende Hilfsangebote vermitteln, so Chefarzt Dr. Dirk Olbert.
Hilfe für Frauen in psychischen Krisen
Die "Frühen Hilfen" etwa können Schwangere und Familien Unterstützung in ihrer jeweiligen Stadt oder im Landkreis vermitteln, zum Beispiel Familienpaten, die im Alltag entlasten. In der Klinik helfen außerdem sogenannten Babylotsen weiter. Das sind Fachpersonen, die Schwangere und junge Eltern beraten. Auch bei dem Hilfetelefon "Schwierige Geburt" können Frauen ihre Sorgen besprechen.
Auch, wenn es bereits Unterstützungsangebote gibt: Einige könnten noch weiter im Land ausgeweitet werden, so Tina Kroemer von Mother Hood. Die Babylotsen etwa gebe es zwar im Rostocker Südstadtklinikum, längst aber noch nicht überall im Land. Und letztlich müssten diese Angebote auch bei den betroffenen Frauen ankommen. Dafür wolle das neue Netzwerk "Rund um die Geburt" Strategien entwickeln.