Sicherheitsmängel bei Balkon-Solaranlagen
Egal, ob in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein: Die Fördertöpfe für Balkonkraftwerke, also kleine Solaranlagen auf Balkonen oder Terrassen, werden innerhalb kürzester Zeit ausgeschöpft. Doch viele Besitzer müssen nun ihren Stecker ziehen. Denn laut Bundesnetzagentur haben zahlreiche Anlagen einen technischen Fehler.
Im Fokus steht der chinesische Konzern Deye und dessen Wechselrichter. Diese wandeln den Gleichstrom, den das Solarmodul aus dem Sonnenlicht erzeugt, in Wechselstrom um. Über eine Steckdose fließt dieser dann direkt ins Stromnetz und kann auch von Waschmaschine, Herd und Co. genutzt werden.
In vielen Wechselrichtern von Deye fehlt allerdings ein Schalter, der normalerweise binnen Bruchteilen von Sekunden dafür sorgt, dass die Anlage stromfrei ist, wenn es Probleme gibt. Das hat die Prüfung der Bundesnetzagentur nun ergeben. Dies kann dazu führen, dass Benutzer eher einen Schlag erhalten oder sogar ein Brand ausbricht. Allerdings gibt es neben dem mechanischen Schalter auch noch einen software-basierten Schutzmechanismus, der auch bei den Wechselrichtern von Deye weiterhin intakt ist.
Da die Untersuchungen noch laufen, ist unklar, wie viele Anlagen genau betroffen sind. Deye selbst sagt, es habe 400.000 Wechselrichter nach Deutschland geliefert; ein Großteil davon soll in Balkonkraftwerken verbaut sein.
Fehler trotz Zertifizierung
Die betroffenen Wechselrichter waren zertifiziert. In den Zertifikaten ist das fehlende Bauteil auch aufgeführt, nun aber nicht vorhanden. Allerdings weist das Prüfverfahren Lücken auf. Denn um die vorgegebene Norm zu erfüllen, reicht es, wenn die Hersteller ein Bauteil nur zur Prüfung einreichen. Ob das Produkt auch später in Serie so produziert wird, wird nicht standardmäßig überprüft.
Durch das fehlende Relais sei das Zertifikat nun ungültig und ein Betrieb nicht mehr erlaubt, teilte die Bundesnetzagentur dem NDR mit. Besitzer sollten sich an ihren Händler oder Netzbetreiber wenden.
Betrieb nun nicht mehr erlaubt
Deye hat bereits "Abhilfemaßnahmen" vorgeschlagen. Ob diese ausreichen, wird laut Bundesnetzagentur noch geprüft. Bei einem Neukauf von Balkonanlagen sollte vor allem darauf geachtet werden, dass ein CE-Kennzeichen, eine deutsche Bedienungsanleitung oder ein europäischer Ansprechpartner vorhanden sind.