Silvester in SH: Ein Drittel mehr Einsätze für die Feuerwehren

Stand: 02.01.2025 08:55 Uhr

Feuerwehren, Rettungsdienste und die Polizei in Schleswig-Holstein mussten in der Silvesternacht zu Hunderten Einsätzen ausrücken. In Reesdorf geriet ein ganzes Haus in Brand - es ist unbewohnbar.

Die Feuerwehren in Schleswig-Holstein sind in der Nacht zu Neujahr zu 478 Einsätzen ausgerückt. Im Vergleich zur vergangenen Silvesternacht waren das deutlich mehr. Vor einem Jahr zählten die Feuerwehren insgesamt 310 Einsätze. Dennoch spricht der Landesfeuerwehrverband von einer verhältnismäßig ruhigen Einsatzlage. In der Stadt Lübeck gab in der Silvesternacht die meisten Feuerwehr-Einsätze. Insgesamt mussten die Feuerwehrleute dort zu 63 Einsätzen ausrücken.

Die Polizei zählte im ganzen Land sogar 712 Einsätzen - und bewertet das als "verhältnismäßig ruhig". Am meisten zu tun hatte die Polizei ebenfalls mit Bränden - vor allem von Müllcontainern. Danach folgten Sachbeschädigungen und Körperverletzungen.

Großbrand in Reesdorf: Haus unbewohnbar

Mehrere Feuerwehrleute stehen vor einem Haus in Flammen © holstein-report.de Foto: Florian Sprenger
Beim Carportbrand in Reesdorf zogen sich die Löscharbeiten aufgrund des starken Windes laut Feuerwehr in die Länge.

In Reesdorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) beschäftigte die Feuerwehrleute in der Silvesternacht ein Großbrand. Dort brannte zunächst eine Mülltonne, dann das Carport, am Ende das ganze Gebäude. "Das Feuer hat sich rasant durchgefressen", sagte Kreisfeuerwehrsprecher Daniel Passig. Die Einsatzkräfte mussten mehrere Menschen retten und richteten eine Sammelstelle für die Bewohnerinnen und Bewohner ein. Drei Menschen wurden demnach bei dem Brand verletzt. In Reesdorf soll jetzt ein Bagger zum Einsatz kommen, um das Dach abzutragen. Das Gebäude ist laut Feuerwehr nicht mehr zu retten. Wegen des starken Windes gestalteten sich die Löscharbeiten schwierig.

Elektroautos fangen Feuer

Auch in Halstenbek (Kreis Pinneberg) sorgte ein Carportbrand für einen Großeinsatz der Feuerwehr. In der Straße Op'n Steenbarg waren laut Einsatzstelle in zwei nebeneinander stehenden Carports drei Elektroautos in Brand geraten. Die Flammen breiteten sich sehr schnell auf die Carports und im weiteren Verlauf auch auf zwei angrenzende Häuser aus. Der Einsatz gestaltete sich laut Feuerwehr besonders schwierig, weil in der einzigen Zufahrt zu den Häusern durch den starken Rauch kaum etwas zu sehen war. Inzwischen ist das Feuer unter die Kontrolle. Die Nachlöscharbeiten werden noch längere Zeit in Anspruch nehmen, heißt es von der Feuerwehr. Die Häuser sind nach aktuellem Stand teilweise nicht mehr bewohnbar. Verletzt wurde bei dem Brand niemand.

Weitere kleinere Brände beschäftigten die Feuerwehren im Land: In Ostenfeld (Kreis Nordfriesland) brannte ebenfalls ein Carport. Die Flammen breiteten sich laut der Einsatzkräfte auf das angrenzende Haus aus. In Husum (Kreis Nordfriesland) war ein Geräteschuppen in Brand geraten und in Flensburg brannte im Bäckerweg erst eine Mülltonne, dann das Carport. Dabei wurde auch Wohngebäude leicht beschädigt. Ersten Schätzungen der Polizei zufolge liegt der Sachschaden bei rund 40.000 Euro.

Auto erfasst vier Menschen

In Osdorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) kam es am Silvesterabend zu einem schweren Verkehrsunfall. Ein offenbar betrunkener Fahrer fuhr dort laut Polizei in eine Gruppe von vier Menschen. Eine Person schwebt laut Leitstelle in Lebensgefahr, eine weitere wurde demnach schwer verletzt. Die genauen Hintergründe sind noch unklar. Von einer vorsätzlichen Tat wird laut Polizei aktuell aber nicht ausgegangen.

In Neumünster wurde nach Angaben des Landesfeuerverbands eine Person im Gesicht und an den Augen schwer verletzt. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht.

Einsatzkräfte in Kiel und Lübeck angegriffen

Im Kieler Stadtteil Gaarden wurde laut Polizei ein Rettungseinsatz massiv behindert: Die Einsatzkräfte waren kurz vor Mitternacht wegen eines Herzinfarktes bei einem 35-Jährigen alarmiert worden. Die Polizei sei dann vor Ort in der Diedrichstraße bepöbelt worden. Etwa 50 bis 60 Menschen versperrten den Rettungskräften demnach den Weg zu dem Notfall. Letztlich seien sieben Streifenwagen und zwei Einsatzgruppen mit insgesamt 26 Beamten vor Ort gewesen. Außerdem hat die Polizei nach eigenen Angaben einen Hund und Pfefferspray eingesetzt. In Lübeck wurden zwei Feuerwehrleute leicht verletzt, nachdem sie mit Feuerwerkskörpern beworfen worden waren. Die Täter sind flüchtig.

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Viele brennende Müllcontainer

Ansonsten vermeldeten die Einsatzkräfte diverse Brände von Müllcontainern, Körperverletzungen und Beschädigungen durch Böllerwürfe. An der Westküste war man erleichtert darüber, dass zahlreiche Veranstaltungen wegen des Sturmes abgesagt worden waren: Das habe etliche Einsätze erspart, sagte ein Feuerwehrsprecher.

Windböen bis 113 km/h

Ein Ast eines Baumes liegt auf einem Gehweg © NDR Foto: Nils Rohlfshagen
Wie hier in Kiel melden die Einsatzleitstellen überall im Land herabgestürzte Äste oder umgefallene Bäume.

Der Wind selbst sorgte nach Angaben der Leitstellen im Land für zahlreiche kleinere Einsätze: So behinderten umgestürzte Bäume laut Polizei am Vormittag den Verkehr auf der A23 zwischen Itzehoe-Nord und Schenefeld (beides Kreis Steinburg). Auch wegen heruntergefallener Äste oder herumfliegender Trampoline mussten Einsatzkräfte ausrücken. Im nördlichen Schleswig-Holstein zählte die Feuerwehr nach eigenen Angaben knapp 120 umgestürzte Bäume. Verletzt wurde laut Leitstelle Nord niemand. Es blieb demnach bei leichten Sachschäden.

Auf den nordfriesischen Inseln meldeten die Wetterstationen in der Silvesternacht Böen um die 100 Kilometer pro Stunde. Am Neujahrsmorgen nahm der Wind zu und erreichte Spitzenwerte von 113 km/h auf Föhr und Sylt.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 01.01.2025 | 08:00 Uhr

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