Fernwärme in MV: Monopol-Abzocke oder Zukunftstechnologie?
Ob in Greifswald, Neubrandenburg, Schwerin oder in Neustadt-Glewe: Vielerorts in Mecklenburg-Vorpommern wird mit Fernwärme geheizt. Die Netze dafür sind oft im Eigentum kommunaler Unternehmen. Es gibt also nur einen Anbieter. Das kritisieren Verbraucherschützer.
![Eine Fernwärme-Baustelle in Schwerin. Eine Fernwärme-Baustelle in Schwerin. © NDR Foto: Chris Loose](/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/westmecklenburg/fernwaerme342_v-contentgross.jpg)
Im bundesweiten Vergleich wird besonders in Mecklenburg-Vorpommern mit Fernwärme geheizt: 2023 waren 38,1 Prozent der Haushalte angeschlossen. Damit war MV Spitzenreiter. Fernwärme gilt als Zukunft der erneuerbaren Wärmeversorgung. Gerade die Preisgestaltung wird aber oft kritisiert, unter anderem von Verbraucherschützern. Doch was ist Fernwärme überhaupt? Fernwärme ist letzten Endes nur heißes Wasser, dass in Rohren unter den Straßen verläuft, manchmal auch parallel zu Gasleitungen. In den Gebäuden läuft das Fernwärme-Wasser dann durch Wärmetauscher und erzeugt heißes Leitungswasser für Küchen, Heizungen und Badezimmer. Die Wärme wird in Heizkraftwerken erzeugt - zum Beispiel mit Erdgas, Solar- oder Geothermie.
Monopol und Anschlusszwang
Fernwärmebetreiber sind für Heizwerke und Netze gleichermaßen verantwortlich. Auch für Ausbau und Wartung. Oft sind das die kommunalen Stadtwerke. Dort, wo Fernwärme in den Straßen liegt, besteht häufig ein Anschlusszwang. Den können Kommunen beschließen. Damit verpflichten sie Gebäudeeigentümer, sich an die Fernwärme anzuschließen. Das gilt für Neubauten aber auch für die Erneuerung von Heizungsanlagen in Bestandsgebäuden. Eine Befreiung ist möglich, setzt aber eine klimafreundlichere Heizalternative als die Fernwärme voraus. Das kann eine Wärmepumpe sein.
Komplizierte Preisformeln
Der Preis für die Fernwärme berechnet sich aus einem Arbeits- und einem Grundpreis. Der Arbeitspreis beziffert den Wärmeverbrauch einer Wohnung oder eines Hauses. Dabei wird ein Cent-Betrag mit der an Wärme verbrauchten Menge in Kilowattstunden multipliziert. Dieser Cent-Betrag soll sich - das ist eine gesetzliche Vorgabe - an der Realität, wie auch die Wärme erzeugt wird, orientieren. Der Grundpreis berechnet sich anhand der Heizleistung, die ein Gebäude braucht und ist dazu da, um beispielsweise die Kosten für das Fernwärmenetz, Wartung und Material zu decken.
"Es ist intransparent. Niemand weiß genau, wie sich die Preise zusammensetzen. Und wer zahlt schon gerne etwas, bei dem er nicht weiß wie es sich rechnet." Andreas Breitner vom Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen
Verbraucherschutz klagt bereits
Fernwärmeanbieter können den Arbeits- und Grundpreis anpassen, wenn zum Beispiel höhere Kosten für die Wärmeerzeugung oder die Wartung der Netze entstehen. Möglich machen das die sogenannten Preisgleitklauseln. Für Kunden ist dabei nicht immer eindeutig, warum und wie sich die Preise erhöhen. Gegen so eine Preisveränderung in Neubrandenburg klagt aktuell die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern. Dort wird die Rechtmäßigkeit einer Preiserhöhung angezweifelt.
Auf politischer Ebene gibt es Vorschläge, um Fernwärmepreise transparenter zu machen und besser zu kontrollieren - ein Register für Fernwärmepreise oder eine kontrollierende Behörde zum Beispiel. Beschlossen ist davon aber nichts. Fest steht: In Deutschland soll in den nächsten Jahrzehnten immer klimaneutraler geheizt werden. Kommunen sollen dafür eine Planung vorlegen, wie das funktionieren kann. Und in diesen Planungen wird Fernwärme eine zentrale Rolle einnehmen. Besonders da, wo es schon Fernwärmenetze gibt und die Leitungen schon in den Straßen liegen.
Welche Vor- und Nachteile Fernwärme noch hat und welche Rolle die Geothermie in Schwerin bei der Preisgestaltung dieser hat, darum geht es in der aktuellen Folge des NDR Podcasts "MV im Fokus - Darüber spricht Mecklenburg-Vorpommern".
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