Sendedatum: 17.11.2015 21:15 Uhr

Wie groß ist die Terrorgefahr im Norden?

von Jörg Hilbert, Djamila Benkhelouf

Nach den grausamen Terroranschlägen in Paris stellen sich viele Menschen die Frage: Kann so etwas auch bei uns passieren? Wie groß ist die Gefahr, die durch gewaltbereite Islamisten in Deutschland ausgeht?

VIDEO: Wie groß ist die Terrorgefahr im Norden? (4 Min)

Nach allem was man bisher weiß, waren die meisten der Attentäter von Paris französische Staatsbürger. Sie hatten sich in Frankreich und Belgien radikalisiert, reisten später nach Syrien, wo sie offenbar für den Terrorkampf des IS ausgebildet wurden.

Nicht alles "Rückkehrer" sind gefährlich

Auch in Norddeutschland versucht die Terrororganisation "Islamischer Staat" Anhänger zu gewinnen. So sind dem Verfassungsschutz allein aus Hamburg 65 so genannte "Dschihadisten" bekannt, die nach Syrien ausgereist sind, um den islamistischen Terror zu unterstützen. Zwanzig von ihnen sind inzwischen nach Hamburg zurückgekehrt und unterliegen einer besonderen Überwachung. Für ganz Norddeutschland melden die Sicherheitsbehörden rund 60 dieser so genannten "Rückkehrer".

Weitere Informationen
Georg Mascolo im Interview.
8 Min

"Es bleiben viele Fragen offen"

Wegen Hinweisen auf einen drohenden Sprengstoffanschlag wurde das Freundschaftsspiel in Hannover abgesagt. Georg Mascolo spricht mit Susanne Stichler über die Terrorgefahr in Deutschland. 8 Min

Nicht alle davon sind gefährlich und nicht alle von ihnen haben aktiv in IS Gebieten gekämpft. "Für jeden einzelnen Rückkehrer führen wir eine Gefährdungsbewertung durch, gemeinsam mit der Polizei“, erklärt der Chef des Hamburger Verfassungsschutzes Torsten Voß gegenüber Panorama 3. Potenziell gefährliche Islamisten befinden sich also im Visier der Sicherheitsbehörden. Mit dieser Überwachung und einem "Frühwarnsystem" habe man bislang größere Terroranschläge in Deutschland verhindern können.

Der Journalist Georg Mascolo, der intensiv zum islamistischen Terror recherchiert, sieht das Problem in der großen Anzahl von gewaltbereiten "Dschihadisten", die europaweit überwacht werden müssen. "Das überfordert Polizei und Geheimdienste in beinahe allen europäischen Ländern", ist sich Mascolo sicher. Man müsse sich jetzt auch in Deutschland die Syrienrückkehrer noch einmal genauer anschauen: "Ihre potenzielle Gefährlichkeit jedenfalls ist gestiegen."

Terrorgefahr unverändert

Der Leiter des Hamburger Verfassungsschutzes Torsten Voß meint, die konkrete Terrorgefahr habe sich mit den Anschlägen von Paris nicht verändert. Die Gefährdungslage sei in Hamburg und in Deutschland unverändert hoch, aber "sie hat sich nicht erhöht". Auch wenn der Verfassungsschützer bei den Anschlägen von Paris "einen hohen Planungsgrad" erkennt. Aber auch dagegen sieht er die Behörden in Deutschland gut aufgestellt.

"Man sollte zu Veranstaltungen gehen, man kann auf Weihnachtsmärkte gehen", so Torsten Voß. Wenn man sein Verhalten ändere, dann habe der Terrorismus letztendlich gesiegt, "und das darf keiner zulassen."

Weitere Informationen
Zeichnung von IS-Kämpfern.

Ein Sommer im Dschihad

"Wenn du dahin gehst, bist Du tot", sagt Ebrahim B. Der Wolfsburger ist der erste deutsche IS-Rückkehrer, der offen vor einer Kamera spricht. Er distanziert sich von der Terrororganisation. mehr

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 17.11.2015 | 21:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Migration

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

NDR Info auf WhatsApp - wie abonniere ich die norddeutschen News?

Informieren Sie sich auf dem WhatsApp-Kanal von NDR Info über die wichtigsten Nachrichten und Dokus aus Norddeutschland. mehr

Eine Frau hält ein Smarthphone in die Kamera, auf dem Display steht "#NDRfragt" © PantherMedia Foto: Yuri Arcurs

#NDRfragt - das Meinungsbarometer für den Norden

Wir wollen wissen, was die Menschen in Norddeutschland bewegt. Registrieren Sie sich jetzt für das Dialog- und Umfrageportal des NDR! mehr

Mehr Nachrichten

Ein Polizist geht über den gesperrten Weihnachtsmarkt in Magdeburg. © dpa Foto: Sebastian Kahnert

Mutmaßlicher Täter von Magdeburg drohte in MV mit "Ereignissen"

Taleb A. lebte von 2011 bis 2016 in Stralsund. In einem Streit mit der Ärztekammer sprach der heute 50-Jährige schwere Drohungen aus. mehr