Windenergie - der Norden als Vorreiter
Im Mix der erneuerbaren Energien spielt Windenergie die bedeutendste Rolle. Die Kraft des Windes, die umweltschonende Alternative zu Erdöl und Steinkohle, gewinnt immer mehr an Bedeutung und sorgt dafür, dass jedes Jahr mehrere Millionen Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids eingespart werden können. Vor allem im Norden Deutschlands rentieren sich die Windkraftanlagen - sowohl an Land ("Onshore") als auch auf See ("Offshore").
Onshore: Niedersachsen Spitzenreiter
In keinem anderen Bundesland kann an Land ("Onshore") so viel Windenergie produziert werden wie in Niedersachsen. Mit Ablauf des ersten Halbjahres 2019 stehen dort 6.311 Windräder mit einer kumulierten Leistung von 11.205 Megawatt. In Schleswig-Holstein sind es 3.661 Anlagen (6.967 Megawatt). Im norddeutschen Ranking folgt dahinter Mecklenburg-Vorpommern mit 1.924 Windrädern (3.404 Megawatt). In Hamburg stehen 65 (128 Megawatt), in Bremen 91 Windräder (198 Megawatt) (Stand: 30.06.2019, Quelle: Deutsche WindGuard) Insgesamt war Ende Juni 2019 bundesweit eine Windkraft-Leistung von 53.161 Megawatt installiert. Zum Vergleich: Ein mittleres Atomkraftwerk wie das Kernkraftwerk Emsland hat eine Nennleistung von etwa 1.400 Megawatt.
Offshore: Zentrale Rolle bei Energiewende
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil an der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2050 auf gut 80 Prozent zu steigern. 2015 lag er bei knapp 30 Prozent. Neben neuen Windkraftanlagen an Land und dem sogenannten Repowering - dem Ersatz älterer Windräder durch neue, leistungsfähigere Anlagen - spielt dabei der Ausbau der Offshore-Windenergie auf Nord- und Ostsee eine zentrale Rolle.
Offshore-Windparks bezeichnen Anlagen, die nicht auf dem Festland stehen, sondern vor der Küste (englisch: offshore, vor der Küste gelegen). Auf dem Meer weht der Wind häufiger und stärker als an Land. Die Energie-Erträge sind daher auf See höher. Ende 2018 waren laut "Deutsche WindGuard" 1.305 Anlagen am Netz, die 6.382 Megawatt einspeisten - 1.073 in der Nordsee und 232 in der Ostsee. Zusätzlich ging im April 2019 in der Ostsee "Arkona", der derzeit leistungsstärkste Windpark in der Ostsee, in Betrieb. 60 Windräder mit einer Leistung von 385 Megawatt können dort Strom für 400.000 Haushalte produzieren.
Aktuell herrscht Flaute
Weltweit steigt die Menge an Energie, die aus Wind erzeugt wird, um mehr als zehn Prozent pro Jahr. Gleichzeitig sinken die Kosten für die immer größeren Anlagen. Windenergie ist damit inzwischen annähernd wettbewerbsfähig gegenüber anderen Energieträgern. In Deutschland dagegen erlebte die Windkraftbranche eine Flaute, vor allem beim Ausbau an Land. Bei der Halbjahresbilanz 2019 sprachen Branchenverbände vom schlechtesten Wert seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000. Als Hauptgrund nennen sie lange Genehmigungsverfahren und eine Klageflut.
Über die Zulassung der Offshore-Windparks in weiten Teilen der deutschen Nord- und Ostsee entscheidet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg. Die Behörde prüft unter anderem, ob die sogenannten Schutzgüter der Meeresumwelt (Vögel, Fische, Meeressäuger, Boden und Wasser) durch die Projekte gefährdet werden.
Auswirkungen auf die Tierwelt
Diskutiert wird, welche Folgen der Betrieb von Windkraftanlagen auf die Tierwelt hat. So fordert zum Beispiel der Umweltschutzverband NABU, Naturschutzbelange beim Ausbau der erneuerbaren Energien stärker zu berücksichtigen. Gravierende Versäumnisse gebe es bei der Standortwahl und Realisierung einzelner Projekte, zum Beispiel beim Offshore-Windpark Butendiek westlich von Sylt. Dort seien Naturschutzvorgaben den Angaben zufolge missachtet worden: Der Windpark hätte daher nie genehmigt werden dürfen.
Nach Ansicht der Naturschützer sind dort Schweinswale und streng geschützte Meeresvögel gefährdet oder vertrieben worden. "Unsere Natur darf nicht zu den Leidtragenden der Energiewende werden", heißt es beim NABU. Der Verband setzt sich außerdem dafür ein, dass zum Schutz von Vögeln Windkraftanlagen nicht an Seen, Feuchtgebieten und Wäldern errichtet werden.