Tränenflüssigkeitstest bei Probandin mit der Pipette am Auge (nah) © Nationales Referenzzentrum für Transmissible Spongiforme Enzephalopathien
Tränenflüssigkeitstest bei Probandin mit der Pipette am Auge (nah) © Nationales Referenzzentrum für Transmissible Spongiforme Enzephalopathien
Tränenflüssigkeitstest bei Probandin mit der Pipette am Auge (nah) © Nationales Referenzzentrum für Transmissible Spongiforme Enzephalopathien
AUDIO: Tränentest: Neue Diagnose-Methode für Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (4 Min)

Neue Diagnose-Methode für Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

Stand: 30.05.2023 16:49 Uhr

Die tödliche Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung tritt in Deutschland etwa 150 bis 180 Mal pro Jahr auf. Forschende aus Göttingen haben eine Methode entwickelt, mit der die Krankheit in der Tränenflüssigkeit nachgewiesen werden kann.

von Frederik Schulz-Greve

Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) betrifft das Gehirn und wird, ähnlich wie Alzheimer, durch veränderte Eiweiße hervorgerufen. Innerhalb weniger Monate führt die Krankheit zum Tod. Eine Therapie gibt es bisher nicht. Die neue Diagnose-Methode der Forschenden aus Göttingen kann helfen, in Zukunft Therapieansätze besser zu erforschen.

Nationales Referenzzentrum überwacht CJK-Fälle

Dr. Peter Hermann, PD Dr. Matthias Schmitz, Susana da Silva Correia © Nationales Referenzzentrum für Transmissible Spongiforme Enzephalopathien
Dr. Peter Hermann, PD Dr. Matthias Schmitz und Susana da Silva Correia gehören zu dem Göttinger Forscherteam.

Mithilfe eines Papierstreifens, der sich am Auge langsam mit Tränenflüssigkeit vollsaugt, kann die Diagnose gestellt werden. Peter Hermann hat das neue Testverfahren mitentwickelt. Er arbeitet am "Nationalen Referenzzentrum für Transmissible Spongiforme Enzephalopathien". Dort werden Creutzfeldt-Jakob-Erkrankungen deutschlandweit überwacht: "Die Symptome der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung muss man sich vorstellen wie eine Alzheimer-Erkrankung im Zeitraffer. Das, was bei einer Alzheimer-Erkrankung, also der klassisch bekannten Demenzform, über acht Jahre passiert, kann bei einer Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung über acht Wochen oder wenige Monate passieren. Deswegen: Es ist ein sehr rasch fortschreitendes, dramatisches Krankheitsbild. In der Regel versterben die Menschen nach einem halben Jahr auch daran."

Bislang werden veränderte Eiweiße über Nervenwasser bestimmt

Derzeit wird bei Verdacht auf Creutzfeldt-Jakob eine sogenannte Lumbalpunktion, ein Nadelstich im Bereich der Lendenwirbel, durchgeführt. Dabei wird Nervenwasser entnommen, in dem sich die veränderten Eiweiße, auch Prionen genannt, nachweisen lassen. Ein aufwendiges Verfahren. Matthias Schmitz arbeitet ebenfalls am Referenzzentrum in Göttingen. Er wollte das Testverfahren vereinfachen: "Die Idee dafür kam mir eigentlich schon vor fünf Jahren etwa, und dann haben wir erst mal angefangen. Man muss das Ganze auch erst mal ethisch genehmigen lassen. Das hat eine ganze Zeit gedauert. Das Ziel war es, dieses Prion-Protein eben auch in weniger invasiven Körperflüssigkeiten, wie eben der Tränenflüssigkeit, zu detektieren."

Nachweis der Krankheit auch ohne Symptome

Der Test kann auch dann die veränderten Eiweiße, die für eine Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung sprechen, nachweisen, wenn noch keine Symptome vorhanden sind. Doch weil es keine geeignete Therapie gibt, sei eine vorklinische Diagnostik ethisch fragwürdig, meint Matthias Schmitz.

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Günstigeres Testverfahren kann zukünftiger Forschung helfen

Wegen der geringen Fallzahlen ist das ökonomische Interesse der Pharmafirmen an der Therapieforschung zu Creutzfeldt-Jakob vermutlich sehr gering. Das neue Testverfahren ist günstiger und weniger aufwendig, das kann der Forschung in Zukunft helfen, gerade weil es bis jetzt noch keine Therapie gibt. Peter Hermann: "Wenn allerdings therapeutische Ansätze erprobt werden oder vielleicht auch schon die ersten da sind, wird es umso wichtiger sein, Tests zu haben, die einfach anzuwenden und früher anzuwenden sind. Denn da gilt auf jeden Fall, so der Grundsatz bei neurodegenerativen Erkrankungen - wie überall in der Medizin, dass die Effekte von Therapeutika, die Heilungschancen, einfach immer größer werden, je früher man mit der Therapie beginnt."

Zukünftige Diagnose-Methode bei Parkinson und Alzheimer?

Und vielleicht hat der Test sogar noch Bedeutung für andere neurodegenerative Erkrankungen. Die Göttinger Forschenden gehen davon aus, dass die Analyse von Tränenflüssigkeit in Zukunft auch bei Parkinson und Alzheimer eingesetzt werden könnte.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Wissen | 30.05.2023 | 16:49 Uhr

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