Vollständig recycelte PET-Flaschen aus Japan
Jahrelang haben Länder wie Japan und Deutschland ihren Plastikmüll, als "Rohstoff" deklariert, nach China exportiert. Doch dann schob das kommunistische Land dem einen Riegel vor, andere südostasiatische Länder folgten. Zumindest für japanische PET-Flaschen hat ein findiger Japaner jetzt eine Lösung gefunden. Ihm ist es gelungen, die Flaschen komplett zu recyceln. Nach seinen Angaben ist er damit weltweit der Einzige. Die "NDR Info Perspektiven" berichten aus Japan.
30 Jahre lang hatte Eiichi Furusawa einen Traum: Japan unabhängiger von Ölimporten zu machen und Plastikflaschen wieder komplett aufzubereiten. Lange wurde er in seiner Heimat deshalb für einen Spinner gehalten. "Ich hatte sehr starken Gegenwind vom Gesundheitsministerium, weil ich neue Plastikflaschen aus Abfall herstellen wollte. Jetzt gibt es diese Entsorgungskrise und plötzlich will die Politik, dass ich meine Forschung allen zur Verfügung stelle, damit auch andere Firmen die PET-Flaschen recyceln können."
Der Rohstoff: Gebrauchte Plastikflaschen
Der Erfolg ist dem 62-Jährigen eine sichtliche Genugtuung. Bevor er durch eine seiner Fabriken führt, erklärt er, warum er so lange nach einer Lösung suchen musste. "Es gibt zwei Schwierigkeiten: Die erste liegt darin, die PET-Flaschen so zu säubern, dass sie wiederverwertet werden können. Und dann müssen die neu produzierten Flaschen genauso so stabil sein wie die Originalflaschen." Dahinter steckt Furusawas Unternehmen Kyoei. Den Rohstoff, also die gebrauchten Plastikflaschen, kauft er von überall an: in Supermärkten, Restaurants und in 24-Stunden-Shops. In einer riesigen Lagerhalle türmen sich stapelweise Flaschen. Durch einen Trichter fallen sie ins Innere der Fabrik. Täglich werden hier zwei Millionen PET-Flaschen recycelt und alle kommen aus dem Großraum Tokio.
Farbige Plastikflaschen sind ausgeschlossen
Während der Produktion fliegen die Flaschen durch zahlreiche Rohre und landen schließlich auf dem Band. "In diesen Sortiermaschinen werden die ganzen unbrauchbaren Dinge wie das Label und der Verschluss von den Flaschen entfernt", erklärt er. Auch alle farbigen Flaschen werden aussortiert, da sie nicht zu 100 Prozent recycelt werden können. Anders als in Deutschland gibt es in Japan aber nur noch sehr wenige bunte PET-Flaschen.
Eine Plastik-Waschmaschine
Eiichi Furusawa vergleicht den ganzen Vorgang mit einer Waschmaschine. Erst komme die Vorwäsche, dann werde nachgespült und schließlich getrocknet. Der entstandene Abfall wird dann in großen Säcken gesammelt. Im nächsten Sack finden sich strahlend weiße Plastikpellets. Der Firmenchef zwinkert und sagt: "Das sieht aus wie die abgerubbelte Haut nach einem Peeling bei Frauen." Und eben aus diesen Pellets produziert der Geschäftsmann in einer weiteren Fabrik neue Plastikflaschen, die er dann wiederverkauft.
Viele Anfragen aus Europa
Aus seiner Sicht leistet er damit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz: "Durch das Recyceln von PET-Flaschen kann man zwei Dinge erreichen: Man spart Erdöl und reduziert den CO2-Ausstoß." Bei der Wiederverwertung werden nach seinen Angaben 63 Prozent weniger Energie verbraucht als bei der Herstellung einer Originalflasche. Kein Wunder, dass er bereits Anfragen aus der ganzen Welt hat - vor allem aus Europa. Große Unternehmen haben zum Thema Plastik-Recycling einiges vor: Danone etwa will bis zum Jahr 2025 komplett auf recyceltes Plastik bei Mineralwasser-Flaschen umsteigen, Coca-Cola hat die Zielvorgabe von 50 Prozent bis zum Jahr 2030.
Ganz auf Plastik zu verzichten und auf Glas umzusteigen, hält Unternehmer Furusawa übrigens für eine Illusion: Plastik sei leicht, praktisch und Japan ein Erdbebenland. Da sei Glas zu gefährlich.