VIDEO: Nach 15 Jahren: "Google Street View" fotografiert wieder (2 Min)

"Street View" startet wieder: Neue Stadtansichten nach 15 Jahren

Stand: 22.06.2023 06:00 Uhr

Seit Donnerstag sollen Kamera-Fahrzeuge von Google in Deutschland neue Aufnahmen für den Straßenpanorama-Dienst "Street View" machen. Seit den letzten Aufnahmen hat sich viel geändert - nicht nur städtebaulich. Datenschützer erwarten weniger Widersprüche als damals.

von Daniel Sprenger

Eine alltägliche Straßenszene in Hamburg-Ottensen: Menschen laufen über Bürgersteige in der Bahrenfelder Straße, queren die Fahrbahn, ihre Gesichter und die Kennzeichen vorbeifahrender Autos und Busse sind gepixelt.

Ein Fahrzeug von Google hat die Bilder eingefangen, für den konzerneigenen Kartendienst "Street View", der fotografische Ansichten von Straßenzügen bietet. Man sieht einen Flachbau, in dem ein Aldi-Markt und diverse kleine Läden sowie ein Restaurant untergebracht sind. Bei "Dino - Ristorante Pizzeria" weist ein Schild im Fenster darauf hin, dass es "Frische Muscheln" gibt.

Massenhafte Einsprüche in Deutschland

Viele Details sind erkenntlich - und genau das hat im Jahr 2010, als der Dienst in Deutschland an den Start ging, zu massenhaften Einsprüchen geführt. Viele Hausbesitzer und Mieter ließen die Fassaden ihrer Wohnhäuser auf Antrag pixeln.

Vor allem fehlende Informationen im Vorhinein hätten damals innerhalb weniger Wochen zu 245.000 Widersprüchen geführt, sagt der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Thomas Fuchs laut einem Bericht von tagesschau.de. Er ist für Google zuständig, da das Unternehmen seinen Deutschlandsitz in der Hansestadt hat. Das Unternehmen sei damals "mit seinen Autos einfach losgefahren" und habe die Aufnahmen gemacht. "Darauf war die Gesellschaft nicht vorbereitet - die Bürgerinnen und Bürger wurden ein Stück weit überrollt", so Fuchs.

Andreas Gaertner im Studio von NDR 90,3 © NDR Foto: Marco Peter
AUDIO: Google fotografiert wieder Hamburgs Straßen und Häuser (1 Min)

Kameraautos rollen durch 20 Städte

Während Google in den Folgejahren in anderen Ländern die ersten Bilder, die zum Teil schon in den zwei Jahren vor Start des Kartendienstes gemacht worden waren, aktualisierte, blieb das in Deutschland aus. Bis heute. Doch jetzt will das Unternehmen neue Aufnahmen mit seinen Kameraautos machen. Von Donnerstag an rollen die Fahrzeuge wieder. Ihre fotografische Ausbeute soll voraussichtlich ab Mitte Juli zunächst für die 20 Städte Aktualisierungen möglich machen, in denen der Dienst bisher verfügbar war.

"Gebäude von heute nicht mehr angemessen abgebildet"

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Ein Auto mit dem Google Logo. © Screenshot

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Nach 13 Jahren erneuert Google sein Bildmaterial für "Street View" in Deutschland. Damals hatte es eine massive Welle an Widerspruch gegeben. Mehr bei tagesschau.de extern

"Natürlich dreht sich die Welt weiter und verändert sich. So können Aufnahmen, die zwischen 2008 und 2009 gemacht wurden, Straßen und Gebäude von heute nicht mehr angemessen abbilden", schreibt Google in einem Blog-Eintrag. Im Laufe der Jahre hätten "immer mehr Menschen und Unternehmen in Deutschland nach den Unterschieden zwischen den 'Street View'-Bildern und der realen Welt, in der sie leben, gefragt".

Und in der Tat: Im Beispiel aus Hamburg-Ottensen ist der Straßenabschnitt kaum wiederzuerkennen. Statt des Flachbaus steht dort nun ein fünfstöckiges Wohnhaus und auch die zweistöckige rotgeklinkerte Sparkasse gegenüber ist ersetzt worden durch ein hohes Mehrfamilienhaus in Beige. Nicht nur dieses Stadtviertel hat sich in den vergangenen 15 Jahren stark gewandelt, auch anderswo sieht die Umgebung nicht mehr so aus, wie "Street View" sie zeigt.

