Tausende feiern Silvester im Norden - Ein Toter bei Böller-Unfall
Mit vielen Partys haben die Menschen in Norddeutschland Silvester gefeiert und das neue Jahr begrüßt. Dabei gab es auch Ausschreitungen und schwere Unfälle.
Vielerorts im Norden spielte auch das Wetter nicht mit - wegen Sturmwarnungen mussten öffentliche Feuerwerke und Neujahrsbaden abgesagt werden. Auch viele Fähren fallen aus.
Deutschlandweit starben nach Polizeiangaben fünf Menschen infolge von Unfällen mit Feuerwerk, einer von ihnen in Hamburg.
Hamburg: Tödlicher Böller-Unfall, lebensgefährlicher Messerstich
Mit Tausenden Feiernden und großem Feuerwerk startete Hamburg in das Jahr 2025. Vor allem um die Landungsbrücken, auf der Reeperbahn und am Jungfernstieg versammelten sich viele Menschen. Zeitweise wurden Bereiche wegen Überfüllung abgesperrt. Es gab schwere Unfälle durch Pyrotechnik. In Ochsenwerder starb kurz nach Mitternacht ein 20-Jähriger, als er mit nicht zugelassener Pyrotechnik hantierte. Ein Kriseninterventionsteam musste Angehörige und Augenzeugen betreuen. Im Bereich der Reeperbahn wurde ein 39-Jähriger lebensbedrohlich verletzt. Laut Polizei hatte er versucht, einen Streit zwischen anderen Männern zu schlichten und wurde dabei mit einem Messer in den Hals gestochen. In Steilshoop brach die Feuerwehr einen Einsatz ab, weil Feuerwerkskörper auf die Einsatzkräfte geworfen wurden. Erst als die Polizei mit Pfefferspray und Schlagstöcken gegen die etwa 30 bis 40 Randalierenden vorgegangen sei, habe sich die Lage beruhigt. Die Polizei registrierte insgesamt 1.079 Einsätze in Hamburg, im vergangenen Jahr waren es rund 1.200.
Niedersachsen: Polizistin durch Flaschenwurf verletzt und viele Brände
Auch in Niedersachsen gab es schwere Verletzungen beim Umgang mit Böllern und Angriffe auf Rettungskräfte. In Hannover wurde einem 14-Jährigen ein Teil der rechten Hand abgerissen, als er mit Feuerwerk hantierte. Ebenfalls in Hannover kam es laut Polizei zu mehreren Angriffen mit Böllern auf Feuerwehrleute und Polizisten. Eine Beamtin sei durch einen Flaschenwurf verletzt worden. Auch in Garbsen griffen Unbekannte Feuerwehrleute mit Pyrotechnik an, wie die Polizei mitteilte. Verletzt wurde niemand. Später nahmen Beamte einen Jugendlichen fest, der mit Feuerwerkskörpern auf eine Menschenmenge schoss.
In Hude im Landkreis Oldenburg geriet am Silvesterabend ein Wohnhaus in Brand. Die vier Bewohner konnten sich selbst retten, aber es entstand ein Schaden in vermutlich sechsstelliger Höhe. In Hannover war die Feuerwehr im Dauereinsatz, um diverse Containerbrände zu löschen. In Papenburg (Landkreis Emsland) erlitt eine 89 Jahre alte Frau bei einem Hausbrand eine Rauchgasvergiftung. Ursache für das Feuer war laut Polizei vermutlich eine Feuerwerksbatterie. Auch in Schüttorf, Dörpen und Hildesheim gab es Brände infolge von Feuerwerk - verletzt wurde niemand, aber es entstanden hohe Schäden. Insgesamt mussten die Feuerwehren in Niedersachsen in der Silvesternacht zu Hunderten Einsätzen ausrücken.
Schleswig-Holstein: Angriffe auf Einsatzkräfte
Angriffe auf Einsatzkräfte gab es auch in Schleswig-Holstein. In Kiel wurde laut Polizei ein Rettungseinsatz bei einem Herzinfarkt massiv behindert. Demnach sei die Polizei bepöbelt worden, weitere Einsatzkräfte mussten hinzugezogen werden, damit der Notarzt seine Arbeit machen konnte. In Lübeck wurden zwei Feuerwehrleute durch Böllerwürfe verletzt. In Reesdorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) zerstörte ein Großbrand ein Wohnhaus, drei Menschen wurden verletzt. Nach Feuerwehrangaben erschwerte der starke Wind die Löscharbeiten. Auch zu vielen weiteren Bränden in SH musste die Feuerwehr ausrücken - unter anderem in Halstenbek, Flensburg und Husum. Insgesamt fuhren die Wehren in der Nacht zu 478 Einsätzen - im vergangenen Jahr waren es 310. Die Polizei war landesweit 712 Mal im Einsatz - und bewertet das als "verhältnismäßig ruhig".
In Osdorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) fuhr am Silvesterabend ein betrunkener Autofahrer mit seinem Wagen in eine Fußgängergruppe. Fünf Menschen wurden verletzt, einer davon lebensgefährlich, wie ein Polizeisprecher sagte. Ein Anschlag werde ausgeschlossen.
Mecklenburg-Vorpommern: Junge schwer verletzt - 50-Jähriger reanimiert
Mit ausgelassenen Feiern hat Mecklenburg-Vorpommern das alte Jahr verabschiedet. In Stralsund strömten viele Schaulustige schon am frühen Silvesterabend zum traditionellen Molenfeuerwerk am Hafen. Überschattet wurde die Silvesternacht von zahlreichen Bränden und Unfällen. In Rostock explodierte ein Böller vor dem Gesicht eines zehnjährigen Jungen, wie die Polizei berichtete. Das Kind sei schwer verletzt worden. In Schwerin wurde ein 55-Jähriger durch ein Feuer in seiner Wohnung lebensgefährlich verletzt, die genauen Umstände sind noch unklar.
In Güstrow im Landkreis Rostock musste ein 50 Jahre alter Mann wiederbelebt werden. Er erlitt nach Angaben der Polizei schwerste Gesichtsverletzungen durch einen Böller. In Teterow (Landkreis Rostock) explodierte ein mit Feuerwerk beladener Einkaufswagen, als sich zwei Personengruppen gegenseitig mit Böllern bewarfen. Dabei sei ein Mensch schwer verletzt worden.
Senator fordert Verbot von privatem Feuerwerk
Bremens Innensenator Ulrich Mäurer forderte am Neujahrstag die Abschaffung der Böllerei an Silvester. Der SPD-Politiker verwies unter anderem auf die jüngsten Zwischenfälle und Angriffe auf Rettungskräfte und Polizisten in ganz Deutschland. "Diese sind in keiner Weise zu akzeptieren. Bundesweit fünf Tote, viele Schwerverletzte, Städte voller Müll und nicht zu vergessen der Horror, den die Tiere in dieser Nacht erleiden", so Mäurer.
Auch die Gewerkschaft ver.di Niedersachsen-Bremen verurteilte Gewalt gegen Einsatzkräfte. "Es ist unerträglich, dass Menschen, die für das Gemeinwohl tätig sind, immer wieder zum Ziel von Angriffen werden", sagte Gewerkschaftssekretärin Imke Hennemann-Kreikenbohm.