Fernwärme wird in der Regel in Heizkraftwerken produziert oder fällt als Nebenprodukt bei der Stromerzeugung an. An das Fernwärmenetz angeschlossene Gebäude werden direkt aus dem Heizkraftwerk mit heißem Wasser für Raumwärme und häufig auch mit Warmwasser versorgt, meist durch erdverlegte, gedämmte Rohre. Statt einer eigenen Heizungsanlage brauchen Häuser, die ans Fernwärmenetz angeschlossen sind, lediglich eine Fernwärmeübergabestation.
Bei Fernwärme ist ein Wechsel des Wärmelieferanten allerdings nicht möglich. Fernwärmeunternehmen sind örtliche Monopolisten, die Kraftwerk und Netze planen und betreiben.
Das hängt unter anderem davon ab, welche Energieträger zur Erzeugung der Wärme verwendet werden. Das können fossile Brennstoffe wie Öl und Erdgas oder Biomasse, Müll und industrielle Abwärme sein. Zunehmend kommen aber auch erneuerbare Energiequellen zum Einsatz.
Im Jahr 2023 machten fossile Energieträger deutlich mehr als die Hälfte der Brennstoffe zur Fernwärmeerzeugung in Deutschland aus: Knapp 45 Prozent wurden mit Erdgas produziert, rund 12 Prozent aus Steinkohle, etwa 8 Prozent aus Mineralöl und knapp 2 Prozent aus Braunkohle. Zum Vergleich: Aus Biomasse wurden etwa 11 Prozent der Fernwärme erzeugt, knapp 9 Prozent stammten aus Abwärme und rund 8 Prozent wurden aus organischen Siedlungsabfällen produziert.
Allerdings wird in vielen Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen in erster Linie Strom erzeugt. Die Wärme fällt dabei als Nebenprodukt an und wird ausgekoppelt. Diese sogenannte Kraft-Wärme-Kopplung gilt als umweltfreundlich, weil der Brennstoff effizient genutzt wird.
Damit sich Fernwärme lohnt, sollten möglichst viele Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen sein, weil der Bau von Netzen und Erzeugungsanlagen in der Regel teuer und aufwändig ist. Zudem ist eine für die Wirtschaftlichkeit erforderliche Mindestabnahmemenge pro Meter Netz erforderlich. Daher eignet sich Fernwärme vor allem in dicht besiedelten Gebieten.
In ländlichen Regionen kann sich Fernwärme dann lohnen, wenn Wärme lokal günstig bereitgestellt werden kann, etwa über die Verwertung von Holzhackschnitzeln oder Biogas.
Bis 2030 soll laut Gebäudeenergiegesetz mindestens die Hälfte der Wärme in den bestehenden Netzen aus Abwärme bestehen oder mithilfe erneuerbarer Energien erzeugt werden. Expertinnen und Experten sehen die kurze Zeit bis 2030 und die notwendige Planungs- und Realisierungszeit, zum Beispiel von Geothermie-Anlagen, als Herausforderung. Kompliziert ist es auch, die Leitungsnetze entsprechend auszubauen. Deutschland hat mehr als 30.000 Leitungskilometer und etwa 3.800 Fernwärmenetze von rund 500 Betreibern.
Fernwärmepreise fallen je nach Anbieter sehr unterschiedlich aus. Betreibt ein Anbieter mehrere Fernwärmenetze, so hat häufig sogar jedes Netzgebiet einen anderen Preis. Das kann sogar innerhalb derselben Stadt zu unterschiedlichen Preisen führen. Fernwärmepreise setzen sich in der Regel aus dem Arbeitspreis in Cent pro Kilowattstunde, dem Grundpreis pro Kilowatt angeschlossener Leistung und gegebenenfalls einem Messpreis zusammen.
Auch in Norddeutschland variieren die Preise stark. In den teuersten Orten zahlt man rund dreimal so viel wie in den günstigsten Kommunen. Die günstigsten Tarife liegen etwa auf dem Niveau der günstigsten Erdgas-Tarife, also bei rund 10 Cent pro Kilowattstunde. Das ist im Vergleich sehr günstig, weil bei Fernwärme die Kosten für die eigene Heizung gespart werden. Tarife mit rund 30 Cent pro Kilowattstunde sind dagegen vergleichsweise teuer und können das Haushaltskonto stark belasten.
Es kann triftige Gründe geben, warum Fernwärme an einem Ort teurer ist als an einem anderen. Wenn etwa die Leitungen alt sind oder nur wenige Häuser an ein recht langes Netz angeschlossen sind, wird der Betrieb ineffizient und teuer. Manche Anbieter können zudem günstige Abwärme von einer Fabrik im Ort nutzen, andere haben eine Biogas-Anlage - auch dadurch können sich Kosten unterscheiden. Dagegen lässt sich wenig ausrichten.
Allerdings dürfen die Anbieter keine Mondpreise verlangen. Das Bundeskartellamt ermittelt zum Beispiel gegen mehrere Anbieter, bei denen der Verdacht besteht, dass sie sich zu wenig an ihren tatsächlichen Energieerzeugungspreisen orientiert haben könnten. Auch die Verbraucherzentralen werfen mehreren Anbietern überhöhte Preise vor und sind vor Gericht gezogen.
Zu erkennen, ob die Preise des eigenen Anbieters gerechtfertigt sind, ist als Kunde kaum möglich. Wer Zweifel hat, kann sich zum Beispiel an die Verbraucherzentralen werden.
Die sogenannte Monopolkommission hat sich 2024 den Fernwärmemarkt angesehen und fordert seitdem, die Kundinnen und Kunden besser zu schützen. Eine recht schnell umzusetzende Verbesserung könnte ein Preisportal im Internet sein, auf dem für alle sichtbar wird, wenn ein Anbieter besonders hohe Preise verlangt. Ein erster Schritt in diese Richtung ist das Internetportal waermepreise.info, das die Fernwärmebranche selbst aufgelegt hat.
Eine große Lösung wäre die von Verbraucherschützern geforderte bundesweite Preisaufsicht. So eine Aufsicht würde etwa Fernwärmepreise prüfen und genehmigen, eventuell sogar eine Obergrenze festlegen. Dagegen wehren sich aber die Fernwärmebetreiber. Sie sagen, dass sie ihre Netze in den nächsten Jahrzehnten für viel Geld im Sinne des Klimaschutzes umbauen müssen und eine Preisobergrenze Investoren abschrecken könnte, Geld in grüne Heiztechnologien zu stecken.
Das Thema könnte bei der künftigen Bundesregierung bald wieder auf den Tisch kommen.
Zwischen 2020 und 2023 war das Heizen mit Fernwärme um 26 Prozent teurer geworden. Die hohen Preise der vergangenen Jahre waren auch eine Folge der Energiekrise nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Mittlerweile ist Energie wieder günstiger. Im Januar 2025 haben tatsächlich viele Fernwärme-Anbieter ihre Preise gesenkt, teilweise um bis zu 20 Prozent. Das dürfte sich bei der Heizkosten-Abrechnung für 2025 deutlich bemerkbar machen. Die kommt aber erst im Jahr 2026.