Konkurrenz durch Apples Kartendienst mit frischeren Aufnahmen

Apple hat mit seinem Kartendienst "Look Around", auf den viele vor allem mit dem iPhone zugreifen und der seit Sommer 2022 auch Deutschland abdeckt, ein Konkurrenzangebot mit deutlich frischeren Aufnahmen.

Vielleicht dürfte auch diese Konkurrenz mit dem anderen Tech-Giganten zu einem Umdenken bei Google beigetragen haben. Noch im vergangenen Dezember hatte Google mitgeteilt, dass keine Aktualisierungen von Bildmaterial deutscher Städte geplant seien. Dennoch ließ der Konzern bereits im vergangenen Jahr Kamera-Fahrzeuge durch Straßen in Deutschland fahren. Deren Aufnahmen wurden bisher aber nur für die Verbesserung der digitalen Karten genutzt.

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Enge Abstimmung mit Datenschutzbeauftragtem

Nun sollen sie zum Teil aber auch bei der Aktualisierung von "Street View" verwendet werden. Dem Hamburger Datenschutzbeauftragten Fuchs zufolge trat Google im März an ihn heran, um rechtliche Fragen rund um die Veröffentlichung neuer Bildaufnahmen zu klären. Er betonte, dass die Öffentlichkeit zum Zeitpunkt der Kamera-Aufnahmen 2022 nicht darüber informiert gewesen sei, dass sie auch für "Street View" verwendet werden könnten. Dies war nach Angaben von Google damals noch nicht beabsichtigt gewesen. Fuchs habe den Konzern aufgefordert, über die geänderten Pläne zu informieren.

Der Datenexperte rechnet dieses Mal nicht mit einer Widerspruchswelle im Ausmaß von 2010: "Erstens kennt man jetzt das Produkt und man weiß, worum es bei Google 'Street View' geht." Außerdem sei die Informationslage eine andere. "Der zentrale Unterschied ist, dass vorher gründlich informiert wurde." Google habe bereits Anfang Juni bekannt gegeben, dass Bilder in der zweiten Juli-Hälfte aktualisiert werden. "Das heißt, es gibt einen Vorlauf von sechs Wochen, in denen die Bürgerinnen und Bürger Widerspruch einlegen und verhindern können, dass ein Foto von ihrem Wohnhaus hochgeladen wird", so Fuchs. Google selbst teilte mit, man führe die Aktualisierung in enger Abstimmung mit Fuchs durch. Gesichter und Autokennzeichen werden weiterhin automatisch verpixelt.

Verbraucherzentrale: Alter Widerspruch gilt nicht mehr

Wer zusätzlich auch sein Wohnhaus nach der Aktualisierung verpixelt haben möchte, muss einen neuen Widerspruch einreichen, die Einwände aus dem Jahr 2010 gelten dafür nicht mehr. Die Hamburger Verbraucherzentrale informiert darüber, wie man der Veröffentlichung der Fotos von Google und von anderen Kartendiensten, etwa von Apple, widersprechen kann. Hilfe gibt es auch auf der Internetseite des Hamburger Datenschutzbeauftragten. Wer wissen will, wann Google seine Autos vorbeischickt, kann für sein Bundesland auf der "Street View"-Webseite nachgucken.

Blick in die Vergangenheit fällt weg

Auch wenn die neuen Aufnahmen ein zeitgemäßeres Bild deutscher Innenstädte vermitteln dürften, bleibt auch ein Wermutstropfen dabei: Der Blick in die gar nicht mal so alte Vergangenheit, in der es mitunter aber doch ganz anders aussah im eigenen Viertel, fällt weg. Es sei denn, Google bietet zusätzlich noch einen Dienst wie "Street View History" an. Dann könnte man die alten und neuen Bilder übereinanderlegen und etwa in Hamburg-Ottensen feststellen, dass es in der Bahrenfelder Straße nicht nur keine "frischen Muscheln" mehr gibt - sondern dass das ganze Gebäude von "Dinos Ristorante und Pizzeria" von der Bildfläche verschwunden ist.

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Ein Auto der Firma Google fährt in Hamburg. © picture alliance / Bildagentur-online/Joko Foto: Joko

Google "Street View": Bald neue Aufnahmen in Hamburg

Wer sein Wohnhaus auch nach der Aktualisierung verpixelt haben möchte, muss einen neuen Widerspruch einreichen. (14.06.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 22.06.2023 | 07:00 Uhr

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