NDR Info - Redezeit
Mittwoch, 09. August 2023, 20:33 bis
22:00 Uhr, NDR Info
Rund drei Prozent der globalen CO2-Emissionen werden mittlerweile durch den weltweiten Luftverkehr verursacht. 78 Prozent der Flüge sind dabei Passagierflüge – und die Nachfrage steigt. Immer mehr Menschen werden in Zukunft das Flugzeug nutzen, allein, weil die Bevölkerung weltweit wächst, es immer mehr Wohlstand gibt. Die Urlaubswelle ist im vollen Gange. Viele steigen wieder in den Flieger, um an den Urlaubsort zukommen. Offenbar können weder Klima-Skrupel noch gestiegene Preise die Reiselust der Menschen bremsen. Viele scheinen nach Corona etwas nachholen zu wollen. Die Folge: Der Himmel ist so voll wie nie zuvor.
Weltweit liegt der Flugverkehr jetzt bei 96,1 Prozent des Niveaus von Mai 2019, wie der International Air Transport Association (IATA) mitteilte. Die steigenden Kosten für Flugreisen scheinen die Reisenden bislang nicht abzuschrecken. Eine Analyse von Check24 zeigt, dass deutsche Urlauber im März durchschnittlich 21 Prozent mehr für Flüge innerhalb Europas zahlen mussten als im Vorjahr. Trotzdem sei die Nachfrage nach Flugreisen deutlich angestiegen. "Es gibt jetzt einen großen Nachholbedarf nach Corona", erklärt der Tourismusforscher Torsten Kirstges von der Jade-Universität Wilhelmshaven. "Wer sich vorher eine Reise leisten konnte, kann das in den meisten Fällen auch, wenn die Preise 10 bis 20 Prozent teurer sind. Dazu kommt: Viele konnten sich zur Corona-Zeit etwas ansparen, auch wenn die Inflation das Sparpolster bei vielen abschmelzen lässt." Noch seien Reisen für viele aber möglich.
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Klimabewusstsein hat begrenzten Einfluss
Auch Sorgen wegen der Folgen des Klimawandels behindern die Nachfrage offenbar nicht. "Das Thema Flugscham und Nachhaltigkeit ist zwar immer wieder präsent, hat aber auf das praktische Verhalten kaum einen Einfluss", so Kirstges. Die wenigsten verzichteten aus Nachhaltigkeitsgründen aufs Reisen. Dabei gingen rund drei Prozent der globalen Kohlendioxid-Emissionen auf das Konto des Flugverkehrs. Erkennbar sei jedoch, dass mehr Menschen einen höheren Anspruch an die Reiseanbieter hätten. "Man erwartet, dass die Branche etwas für die Nachhaltigkeit tut, ist aber weniger bereit, selbst Komforteinbußen in Kauf zu nehmen", sagt Kirstges.
Mittelmeer-Länder als Ziele besonders gefragt
Die beliebtesten Flugziele im "Pauschalreisetourismus" liegen dem Tourismusforscher zufolge hauptsächlich in Mittelmeer-Regionen, einschließlich nordafrikanischer Länder. Standardziele wie Spanien, Griechenland und die Türkei erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Darüber hinaus steige die Nachfrage nach Trips Richtung Nordamerika, Asien und Afrika, "weil Fernreisen wieder vernünftig machbar sind". Wir wollen in der Redezeit darüber reden, welche Folgen der Flugverkehr fürs Klima hat. Und wann die Forschung mit klimaneutralen Treibstoffen fürs Flugzeug rechnet. Außerdem sind wir natürlich an Ihren Erfahrungen interessiert. Wie war Ihr Urlaub in diesem Jahr? Haben Sie aufs Fliegen verzichtet? Oder sagen Sie: Nein, ich will nach Corona endlich wieder Urlaubsziele erreichen, die ich nur mit dem Flugzeug erreichen kann.
Redezeit-Moderator Andreas Kuhnt begrüßte als Gäste:
Dr. Markus Fischer
Bereichsvorstandsmitglied Luftfahrt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)
Martina von Münchhausen
Expertin für nachhaltiges Reisen bei WWF
Matthias von Randow
Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL)
Dr. Sabrina Seeler
Deutsches Institut für Tourismusforschung , Fachhochschule Westküste