Zahl der Teenie-Mütter in MV höher als im Bundesdurchschnitt
Wenn Minderjährige Mutter werden, ist das selten geplant. Mit der neuen Situation sind sie meist überfordert. Hilfe und Unterstützung finden diese Mädchen dann zum Beispiel in der "Junge Mütter WG" der Arbeiterwohlfahrt in Schwerin.
Eine junge Frau kommt fröhlich mit ihrem kleinen Sohn Noah die Straße in Schwerin-Görries entlang. Gerade hat sie den Dreijährigen von der Kita abgeholt. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches. Doch der Weg zu dieser liebevollen Beziehung war nicht einfach.
Keine Aufklärung über Verhütung
Celina Klein ist 15, als sie schwanger wird. Ungeplant. Die Schwerinerin hatte sich nichts beim Sex mit ihrem Freund gedacht, glaubte, dass sie in ihrem Alter noch nicht schwanger werden kann. Zu Hause hatte sie niemand über Verhütung aufgeklärt. Lange hat sie überhaupt nicht gemerkt, dass ihr Leben dabei war, sich radikal zu verändern.
Mit der Schwangerschaft alleine gelassen
"Ich hatte überhaupt keine Anzeichen. Mir war nicht übel, keine Krämpfe, auch mein Bauch hat sich nicht doll verändert. Und als meine Periode ausblieb hab ich gedacht: Das ist normal in meinem Alter", sagt die heute 18-Jährige. Irgendwann macht sie doch einen Schwangerschaftstest. Das Ergebnis: ein Schock. "Ich hab so gezittert. Mit 15 hat man eigentlich andere Pläne. Und dann so: Bumm. Du bist schwanger."
Hilfe und Unterstützung von der AWO
Sie ist bereits im fünften Monat. Ein stabiles Zuhause hat Celina nicht. Der Erzeuger will nichts mehr von ihr wissen. Über das Jugendamt bekommt sie einen Platz in der "Junge Mütter WG" der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Schwerin. Kurz vor der Geburt von Noah zieht sie ein. Und findet hier die Hilfe und Unterstützung, die sie braucht.
"Eine tragfähige Bindung zwischen Mutter und Kind ist unser Ziel"
Rund um die Uhr kümmert sich ein Team aus Erzieherinnen und Sozialarbeiterinnen um insgesamt vier junge Mütter und ihre Babys. Es gibt eine Warteliste. Denn trotz insgesamt immer weniger Teenager-Müttern war in Mecklenburg-Vorpommern der Anteil vor allem der 16-Jährigen mit 2,6 Prozent der Geburten im Jahr 2022 fast doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Der lag bei 1,4 Prozent.
Prägende erste drei Lebensjahre
Hier hat Celina gelernt, die Bedürfnisse ihres Babys zu erkennen und auch zu erfüllen. Fürsorge, Verlässlichkeit und Struktur gab es in ihrem Leben bisher so nicht. "Man kann ja nur das weitergeben, was man selber gelernt hat. Was ich nicht bekommen habe, kann ich nicht geben", so die Leiterin der Einrichtung, Ina Strohschein. Die ersten drei Jahre sind prägend für ein Kind. Gelingt in dieser Zeit eine enge Bindung zur Mutter, hat das Kind gute Chancen im Leben.
Celina und Noah ist das Dank der Hilfen gelungen. Sie hat sogar eine Ausbildung zur Pflegehelferin begonnen, will demnächst in ihre eigene Wohnung ziehen. Ein Leben ohne ihren Sohn kann sie sich nicht mehr vorstellen.