Reinbekerin bringt Flüchtlinge in Arbeit
Willkommenskultur und schnelle Hilfe: Während seit Herbst 2015 immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen, packen hier viele freiwillige Helfer mit an. Auch im Norden: In Hamburg organisieren Anwohner in kürzester Zeit Deutschlands größte Kleiderkammer. Mittlerweile ist der Enthusiasmus der ersten Tage vielerorts verflogen - doch das Ehrenamt ist nach wie vor wichtig. Angela Merkel ehrt heute im Kanzleramt Flüchtlingshelfer aus ganz Deutschland. Dabei ist auch Kristina Kaba. Noch während ihres Studiums in Hamburg hatte sie mit Freunden eine Initiative gegründet, die Flüchtlinge an Arbeitgeber vermittelt. Die Reihe "NDR Info Perspektiven" stellt sie vor.
"Damals, als Angela Merkel gesagt hat: 'Wir schaffen das!' Das war für mich einer der Punkte in meinem Leben, wo ich mich auch aktiv auf einmal für Politik interessiert habe. Mich damit mehr auseinandergesetzt habe", erzählt Kristina Kaba zu Hause an ihrem Esstisch in Reinbek östlich von Hamburg. Im Herbst 2015 setzt sich die damalige Marketing-Studentin mit befreundeten Journalisten und Fotografen zusammen. Sie gründen die Internetseite refuburg.com. Der Name ist zusammengesetzt aus dem englischen Wort für Flüchtlinge, refugees, und Hamburg. Mit sehr persönlichen Porträts stellen sie einzelne Flüchtlinge mit Texten und Fotos vor und verbreiten diese auch in den sozialen Medien.
Schon sieben Flüchtlinge an Arbeitgeber vermittelt
"Wir legen den Fokus auf den beruflichen Werdegang, aber eben auch auf Integration. Ich möchte eigentlich rüberbringen: Was ist das für ein Mensch und wie kann er sich einbringen?", erklärt Kabe. Das Ziel sei, Flüchtlinge mit den richtigen Arbeitgebern zusammenzubringen, sodass es für beide Seiten ein Erfolg ist. Mittlerweile haben die 29-Jährige und ihr Team sieben von 14 Flüchtlingen an Arbeitgeber aus Hamburg und Umgebung vermittelt - wie Wassim Sharaf aus Syrien.
"Ich bin sehr, sehr glücklich"
Der 36-Jährige kam vor knapp zwei Jahren nach Hamburg. Mittlerweile leben auch seine Frau und die zwei Kinder hier. Schon in seinem Heimatland arbeitete er als Verkäufer. Mithilfe von Refuburg macht er jetzt eine kaufmännische Ausbildung bei einem Elektronik-Fachmarkt in Hamburg-Bergedorf. "Es ist schwierig wegen der Sprache", sagt Sharaf. In Syrien gebe es keinen Bewerbungsprozess. Dort gehe man einfach in einen Laden und sage, dass man arbeiten möchte - und das war's. "Tina hat mir geholfen, einen Arbeitsplatz zu finden, und ich bin sehr, sehr glücklich", meint der Syrer.
Weitere Mitstreiter und Partner gesucht
Erfolgsgeschichten wie die von Wassim Sharaf motivieren Kristina Kaba und ihr Team weiterzumachen. Die Einladung ins Kanzleramt empfinden sie als große Ehre. Zurzeit suchen die 29-Jährige und ihre Mitstreiter nach Sponsoren und Unternehmen, die Bewerbungen von Flüchtlingen begrüßen oder Praktika anbieten wollen. Ihrer Meinung nach ist die Phase der Erstversorgung für Flüchtlinge vorbei. Jetzt gehe es um ihre berufliche Integration. "Es wäre gut, wenn das Ehrenamt da nicht schrumpft, sondern eher wächst und mehr Menschen sich dem annehmen und Firmen sich noch mehr öffnen."
"Mund aufmachen, dagegenhalten"
Gerade mit zunehmenden fremdenfeindlichen Kommentaren in der Öffentlichkeit sollten sich die Menschen bewusst für Flüchtlinge einsetzen, findet die Gründerin von Refuburg. "Wir müssten genauso laut sein oder lauter und das Ehrenamt - da ist ein großes Potenzial. Wir sind ja ganz viele Helfer, ohne die es nicht ginge. Ich plädiere dafür, dass die Leute den Mund aufmachen und dagegenhalten."